Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ilias

Ilias

Titel: Ilias
Autoren: Homer
Vom Netzwerk:
Götter,
    Stellen sie darum ihm frei, auch Schmähungen auszurufen?
    Ihm in die Red einfallend, begann der edle Achilleus:
    Ja fürwahr, ein Feiger und Nichtiger müßt ich genannt sein,
    Wenn ich in allem mich dir demütigte, was du nur aussprichst!
    Andern gebeut du solches nach Willkür, aber nur mir nicht
    Winke Befehl; ich möchte hinfort dir wenig gehorchen!
    Eines verkünd ich dir noch, und du bewahr es im Herzen:
    Niemals heb ich die Arme zum Streit auf wegen des Mägdleins,
    Weder mit dir noch andern; ihr gabt und nehmet sie wieder.
    Aber so viel mir sonst bei dem dunkelen Schiffe sich findet,
    Davon nimmst du mir schwerlich das mindeste wider mein Wollen.
    Oder wohlan, versuch es! Damit sie alle mit ansehn,
    Wie alsbald an der Lanze dein schwarzes Blut mir herabträuft!
    Also haderten beide mit widerstrebenden Worten,
    Standen dann auf und trennten den Rat bei den Schiffen Achaias.
    Peleus’ Sohn, zu den Zelten gewandt und schwebenden Schiffen,
    Wandelte samt Menötios’ Sohn und seinen Genossen.
    Doch der Atreid entließ ein hurtiges Schiff in die Meerflut,
    Wählete zwanzig hinein der Ruderer, bracht auch Apollons
    Hekatomb, und darauf des Chryses rosige Tochter
    Führt’ er hinein; und Gebieter des Schiffs war der weise Odysseus.
    Alle nun eingestiegen, durchsteuerten flüssige Pfade.
    Drauf hieß Atreus’ Sohn sich entsündigen alle Achaier:
    Und sie entsündigten sich und warfen ins Meer die Befleckung,
    Opferten dann für Apollon vollkommene Sühnhekatomben
    Mutiger Stier’ und Ziegen am Strand des verödeten Meeres;
    Und hoch wallte der Duft in wirbelndem Rauche gen Himmel.
    So war alles im Heere beschäftiget. Doch Agamemnon
    Ließ nicht ruhn, was er zankend zuvor gedroht dem Achilleus;
    Sondern Talthybios schnell und Eurybates rief er ermahnend,
    Die Herold’ ihm waren und rasch aufwartende Diener:
    Gehet hin zum Gezelte des Peleiaden Achilleus,
    Nehmt an der Hand und bringt des Brises rosige Tochter.
    Wenn er sie nicht hergäbe, so möcht ich selber sie nehmen,
    Hin mit mehreren kommend, was ihm noch schrecklicher sein wird!
    Jener sprach’s und entließ sie, die drohenden Worte befehlend.
    Ungern gingen sie beid am Strand des verödeten Meeres,
    Bis sie die Zelt’ und Schiffe der Myrmidonen erreichten.
    Ihn nun fanden sie dort am Gezelt und dunkelen Schiffe
    Sitzend; und traun, nicht wurde des Anblicks fröhlich Achilleus.
    Beide, bestürzt vor Scheu und Ehrfurcht gegen den König,
    Standen und wageten nichts zu verkündigen oder zu fragen.
    Aber er selbst vernahm es in seinem Geist und begann so:
    Freude mit euch, Herold’, ihr Boten Zeus’ und der Menschen!
    Nahet euch! Ihr nicht seid mir Verschuldete, nur Agamemnon,
    Der euch beide gesandt um Brises’ rosige Tochter.
    Auf denn, führe heraus das Mägdelein, edler Patroklos,
    Und laß jene sie nehmen. Doch sei’n sie selber mir Zeugen
    Vor den seligen Göttern und vor den sterblichen Menschen,
    Auch vor dem Könige dort, dem Wüterich: wenn man hinfort noch
    Meiner Hilfe bedarf, dem schmählichen Jammer zu steuern
    Jenes Volks…! Ha, wahrlich! er tobt in verderblichem Wahnsinn,
    Blind im Geiste zugleich vorwärts zu schauen und rückwärts,
    Daß bei den Schiffen er sichre das streitende Heer der Achaier!
    Jener sprach’s; und Patroklos, dem lieben Freunde gehorchend,
    Führt’ aus dem Zelt und gab des Brises rosige Tochter
    Jenen dahin; und sie kehrten zurück zu den Schiffen Achaias.
    Ungern ging mit ihnen das Mägdelein. Aber Achilleus,
    Weinend, setzte sich schnell, abwärts von den Freunden gesondert,
    Hin an des Meeres Gestad und schaut’ in das finstre Gewässer.
    Vieles zur trauten Mutter nun flehet er, breitend die Hände:
    Mutter, dieweil du mich nur für wenige Tage gebarest,
    Sollte mir Ehre doch der Olympier jetzo verleihen,
    Der hochdonnernde Zeus! Doch er ehret mich nicht auch ein wenig!
    Siehe, des Atreus Sohn, der Völkerfürst Agamemnon,
    Hat mich entehrt und behält mein Geschenk, das er selber geraubet!
    Also sprach er betränt; ihn vernahm die treffliche Mutter,
    Sitzend dort in den Tiefen des Meeres beim grauen Erzeuger.
    Eilenden Schwungs entstieg sie der finsteren Flut wie ein Nebel,
    Und nun setzte sie nahe sich hin vor den Tränenbenetzten,
    Streichelt’ ihn drauf mit der Hand und redete, also beginnend:
    Liebes Kind, was weinst du? und was betrübt dir die Seele?
    Sprich, verhehle mir nichts, damit wir es beide wissen.
    Doch schwerseufzend begann der mutige Renner Achilleus:
    Mutter, du weißt das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher