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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache
Autoren: Col Buchanan
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hinüber zu Coya und dem lachenden Mönch. Seine Flasche hatte er erst einmal vergessen.
    Gib ihm Zeit , dachte Asch, denn er kannte seinen alten Freund nur allzu gut.
    »Du solltest dir die Geschichten des Mönchs anhören«, sagte er und sah ebenfalls hinüber zu Mier. »Er ist weit gereist.«
    »Weiter als wir? Bestimmt nicht.«
    »Er hat mir gesagt, dass er auf den Inseln des Himmels war.«
    »So weit?«, fragte Kosch und nickte widerwillig.
    »Der alte Seher hält auch eine Geschichte bereit«, sagte Kosch. »Erinnerst du dich an Ché, unseren Lehrling, der auf so rätselhafte Weise verschwunden ist? Er sagt, der Mann sei in der Nacht des Angriffs zu ihm gekommen. Und er hat dem Seher das Leben gerettet, indem er ihn versteckt hat.«
    Asch schenkte ihm einen verwirrten Blick. »Eine seltsame Geschichte«, meinte er. Er nahm einen großen Schluck und spürte das Brennen tief im Magen. Er fragte sich, was der junge Diplomat nun wohl machte und ob er überhaupt noch lebte.
    Erstaunt stellte er fest, dass er ihm alles Gute wünschte. Sein Kopf fühlte sich endlich wieder klar an. Und sein Herz war weit geöffnet.
    Asch beobachtete die Versammelten und bemerkte, wer in der Gruppe fehlte, wen sie verloren hatten – Männer, mit denen er sein halbes Leben in den kalten Bergen von Cheem verbracht hatte.
    »Ich dachte, ihr seid alle tot«, gestand er.
    »Ja, wir hatten mehr Glück, als wir verdient haben. Es tut mir übrigens sehr leid. Ich habe getrauert, als ich von deinem Verlust gehört habe. Der Junge hatte Besseres verdient.«
    Wieder nahm Asch einen Schluck.
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte er und beugte sich weiter zu Kosch hinüber, so dass er Asch im Lärm der Feier besser hören konnte. »Es mag einen Weg geben, mein Freund.«
    »Einen Weg?«
    »Nico zurückzubringen.«
    Kosch betrachtete Asch eingehend und schien nach Anzeichen für eine Geisteskrankheit zu suchen. Er blinzelte und wusste offensichtlich nicht, was er von diesen Worten halten sollte. »Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.«
    »Mier kennt einen Weg. Wenn wir uns ihm anschließen, wird er ihn mir zeigen.«
    »Glaubst du wirklich, dass so etwas möglich ist?«
    »Nein, nicht hier. Aber auf den Inseln des Himmels …«
    »Du willst die Toten erwecken? Also bitte!«
    Er wusste, wie das für seinen alten Freund klingen musste, und lächelte ihn unsicher an.
    »Du willst uns schon wieder verlassen«, erkannte Kosch und fuhr zusammen. »Nach dem ganzen Gerede darüber, den Freien Häfen zu helfen, willst du wieder weggehen.«
    »Nur für kurze Zeit. Aber jetzt wird es leichter für mich sein, wenn ich weiß, dass es jemanden gibt, zu dem ich zurückkehren kann.«
    Kosch schenkte ihm wieder ein und dachte darüber nach. Er schüttelte heftig den Kopf, als wollte er alle Gedanken darin zerstreuen, dann hob er seinen Becher und stieß gegen den in Aschs Hand an. Ein wenig Cheemfeuer platschte dabei auf ihre Hände.
    »Mit ganzem Herzen«, verkündete er.
    Sie lehnten sich zurück und genossen die Gegenwart des anderen schweigend.
    Mier erzählte seine Geschichten vor dem Feuer neben Coya und dem Seher. Die Männer waren bereits betrunken. Und alle anderen Personen im Zelt auch.
    Baracha saß neben seiner Tochter und redete fröhlich mit ihr. Aléas lachte über irgendwas, er riss den Mund weit auf, sah den jungen Lehrling Florés an und lud ihn ein, an seinem Vergnügen teilzuhaben.
    Asch lehnte sich zurück, machte es sich bequem und starrte tief in die Flammen. Einen Augenblick lang glaubte er, das Lachen eines anderen jungen Mannes zu hören – oder zumindest die Erinnerung daran.
    Er hielt den Kopf schräg in der Hoffnung, es ein weiteres Mal zu vernehmen.
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