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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati
Autoren: Dan Brown
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entfernten Land.
     

8.
     
    Als Langdon und Kohler auf der Rückseite des Hauptgebäudes von CERN in das grelle Licht der Sonne traten, fühlte sich Langdon, als wäre er irgendwie nach Hause versetzt worden. Die Szenerie vor seinen Augen besaß verblüffende Ähnlichkeit mit dem Campus einer amerikanischen Eliteuniversität.
    Ein grasbewachsener Hang erstreckte sich in eine weite Ebene hinein. Kleine Gruppen von Zuckerahorn auf großzügigen Freiflächen waren gesäumt von Wohnhe imen und Fußwegen, Leute mit Büchern und Papieren eilten zwischen den Gebäuden umher. Wie um die Campus-Atmosphäre zu untermalen, schleuderten zwei langhaarige Hippies eine Frisbeescheibe, während aus einem offenen Fenster Gustav Mahlers Vierte Symphonie erklang.
    »Das sind die Unterkünfte für unsere Mitarbeiter«, erklärte Kohler, während er mit seinem Rollstuhl den Weg hinunter zu den Gebäuden einschlug. »Wir beschäftigen über dreitausend Physiker. Mehr als die Hälfte aller Teilchenphysiker der Welt arbeitet bei CERN, die klügsten Köpfe auf diesem Planeten. Deutsche, Japaner, Italiener, Holländer, was immer Sie wollen. Unsere Physiker repräsentieren mehr als fünfhundert Universitäten und sechzig Nationalitäten.«
    Langdon staunte einmal mehr. »Und wie kommunizieren so viele verschiedene Nationalitäten miteinander?«
    »Auf Englisch natürlich. Die universale Sprache der Wissenschaft.«
    Langdon hatte stets geglaubt, Mathematik sei die universale Sprache der Wissenschaft, doch er war zu müde, als dass er widersprochen hätte. Pflichtschuldigst folgte er Kohler den Weg hinunter.
    Auf halbem Weg joggte ein junger Mann vorüber. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift: 
     
    NO GUT, NO GLORY!
     
    Langdon starrte ihm verwirrt hinterher. »GUT?«
    »Grand Unified Theory oder große Vereinigungstheorie aller Kräfte«, spöttelte Kohler. »Die Theorie von allem, sozusagen.«
    »Ich verstehe«, sagte Langdon und verstand überhaupt nichts.
    »Sind Sie vertraut mit Teilchenphysik, Mr. Langdon?«
    Langdon zuckte die Schultern. »Ich bin ein wenig mit allgemeiner Physik vertraut – fallende Körper und dergleichen.«
    Seine Jahre als Turmspringer hatten ihm einen gehörigen Respekt vor den beeindruckenden Kräften der Erdbeschleunigung eingeflößt. »Die Teilchenphysik beschäftigt sich mit Atomen, nicht wahr?«
    Kohler schüttelte den Kopf. »Atome sind so groß wie Planeten im Vergleich zu dem, womit wir uns befassen. Unser Interesse gilt dem Kern von Atomen, dem Nukleus – ein Zehntausendstel dessen, was ein Atom ausmacht.« Er hustete erneut. Es klang krank. »Die Männer und Frauen bei CERN suchen nach Antworten auf eine Frage, die die Menschheit seit Anbeginn der Zeit beschäftigt. Woher kommen wir, und woraus sind wir gemacht?«
    »Und diese Antworten findet man in einem Physiklabor?« »Das klingt gerade so, als wären Sie überrascht.«
    »Bin ich auch. Die Frage erscheint mir eher spiritueller  Natur.«
    »Mr. Langdon, früher einmal waren alle Fragen spirituell. Seit  Anbeginn der Zeit hat man Spiritualität und Religion benutzt,  um die Lücken aufzufüllen, die von der Wissenschaft nicht  erklärt werden konnten. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang  wurden einst Helios und seinem flammenden Streitwagen  zugeschrieben. Erdbeben und Flutwellen waren die Rache Poseidons. Die Wissenschaft hat bewiesen, dass diese Götter falsche Idole waren. Bald schon werden wir sämtliche Götter als falsche Idole entlarvt haben. Die Wissenschaft hat Antworten auf nahezu jede Frage geliefert, die ein Mensch nur stellen kann. Es gibt nur noch wenige offene Fragen, und sie sind esoterischer Natur. Woher kommen wir? Was tun wir hier? Welche  Bedeutung hat das Leben, das Universum?«
    Langdon staunte. »Und CERN versucht diese Fragen zu  beantworten?«
    »CERN beantwortet diese Fragen.«
    Langdon verstummte, und die beiden Männer eilten zwischen  den Wohnheimen hindurch. Die Frisbeescheibe segelte über sie  hinweg und landete vor Langdons Füßen. Langdon hob sie auf  und warf sie geschickt zurück. Der alte Mann fing die Scheibe  mit der Fingerspitze und ließ sie einige Male kreiseln, bevor er  sie über die Schulter zu seinem Partner schleuderte. »Merci!«,  rief er Langdon zu.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Kohler, als Langdon ihn  endlich eingeholt hatte. »Sie haben gerade mit einem  Nobelpreisträger Frisbee gespielt. George Charpak, Erfinder der  mehradrigen Proportionalkammer.«
    Langdon nickte. Ist
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