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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos
Autoren: E. C. Tubb
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ich will mich auf nichts einlassen. Außerdem habe ich etwas zu tun.«
    »Spielen?«
    »Stimmt.«
    »Ich dachte, Sie machten Spaß. Sie sehen nicht aus wie ein Spieler.«
    »Das ganze Leben ist ein Spiel, Shara. Bei allem, was man tut, geht man ein Risiko ein. Und wenn man spielt, kann man sich keine Ablenkung leisten.« Auch keine Komplikationen, dachte er, als er ihr nachblickte. Reiche, verwöhnte Frauen waren immer schwierig, und alles mußte nach ihrem Kopf gehen. Er drehte sich um, als sich von hinten eine Hand auf seinen Arm legte. Der Mann, dem sie gehörte, war klein und kugelrund. Er sah aus, wie ein zum Platzen aufgeblasener Ballon. Aber Carodyne ließ sich davon nicht täuschen. Presh stammte von einem Planeten mit hoher Gravitation, und das scheinbare Fett waren kräftige Muskeln.
    »Es ist alles vorbereitet, Sir«, sagte er. »Mein Herr erwartet Sie, wenn Sie soweit sind.«
    Tagh Altin, der Ekal von Kotan, war ein kleiner ausgetrockneter Mann mit schmalem Gesicht, einer Hakennase, und einer fanatischen Begeisterung für Schach. Er wartete in einem privaten Nebenzimmer vor dem Brett mit den aufgestellten Figuren. Er lächelte Carodyne entgegen.
    »Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Mark, daß Sie einem alten Mann eine Freude machen. Um wieviel wollen wir spielen? Tausend?«
    Das war ein hoher Einsatz für eine Partie – um so mehr, da sein ganzes Vermögen kaum höher war, aber er nickte gleichmütig.
    »Ich richte mich ganz nach Ihnen, mein Lord.«
    »Gut. Dann wollen wir sehen, wer eröffnet.«
    Das Brett war aus Gold und Silber, die Figuren aus Smaragd und Rubin. Carodyne nahm von jeder Farbe eine Figur und streckte die geschlossenen Hände aus. Nach langem Zögern deutete der Ekal.
    Mit unbewegtem Gesicht stellte Mark die Figuren zurück. »Ihr Zug, mein Lord.« So hatte er es gewollt.
    Tagh Altin bewegte seine Figuren zögernd. Er spitzte die Lippen und zupfte hin und wieder an seinem Ohrläppchen. Carodyne dagegen zog schnell, wie nach einem genau berechneten Plan. Doch bei beiden Männern war es Täuschung. Der Ekal hatte es nicht nötig, sich wie ein blutiger Anfänger zu benehmen, und Carodyne spielte in Wirklichkeit nach Instinkt und Überlegung. Er war ein guter Spieler, aber hier handelte es sich nicht um einfaches Schach. Er spielte gegen einen Mann, der Schach spielte. Das war der Unterschied.
    »Ein faszinierendes Spiel«, murmelte Tagh Altin. »Niemand weiß, wie alt es ist. Ich habe mindestens tausend Schachbretter in meinem Palast, jedes aus einem anderen Material, genau wie die Figuren dazu.« Er machte einen Zug. »Sie sind unvorsichtig, Mark, und bereits geschwächt.«
    Kommentarlos bewegte Mark eine Figur.
    »Ich hörte, daß Sie sich heute das Omphalos ansahen. Wie fanden Sie es?«
    »Interessant.« Carodyne bewegte einen Turm. »Eine Laune der Natur.«
    »Wie das Leben selbst – so, jedenfalls, möchten manche Philosophen es uns glauben machen. So viele Welten und so viele Rassen, und doch bestehen beunruhigende Ähnlichkeiten zwischen den einzelnen. Zufall? Vielleicht? Wer kann das schon sagen.«
    Diese Worte dienten dem Ekal hauptsächlich dazu, seine Gedanken zu verbergen und Mark abzulenken. Carodyne ignorierte sie jedoch und konzentrierte sich auf das Brett. Die Stellungen waren fast klassisch und würden bei normalem Spiel zur unvermeidlichen Niederlage führen. Er mußte den Angriff abwehren und selbst zur Attacke übergehen. Das war zwar kein typisches Schach, aber eine gute Überlebenstaktik.
    »Wissen Sie, Mark«, sagte Tagh Altin etwas später im Lauf des Spieles. »Manchmal denke ich, daß im Schach viel mehr Sinn steckt, als wir auch nur ahnen. Nehmen wir doch nur die Figuren, die wir bewegen – wir bestimmen ihr Schicksal. Wir retten sie, opfern sie, benutzen sie, wie wir es für richtig halten. Gesetzt den Fall, sie haben ein eigenes Bewußtsein – könnten Sie sich das vorstellen?«
    Carodyne zog einen Läufer und nahm einen Springer.
    »Er ist tot«, murmelte Ekal. »Oder vielleicht nur aus seiner eigenen Zeit, seinem eigenen Raum gerissen und irgendwo anders hin befördert. Ich träume häufig von einem Schachmeister, der mit den Welten spielt, und manchmal bin ich er in diesen Träumen.« Er beugte sich über das Brett und nahm den lästigen Läufer.
    »Wie Sie es im Omphalos sahen, mein Lord?« fragte Mark ruhig.
    Er hatte ins Schwarze getroffen, das sah er daran, wie Tagh Altin tief Luft holte. Sofort ging er zum Angriff über.
    »Ich glaube, wir alle
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