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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
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noch nur die letzten Seiten hören? Zyracc?«, hakte Timothy sofort nach.
    »Ich merke mir weder Namen noch Gesichter. Meine Geschichte ist geschrieben, die Seiten gefüllt, kein Platz mehr für neue Informationen. Wollt Ihr also jetzt die letzten Seiten hören, oder lasst Ihr mich weiterschlafen?«
    »Wir sind ganz Ohr«, antwortete Timothy und bemerkte, dass sich die Mimik des Buches plötzlich veränderte. Die matten Augen glänzten, Lachfalten bildeten sich aus den schwarzen Linien der Schrift und um die Mundwinkel dellte sich das Pergament nach innen, so dass zwei Grübchen entstanden.
    »Drusa, die gütige Hexe. Erzählt von Sephraim, Sohn von Enola, eben jener, über die zu berichten Ihr wünscht«, trug das Buch vor, dessen Stimme in einen tragenden Bass gesunken war. »Enola, die nie die Freiheit kennengelernt hatte, fürchtete sich vor den Weiten des Himmels, der nur Böses für jeden Lemuren bedeutete. Sie ängstigte sich vor den Wirrungen des dichten Waldes und noch mehr davor, einer Hexe oder gar einem Menschen zu begegnen, über die sie das Schlechteste gehört hatte«, begann das Buch zu erzählen und bei jeder Silbe flammten die fremdartigen Buchstaben auf und begleiteten seine Worte. »So beschloss sie, sich in das unterirdische Reich zu flüchten, das ebenso die schützenden Wände versprach, die sie Zeit ihres Lebens kannte. Drei Nächte und vier Tage durchwanderte Enola also mit allem Mut, den sie aufzubringen imstande war, den Wald und hielt sich dicht an dem Berg, der auch ihre Höhle, ihr Zuhause, beherbergte. Schließlich fand sie einen schmalen Durchlass und folgte dem sich anschließenden Tunnel, immer tiefer hinein, weit unter die Erde. Es sollte ein halbes Annotas vergehen, bis Enola schließlich einer anderen Seele begegnete«, sagte das Buch und blätterte sich um. »Ausgerechnet eine Hexe, vor deren Natur Enola doch hatte flüchten wollen, stellte sich ihr in den Weg. Diese erkannte sofort, dass Enola eine Halbe war, eine Schande für die Hexen, und Enola wurde schmerzlich bewusst, dass sie als eine solche niemals ihren Frieden finden würde. Weder unter den Hexen, noch unter den Lemuren. So bat sie die schwarzmagische Hexe, sie von ihrer Last zu befreien, ihre magische Seite zu verbannen. Die Hexe besprach sich mit den anderen ihrer Art, die noch in der von Lemuren besiedelten Welt geblieben waren, und kehrte zum Abendglühen mit einer Bedingung zurück. Sie würde Enolas Hexenseele in ein Buch bannen, so dass sie keine Halbe mehr sein würde, aber sie dürfe niemals Kinder bekommen, denn auch wenn der magische Teil aus Enolas Wesen verbannt war, würde sie doch diese Anlage an ihre Nachkommen weitergeben können.«
    Das Buch schnaufte laut, als wäre es langsam des Erzählens müde, und Timothy verknotete seine Finger vor lauter Anspannung. Gleich würde er erfahren, wo die Drudel versteckt lag und in jeder Minute, die verstrich, konnte Zyracc schon auf den Weg dorthin sein und den Ältesten zuvorkommen. Die Prophezeiung hatte lediglich gesagt, ein Mensch würde den Weg zu der Drudel weisen, nicht jedoch, wem sie diesen Weg weisen würde.
    Als das Buch auch noch anhaltend gähnte, meinte Timothy vor Spannung zu platzen, doch dann holte es tief Luft und sprach weiter: »Enola versprach es, und es bedurfte elf schwarzmagischer Hexen, um sie von der Last ihrer Zerrissenheit zu befreien. Das Erste aller Hexenbücher trug den Namen von Enolas Eltern, den einzigen Wesen, die sie bis dahin gekannt hatte.«
    »Und aus Drusa und Delvor wurde Drudel«, murmelte Timothy, der sich die Worte des Märchenerzählers in den Kopf rief. Anscheinend hatte auch der nicht die ganze Geschichte um Drusa gekannt.
    »Und aus Drusa und Delvor wurde Drudel«, wiederholte das Buch. »Die Hexen ließen Enola ihres Weges ziehen, trauten ihrem Versprechen jedoch nicht. Gemeinsam erschufen sie dort, wo das wachsende Gestein sich von der Decke bis zum Boden streckte, in einem Wald aus steinernen Säulen einen Stammbaum, mit Enola beginnend, der sich wie von Geister Hand fortschreiben sollte, würde Enola ihren Schwur brechen und Kindern das Leben schenken. Bevor die letzten verbliebenen Hexen die unterirdische Welt endgültig verließen, versteckten sie die Drudel in dem Wald der Ahnen und belegten ihn mit einem Zauber. Sollte noch ein Mal Hexenblut in den Adern gewöhnlicher Lemuren fließen, würde es nie wieder einem Lemuren möglich sein, den magischen Wald zu betreten und damit die einzige Möglichkeit, den Bann
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