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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache
Autoren: Col Buchanan
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warteten. Alle wussten, dass dies die Entscheidungsschlacht war. Alles, was beide Seiten aufstellen konnten, war zu diesem letzten Zusammenprall aufgeboten worden.
    Ein Schrei erhob sich und breitete sich unter den Reihen aus. General Osch o ¯ , der Anführer des Leuchtenden Weges, preschte auf seinem reinrassigen schwarzen Zel Windspiel an den Reihen des Flügels entlang – an den Männern, die heute die linke Flanke der Hauptformation schützten. Eine Lanze ragte aufrecht aus seiner Faust hervor; ein rotes Banner flatterte daran über dem Staub, den die Hufe seines Reittieres aufwirbelten. Ein Bild war auf den Stoff gestickt: das der einäugigen Ninschi, der Beschützerin der Besitzlosen. Es flatterte und zuckte wie eine Flamme.
    Osch o ¯ bewegte sich mit der leichten Anmut eines Mannes, der einen morgendlichen Ausritt unternahm, und er war genauso zuversichtlich wie der Rest der Veteranen in diesem Flügel. Ihre Strategie für die Schlacht war vernünftig, und sie war von General Nisan persönlich ersonnen worden, dem höchsten Befehlshaber der Armee und militärischen Helden der Revolution. Als die Armee in der letzten Nacht ihre Versammlung abgehalten hatte, war die Abstimmung mit großer Mehrheit zu seinen Gunsten ausgegangen.
    Während der Hauptteil der Streitkräfte als Köder für die übermächtigen Feinde dienen und Ausfälle auf die Flanken der Kriegsherren gemacht werden sollten, würde der Todesstoß durch die Schwarzen Sterne erfolgen, der schweren Kavallerie von General Schins Flügel, die sich im hohen Gras im Südwesten versteckt hielten, unmittelbar hinter den Reihen des Leuchtenden Weges. Wenn jeder Flügel des Feindes in Kampfhandlungen verwickelt war, würden sie in einem schnellen, weiten Bogen zustoßen, in der allgemeinen Verwirrung dem Feind in den Rücken fallen und ihm eine Niederlage beibringen, wie es schon unzählige Male der Fall gewesen war.
    »Heute ist der Tag, Brüder!«, brüllte General Osch o ¯ mit großer Leidenschaft. »Heute ist der Tag!«
    Die Männer hoben die Lanzen und jubelten, als er an ihnen vorbeikam. Sogar Asch, dem die Zurschaustellung von Begeisterung nicht lag, verspürte ein anschwellendes Gefühl des Stolzes, als die Männer fröhlich schrien und die Fäuste schwenkten. Sein Sohn war einer von ihnen.
    Eine Staubwolke erhob sich um den General, als er sein Kriegs-Zel zum Stillstand brachte. Mit tänzelnden Schritten wendete er das Tier und blickte hinüber zu den fernen Reihen des Feindes. Bei ihrem Anblick schnaubte das Zel und schlug mit dem Schweif. Osch o ¯ und Windspiel warteten gemeinsam, während sich Stille niedersenkte.
    »Bei den Eiern des Narren, ich hoffe, er hat Recht«, brummte Kosch und deutete mit dem Kopf auf ihren charismatischen Anführer. »Meinst du nicht auch, dass es Zeit ist, diese Jungen nach Hause zu ihren Müttern zu bringen?«
    Das war eine Frage, die keiner Antwort bedurfte.
    Überall um sie herum peitschten die Daojos gegen die Flanken der Zele und riefen den Männern zu, sie sollten sich enger zusammenschließen. Dann erinnerten sie die Kämpfer an ihre Befehle und die grundlegenden Anordnungen, die sie für diese Schlacht erhalten hatten.
    »Wie ich hörte, haben die Lehensherren jedem General, der bereit ist, die Seiten zu wechseln, eine Kassette mit Diamanten angeboten.«
    Asch schnippte eine Grasfliege von seiner Wange. »Pah. Wann haben sie es einmal nicht versucht, uns zu kaufen? Heute ist es nicht anders als sonst.«
    »Ja. Aber heute ist der Tag.«
    Sie kicherten; ihre Kehlen waren rau vom Rauch der Pfeifen und der Lagerfeuer aus der vergangenen Nacht.
    Es stimmte, was Asch gesagt hatte. In den frühen Tagen des Aufstands, als die Armee der Volksrevolution kaum mehr als ein abgerissener Haufen ohne jede Zuversicht, ohne Zusammenhalt oder nennenswerte Siege gewesen war, hatten die Lehensherren jedem einzelnen Kämpfer ein kleines Vermögen in ungeschliffenen Diamanten geboten, wenn sie sich auf die gegnerische Seite schlugen.
    Einige waren tatsächlich zu den Reihen der Lehensherren abgewandert – etliche sogar. Aber diejenigen, die das Angebot abgelehnt hatten und trotz ihrer schwierigen Lage kämpfen wollten, hatten eine unerwartete Kraft in ihrer gemeinsamen Weigerung gefunden, sich an jene zu verkaufen, die sie nur ausnutzen würden. In den Reihen, in denen viele durch Hunger, bitteren Verlust und die andauernde Gefahr, gefangen genommen oder getötet zu werden, demoralisiert gewesen waren, hatte sich ein neuer
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