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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen
Autoren: Richard Bach
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allerhand waghalsige Kunststücke gemacht hätten.
    Ich beobachtete die Travel Air, wie sie immer größer wurde und über der Wiese ihre Kurven zog. Dann ließ er sie seitwärts fallen, und zwar so schräg, wie ich niemals mit einem kleinen Mädchen, das Höhenangst hatte, geflogen wäre. Dann glitt sie über das Maisfeld und den Zaun und ließ sich sanft in einer Dreipunktlandung auf das Gras herunter. Es war wundervoll. Donald Shimoda mußte eine lange Flugerfahrung haben, um so perfekt zu landen.
    Das Flugzeug rollte, bis es neben uns zum Stehen kam, und zwar aus eigener Kraft. Der Propeller drehte sich mit einem leisen Klacken und stand still. Ich sah genau hin. Keine toten Insekten, keine einzige zerquetschte Fliege auf diesen knapp drei Meter langen Schaufeln.
    Ich löste den Sicherheitsgurt der Kleinen, machte die Tür des vorderen Cockpits auf und zeigte ihr, wie sie aussteigen sollte, um nicht mit dem Fuß auf die Bespannung zu treten.
    »Na, wie war's?« fragte ich.
    Aber sie hatte es überhaupt nicht wahrgenommen.
    »Opa, ich hab keine Angst mehr! Ehrlich, ich hab mich überhaupt nicht gefürchtet! Das Haus hat wie ein kleines Spielzeug ausgesehen, und Mama hat gewinkt, und Don hat gesagt, ich fürchte mich nur, weil ich einmal heruntergefallen und gestorben bin, und ich brauchte mich nicht mehr zu fürchten! Ich will Pilot werden, wenn ich groß bin, Opa, ich werde dann selber ein Flugzeug haben, ich werde den Motor instand halten und überallhin fliegen und die Leute mitnehmen! Darf ich?«
    Shimoda lächelte dem Mann zu und hob die Schultern.
    »Er hat dir gesagt, du wirst Pilot werden, Sarah, stimmt's?« »Nein, aber ich werde es. Du weißt doch, daß ich Maschinen reparieren kann.«
    »Das kannst du mit deiner Mutter bereden. Jedenfalls müssen wir beide jetzt nach Hause.«
    Sie bedankten sich bei uns; einer ging langsam, der andere rannte zu dem Laster. Beide waren durch das, was sich auf dem Feld und in der Luft ereignet hatte, verändert.
    Dann kamen zwei Autos und dann noch eins, und als es Mittag geworden war, wollten eine Menge Leute Ferris aus der Luft bestaunen. Wir flogen ein gutes Dutzend Rundflüge so schnell hintereinander wie nur möglich, und dann lief ich zur Tankstelle, um für die Fleet Treibstoff zu holen. Wieder Passagiere, und dann noch ein paar, und schließlich war es Abend, und wir waren pausenlos abwechselnd geflogen, bis die Sonne untergegangen war.
    Auf einer Tafel irgendwo stand: 200 Einwohner, und als es ganz dunkel geworden war, meinte ich, wir hätten alle zweihundert geflogen und noch einige aus der Umgebung obendrein. Ich war so beschäftigt gewesen, daß ich gar nicht daran dachte, Don zu fragen, was er Sarah erzählt und ob er die Geschichte mit dem Tod erfunden hatte oder sie womöglich selber glaubte. Ab und zu hatte ich, während Fluggäste ein- und ausstiegen, seine Maschine inspiziert. Sie blieb makellos, nirgendwo war ein Ölspritzer. Offenbar flog er so geschickt, daß er den Insekten auswich, die ich alle zwei Stunden von meiner Windschutzscheibe wischen mußte.
    Als wir endlich Schluß machten, war nur noch ein Streifen von Tageslicht am Himmel. Ich legte trockene Maisstengel auf meinen kleinen Feldkocher und darüber ein paar Stücke Holzkohle. Dann zündete ich sie an. Jetzt war es ganz dunkel. Die Flammen warfen ihre Farben auf die abgestellten Maschinen, und das goldfarbene Stroh funkelte in der Glut.
    Ich untersuchte den Proviantkasten. »Entweder Suppe oder Eintopf oder Spaghetti«, sagte ich. »Oder Birnen oder Pfirsiche. Möchtest du heiße Pfirsiche?«
    »Mir egal«, sagte er. »Irgend etwas oder nichts.«
    »Mann, bist du denn nicht hungrig nach soviel Arbeit?«
    »Ehrlich gesagt, reizt mich deine Auswahl nicht sehr, es sei denn, der Eintopf ist einigermaßen.«
    Ich öffnete die Konservendose mit einem Schweizer Luftwaffenmesser, tat dasselbe mit der Dose mit den Spaghetti und stellte beide aufs Feuer.
    Dollarscheine knisterten in meinen Taschen... Jedesmal war es dieser Teil des Tages, den ich besonders gern hatte. Ich holte die Geldscheine heraus, und ohne sie zu glätten, zählte ich sie. 147 Dollar, ich überschlug es im Kopf, was mir niemals leicht fällt.
    »Also das macht.. . das macht. . . mal sehen: vier und zwei im Sinn... das macht neunundvierzig Flüge insgesamt! Ein Rekord, Don, über hundert Dollar pro Tag, nur ich und die Fleet. Du mußt glatte zweihundert gemacht haben... mit deinen zwei Passagieren bei jedem Flug, hab ich recht? Du
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