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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
Autoren: Christine Guthann
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Mutter?“, wollte Lucy wissen.
    Fay antwortete nicht. Sie lag auf der Seite und starrte die Wurzeln an, die sich unter ihnen wie Schlangen über den Boden ringelten. Auch sie schimmerten in einem zarten Licht. Es sah ein bisschen wie Elmsfeuer aus.
    „Sie war eine starke Frau und herrschte auf ihre Weise“, murmelte die Prinzessin. „Sie wollte uns mit diesem Brief sicher nicht wehtun.“
    „Warum hat sie es uns nie erzählt?“
    „Vielleicht, weil sie es niemals jemandem erzählen wollte. Kurz bevor sie starb, hat sie gesehen, dass die Magischen Ritter bis nach Yspiria kommen werden. Das hat sie vermutlich dazu verleitet, diesen Brief überhaupt erst zu schreiben.“
    „Du meinst, sie hätte Miray unter anderen Umständen nie erwähnt und ihn im Stich gelassen ...?“
    Fay drehte sich zu Lucy um.
    „Sie hat ihn im Stich gelassen, Schwesterchen. Er weiß ja nicht einmal, wer seine Mutter ist. Wer weiß, was Effèlan ihm erzählt hat.“
    „Vielleicht ist er aber auch ganz nett“, meinte Lucy. „Wir könnten ihm doch alles erklären. Vielleicht würde er es verstehen.“
    Fay schüttelte entschieden den Kopf. „Niemand, der bei König Effèlan aufwächst, kann nett sein. Vermutlich hat der König ihn zu einem richtigen Scheusal erzogen.“
    „Ich bin neugierig, ob er uns ähnlich sieht.“
    „Gewöhne dich nicht zu sehr an diesen Gedanken. Du weißt, was wir vorhaben.“
    Lucy verstummte und blickte weiterhin in die Sternbilder hinauf.
    „Ja ...“, meinte sie. „Es ist noch weit bis nach Effèlan.“
    Fay nickte und schloss die Augen. Natürlich hatte auch sie Zweifel, aber sie würde sie Lucy nicht zeigen. Einer von ihnen beiden musste stark bleiben. Ihr Vorhaben war einfach zu wichtig. Und außerdem waren sie schon viel zu weit von Shidabayra fort. Selbst wenn sie gewollt hätten, hätten sie nicht mehr umkehren können.
                                                                               *
    König Tahut stand auf dem Balkon des fünften Westturmes und blickte mit umwölkter Stirn nach Osten. Der Sichelmond war soeben über dem Wald von Yspiria aufgegangen, als der Drachenfürst, Nevantio von Romec, und ein Gardewächter aus den hohen Torbögen hinter ihm traten. Der Wächter fiel auf ein Knie nieder, während sich der Drachenfürst nur kurz verneigte.
    „Habt Ihr etwas gefunden?“, wollte der König wissen, ohne seine Augen von der weiten Fläche des Waldlandes abzuwenden.
    „Nein ... mein König“, antwortete der Gardewächter und nahm den Adlerhelm vom Kopf, um ihn sich unter den Arm zu klemmen.
    „Die beiden Ausreißerinnen werden sicher bald von alleine wieder heimkehren“, versuchte Nevantio den König zu beruhigen.
    Tahut warf ihm einen gelangweilten Blick zu. „Dort unten wimmelte es nur so von Ashjafal. Erst gestern Vormittag gab es einen erbitterten Kampf am Westufer des Yspaflusses. Die beiden wurden mit großer Wahrscheinlichkeit aufgegriffen. Ich werde mich an König Effèlan wenden müssen, um ... alle meine Kinder von ihm freizukaufen. Nicht nur den einen Sohn, den ich nie hatte!“
    Die letzten Worte hatte König Tahut besonders laut gesprochen. Seine Brust hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen. „Ich kann noch immer nicht glauben, dass die Zwillinge mir das angetan haben! Von Fay hätte ich es mir erwartet, aber ohne Lucy hätte sie nie etwas unternommen. Und bei Lucy war ich felsenfest davon überzeugt, dass sie niemals einen Fuß vor die Mauern von Shidabayra setzen würde.“
    Der kniende Wächter erhob sich langsam, und Nevantio nickte zustimmend ... wenn auch nicht besonders überzeugt.
    „Es ist eine große Respektlosigkeit, die die Prinzessinnen sich da erlaubt haben“, sagte er in trockenem Tonfall. „Ihr solltet Euch eine gerechte Strafe für sie ausdenken, wenn sie zurückkehren.“
    „Ja, wenn sie zurückkehren!“, heulte Tahut.
    Unter ihnen im Wald raschelte es. Die drei Männer blickten in die nächtliche Finsternis. Ein Blauvogel erhob sich aus einer der Sturmweiden und breitete sein himmelblaues Gefieder aus, das im krassen Gegensatz zur nächtlichen Dunkelheit stand.
    „Ich will, dass Ihr meine Töchter wieder nach Hause bringt“, befahl König Tahut dem Gardewächter, dessen Gesicht deutlich blasser wurde. „Findet sie, koste es, was es wolle. Nehmt so viele Männer mit wie nötig. Wenn die Ashjafal sie noch nicht erwischt haben, müssen sie hier in diesen
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