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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati
Autoren: Dan Brown
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dass seine Sammlung musealer Artefakte nichts weiter wäre als der leicht durchschaubare Versuch, ein leeres Heim zu füllen, ein Heim, das ihrer beharrlichen Meinung nach sehr von der Gegenwart einer Frau profitieren würde. Langdon tat die Bemerkungen stets lachend ab und entgegnete, dass es bereits drei große Lieben in seinem Leben gäbe – Symbolologie, Wasserball und Singledasein. Letzteres bot ihm die Freiheit, durch die Welt zu reisen, so lange zu schlafen, wie er wollte, und stille Abende zu Hause mit einem Brandy und einem guten Buch zu genießen.
    »Es ist wie eine kleine Stadt«, sagte der Pilot und riss Langdon aus seinen Tagträumen. »Mehr als nur Labors. Wir haben Supermärkte, ein Spital und sogar ein Kino.«
    Langdon nickte mechanisch und blickte hinaus auf die ausgedehnte Ansammlung von Gebäuden, die sich vor ihnen erhob.
    »Tatsächlich besitzen wir sogar die größte Maschine der Welt«, fügte der Pilot hinzu.
    »Wirklich?« Langdon suchte die Landschaft ab.
    »Da draußen suchen Sie vergeblich, Sir.« Der Pilot lächelte. »Sie befindet sich sechs Stockwerke unter der Erde.«
    Langdon hatte keine Gelegenheit nachzufragen. Ohne Vorwarnung trat der Pilot auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen vor einem Wachhaus aus Stahlbeton zum Stehen.
    Langdon las das Schild vor ihnen: 
     
    SECURITE. ARRETEZ 
     
    Plötzlich begriff er, wo er war, und Panik stieg in ihm auf. »Mein Gott, ich habe keinen Pass dabei!«
    »Pässe sind unnötig«, versicherte ihm der Fahrer. »Wir haben eine Ausnahmeregelung mit der schweizerischen Regierung.«
    Verblüfft beobachtete Langdon, wie der Fahrer dem Wachtposten einen Ausweis gab. Der Posten schob den Ausweis in einen elektronischen Scanner. Die Maschine blinkte grün.
    »Name des Passagiers?«
    »Robert Langdon«, antwortete der Fahrer.
    »Gast von?«
    »Direktor Kohler.«
    Der Wachtposten hob die Augenbrauen. Er wandte sich um, blätterte durch einen Computerausdruck und verglich die Daten mit den Anzeigen auf seinem Monitor. Dann wandte er sich wieder dem Fenster zu. »Einen angenehmen Aufenthalt, Professor Langdon.«
    Der Wagen raste erneut los und beschleunigte bis kurz vor einen Kreisverkehr, von dem aus es zum Haupteingang der Anlage ging. Vor ihnen ragte eine rechteckige, ultramoderne Konstruktion aus Stahl und Glas auf. Langdon war hingerissen von dem transparenten Design. Er hatte schon immer eine Vorliebe für großzügige Architektur gehabt.
    »Die Glaskathedrale«, erklärte sein Begleiter.
    »Eine Kirche?«
    »Oh, nein. Wir haben hier fast alles, nur keine Kirche. Unsere Religion heißt Physik. Sie können so viele gotteslästerliche Flüche ausstoßen, wie Sie wollen.« Der Fahrer lachte. »Aber wagen Sie nicht, etwas gegen Quarks oder Mesonen zu sagen.«
    Langdon schwieg benommen, während der Fahrer den Wagen durch den Kreisel lenkte und vor dem Glasgebäude hielt. Quarks und Mesonen? Keine Passkontrolle? Mach-15-Jets? Wer, zur Hölle, sind diese Leute?
    Die große behauene Granitplatte vor dem Gebäude gab ihm die Antwort:
     
    CERN
     
    Conseil Europeen pour la Recherche Nucleaire
     
     
    »Nukleare Forschung?«, fragte Langdon und war ziemlich sicher, dass seine Übersetzung korrekt war.
    Der Fahrer antwortete nicht. Er hatte sich vorgebeugt und drehte an den Knöpfen des Kassettenspielers. »So, wir sind da. Der Direktor wird Sie am Eingang in Empfang nehmen.«
    Langdon sah einen Mann in einem Rollstuhl aus dem Gebäude kommen. Er sah aus wie Anfang sechzig, hager, vollkommen kahl und mit strengem Gesichtsausdruck. Er trug einen weißen Laborkittel, und seine Schuhe waren fest in die Fußstütze des Rollstuhls gestemmt. Selbst auf die Entfernung wirkten seine Augen leblos wie graue Steine.
    »Das ist er?«, fragte Langdon.
    Der Fahrer blickte auf. »Also, wenn das nicht…« Er wandte sich zu Langdon um und grinste beunruhigend. »Wenn man vom Teufel spricht…«
    Unsicher, was ihn erwartete, stieg Robert Langdon aus dem Wagen.
    Der Mann im Rollstuhl kam auf ihn zu und reichte ihm eine feuchtkalte Hand. »Mr. Langdon? Wir haben miteinander telefoniert. Ich bin Maximilian Kohler.«
      

7.
     
    Maximilian Kohler, Generaldirektor von CERN, wurde hinter seinem Rücken »der König« genannt. Es war ein Titel, der mehr von Furcht zeugte denn von Ehrerbietung für einen Mann, der sein Reich vom Rollstuhl aus regierte. Nur wenige kannten Kohler persönlich, doch jeder bei CERN hatte die schreckliche Geschichte gehört, wie es zu
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