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Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle
Autoren: Annie West
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er sie berührte. Inständig hoffte sie, dass er nicht betrunken war und ihren Worten bedingungslos Folge leisten würde.
    Doch das Lächeln starb auf ihren Lippen. Er trug noch seine Maske, und das Haar war sehr kurz geschnitten. Aber seine blitzenden Augen schienen direkt in ihre Seele zu blicken. Außerdem streifte Carys der Duft seines Rasierwassers, den sie nie mehr vergessen hatte.
    Aber er konnte es doch unmöglich sein.
    Ihr fiel eine Narbe über seiner Augenbraue auf. Der Mann von damals war so bildschön wie ein junger römischer Gott gewesen. Keine Narben, und auch kein so blasser Teint …
    Und dennoch …
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie und richtete sich auf. Ihre Stimme klang heiser, und daher konnte man den Satz fast als sinnliche Einladung auffassen. Hastig räusperte Carys sich. „Ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemandem.“
    Sie wollte dem Mann ihre Hand entziehen, doch sein Griff wurde nur fester, und mit einer leichten Bewegung zog er Carys ein Stück nach vorn. Beinahe wäre sie gestolpert. Erwartungsvoll hob sie ihr Kinn, sah ihrem Gegenüber fest in die Augen und wartete darauf, dass dieser sein Schweigen brach.
    Doch er starrte sie nur stumm an und hielt ihre Hand umklammert.
    Allmählich meldeten sich bei Carys die Alarmglocken, und ihr Instinkt diktierte ihr, sich so schnell wie möglich aus dieser Gefahrenzone zu befreien. „Sie müssen mich loslassen!“, verlangte sie und wurde dieses Mal etwas lauter.
    Er legte den Kopf schief, und im nächsten Augenblick wurde Carys von hinten angerempelt. Sie prallte gegen seine breite Männerbrust und achtete nicht mehr auf die gemurmelte Entschuldigung, die ein Gast links von ihr über die Schulter warf. Stattdessen fühlte sie sich plötzlich wie im Rausch. Alles an diesem Mann war so vertraut, und mehr noch: Er war wie die Antwort auf ihre geheimsten Sehnsüchte. Seine Größe, seine Stärke, sein Duft, die Arme, die Hände, das Haar und die Lippen … all das hatte ihr so sehr gefehlt, und nun schien es zum Greifen nah. Er war zum Greifen nah! Aber war das die Wirklichkeit?
    Seine Hand spreizte sich besitzergreifend über ihren Po, und Carys durchfuhr ein heißes Zucken. Unbewusst drängte sie sich an den Mann heran, während gleichzeitig alles in ihrem Kopf danach schrie, sofort zu fliehen.
    Verzweifelt mobilisierte sie ihre letzten Kräfte und befreite sich aus der Umarmung. Mit zitternden Knien machte sie zuerst einen, dann zwei Schritte rückwärts, aber der Mann mit der Maske betrachtete sie nur mit einem rätselhaften Blick.
    Carys’ Hals zog sich vor Panik zusammen, und obwohl sie etwas sagen wollte, brachte sie keinen Ton heraus. Dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und drängte sich zwischen den Gästen hindurch bis zum Ausgang.
    Müde steckte Carys sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Der letzte Gast war endlich gegangen, das Hotelpersonal rückte im Saal die Möbel wieder an ihren richtigen Platz und reinigte den Parkettboden.
    Das ratternde Geräusch des Haustelefons schreckte Carys aus ihren Gedanken auf. Ständig spukte ihr dieser geheimnisvolle Fremde im Kopf herum, der ihr gleichzeitig so unfassbar bekannt vorkam.
    „Hallo?“
    „Carys? Gut, dass ich Sie noch erwische.“ Sie erkannte die Stimme des neuen Portiers, der für die Nachtschichten eingeteilt worden war. „Da ist ein dringender Anruf für Sie. Ich stelle mal durch.“
    Dringender Anruf. Diese Worte genügten, um ihr einen Schock zu versetzen und alles andere zu relativieren. Ging es etwa um Leo? War ihm etwas passiert? War er krank, oder hatte er vielleicht sogar einen Unfall?
    Atemlos wartete sie auf das Klicken, das ihr die Verbindung zum Anrufer signalisierte. Doch dann hörte sie nichts, außer einer abwartenden Stille.
    „Sarah? Was ist los? Was ist passiert?“
    Es kam keine Antwort, nur das Echo ihres eigenen angestrengten Atems.
    Dann vernahm sie eine Stimme, die sich für ihre Sinne wie dunkler Samt anfühlte.
    „Carys.“
    Nur ein einziges Wort, und jedes Härchen an ihrem Körper richtete sich auf. Dieser Bariton hatte sie in ihren Träumen verfolgt. Er besaß die Macht, ihre Stimmung zu lenken, sie innerlich zu erhitzen und ihren Verstand zu benebeln.
    Carys’ Beine gaben nach, und sie stützte sich gegen einen der Tische, die man an die Wand geschoben hatte. Mit einer Hand griff sie sich schützend an den Hals. Das konnte doch nicht sein! Trocken und schwer klebte ihre Zunge im Mund und machte das Sprechen unmöglich.
    „Wir
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