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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati
Autoren: Dan Brown
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Artefakten aus der ganzen Welt – einem ekuaba aus Ghana, einem goldenen Kreuz aus Spanien, einem kykladischen Idol aus der Ägäis; sogar ein seltener gewebter boccus aus Borneo war darunter, das Kriegersymbol ewiger Jugend.
    Als Langdon auf seiner messingbeschlagenen Maharischi Truhe saß und die warme Schokolade genoss, bemerkte er im Glas des Erkerfensters sein Spiegelbild. Es war verzerrt und bleich… wie ein Gespenst. Ein alterndes Gespenst, dachte Langdon und fühlte sich auf grausame Weise daran erinnert, dass sein jugendlicher Geist in einer sterblichen Hülle wohnte.
    Obwohl im klassischen Sinn nicht ausgesprochen gut aussehend, besaß der fünfundvierzigjährige Langdon doch, was seine weiblichen Kolleginnen als die Anziehungskraft der »Weisheit« bezeichneten – graue Strähnen in dem dichten braunen Haar, durchdringend blaue Augen, eine fesselnde dunkle Stimme und das selbstbewusste, sorgenfreie Lächeln des Collegesportlers. Er war sowohl in der Vorbereitungsschule als auch am College als Turmspringer in der Schulmannschaft gewesen, und er besaß noch immer die Figur eines Schwimmers, kraftvoll und über eins achtzig groß, die er wachsam mit täglich fünfzig Bahnen im Becken der Universität trainierte.
    Langdons Freunde waren nie ganz klug aus ihm geworden. Ein Mann, der zwischen den Jahrhunderten gefangen war. An Wochenenden konnte man ihn in Bluejeans im Viertel treffen, wo er mit Studenten über Computergrafik oder Religionsgeschichte diskutierte; dann wieder sah man ihn in seinem Jackett aus Harris-Tweed mitsamt Paisley-Weste, wenn er zu Museumseröffnungen eingeladen wurde, Vorträge hielt oder für die Titelseiten teurer Kunstmagazine fotografiert wurde.
    Obwohl Langdon ein strenger Lehrer und Zuchtmeister war, gehörte er doch zu jenen, die der »verlorenen Kunst von gutem, harmlosem Spaß« anhingen. Er genoss seine Freizeit mit einem ansteckenden Fanatismus, der ihm unter seinen Studenten eine fast brüderliche Anerkennung eingebracht hatte. Sein Spitzname auf dem Campus – »der Delfin« – war eine Anspielung nicht nur auf seine umgängliche Art, sondern auch auf die Fähigkeit, in ein Becken zu springen und in einem Wasserballspiel eine ganze gegnerische Mannschaft zum Narren zu halten.
    Während Langdon dasaß und geistesabwesend in die Dunkelheit starrte, wurde die Stille seines Hauses erneut gestört, diesmal vom Klingeln des Faxgeräts. Zu erschöpft, um sich zu ärgern, stieß Langdon ein müdes Kichern aus.
    Gottes Volk, dachte er. Seit zweitausend Jahren warten sie auf ihren Messias, und sie sind immer noch hartnäckig wie die Pest.
    Übernächtigt brachte er den leeren Becher in die Küche und tappte von dort aus langsam in sein mit Eichenpaneelen verkleidetes Arbeitszimmer. Das angekommene Fax lag im Ausgabebehälter. Seufzend nahm er das Blatt und warf einen Blick darauf.
    Im gleichen Augenblick stieg eine Welle von Übelkeit in ihm hoch.
    Es war das Bild eines menschlichen Leichnams. Der Körper war splitternackt und der Kopf so weit verdreht, dass das Gesicht ganz nach hinten zeigte. Auf der Brust des Toten war eine grässliche Brandwunde. Der Mann war gebrandmarkt worden… mit einem einzigen Wort. Es war ein Wort, das Langdon bestens kannte. Er starrte ungläubig auf die kunstvollen Buchstaben.
        

     

    »Illuminati«, stammelte er, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Das kann nicht sein…
    Wie in Zeitlupe, als fürchtete er, was seine Augen sehen würden, drehte er das Blatt um hundertachtzig Grad und betrachtete das Wort auf dem Kopf.
    Ihm stockte der Atem. Es war, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Er traute seinen Augen nicht, als er das Fax erneut drehte und das Brandmal einmal auf dem Kopf und einmal richtig herum las.
    »Illuminati«, flüsterte er.
    Wie betäubt sank er in einen Sessel, wo er für ein paar Augenblicke in völliger Bestürzung verharrte. Nach und nach wurde sein Blick vom blinkenden roten Licht des Faxgeräts angezogen. Wer auch immer dieses Fax geschickt hatte, er war noch in der Leitung… wartete darauf, mit ihm zu sprechen. Lange Zeit starrte Langdon reglos auf das blinkende Licht.
    Dann, mit zitternden Fingern, nahm er den Hörer ab.

2.
     
    Schenken Sie mir jetzt Ihre Aufmerksamkeit?«, fragte die Stimme des Anrufers.
    »Jawohl, Sir, darauf können Sie Gift nehmen! Würden Sie sich erklären?«
    »Das habe ich vorhin bereits versucht.« Die Stimme klang steif, mechanisch. »Ich bin Physiker. Ich leite eine
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