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Igor der Schreckliche

Igor der Schreckliche

Titel: Igor der Schreckliche
Autoren: Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
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muss!“
    „Welches Tagebuch?“, fragt Onkel Temerar.
    „Es ist mir bei unserem Ausflug auf die Füße gefallen, als wir durch das Grab gegangen sind. Ich hab es gelesen. Es gehört einem Mädchen, das in Friedhofsnähe auf einem Bauernhof wohnt. Wir sind vorbeigeflogen. Es vermisst sein Buch bestimmt.“
    Onkel Temerar nickt zustimmend. „Igor, falls dich jemand erwischt …“ Onkel Temerar rüttelt Igor an dessen Schultern. „Versprich mir, dass du nicht zu Irmas Grab gehst!“
    „Kann ich nicht.“ Igor zieht das Tagebuch hervor. „Ich muss es zurückbringen!“
    „Ich mach das!“, schlägt Onkel Temerar vor.
    Doch Igor schüttelt den Kopf. „Sie heißt Lara. Ich will wissen, wer sie ist und wie sie aussieht.“
    „Das könnte ich alles für dich in Erfahrung bringen.“
    „Nein! Ich will es selbst sehen! Lara, ihr Zimmer, den Bauernhof!“
    „Ich versteh dich, Igor, wirklich!“
    „Du könntest mich begleiten?“, fragt Igor mit großen Augen.
    Vehement schüttelt Onkel Temerar den Kopf. „Das kann ich nicht verantworten!“
    „Seit wann bist du spießig? Ich dachte, du wärst anders!“ Schmollend dreht sich Igor um.
    Es folgt eine lange Weile des Schweigens. Onkel Temerar hat recht, das weiß Igor. Der Drang zurückzukehren ist so groß. Jetzt, da er einmal in der Menschenwelt gewesen ist.
    „Einverstanden!“, sagt Onkel Temerar und seufzt tief.
    Igor dreht sich um und fällt ihm um den Hals. „Danke! Danke! Danke!“
    „Unter einer Bedingung: keine Alleingänge! Das ist zu gefährlich! Und jetzt los! Es ist spät!“
    Aufgeregt sucht Igor nach der Stelle, woher das Tagebuch gekommen sein musste. Er entdeckt eine Mulde, in die es gut hineinpasst.
    „Igor! Komm!“, mahnt Onkel Temerar. Igor steigt aus dem Grab und fliegt zu seinem Onkel. „Wir haben fünfzehn Minuten! Dann ist in unserer Welt Essenszeit!“
    „Nicht ausreichend, um all das zu erkunden“, denkt Igor. Das Bauernhaus ist für Igor schon ungewöhnlich. Solche Bauten gibt es in Transsilvanien nicht. Dass neben den Wohnhäusern Tierhäuser sind, verschlägt ihm die Sprache. Überrascht von einer Kuh und einem Hahn, der im Garten stolziert, erinnert sich Igor an die wenige Zeit, die ihm bleibt.
    Was schreibt Lara in ihrem Tagebuch? Sie habe ihr Zimmer im Dachgeschoss, worüber sie froh sei, weil es der einzige Raum in diesem Stockwerk sei und sie somit ihre Ruhe habe.
    Igor fliegt hinauf, und weil unter dem Dach aus einem Zimmer Licht leuchtet, weiß er, dass es Laras Zimmer sein muss. Er sieht kurz zum Friedhof. Der Ausblick ist phänomenal.
    Igor versteckt sich hinter dem Vorhang, der das offene Fenster teilweise bedeckt. Vorsichtig bewegt er den Kopf am Fenster entlang, um einen Blick in das Zimmer zu erhaschen. Lara ist da. Igor beobachtet sie, mustert jeden Winkel ihres Zimmers. Wie gerne hätte Igor ein menschliches, nettes Zimmer! Mitten in seinen Träumereien reißt das Mädchen den Vorhang beiseite und glotzt ihn an. Ihr entfährt ein Schrei, Igor erschrickt, verliert die Kontrolle und stürzt zu Boden.
    Onkel Temerar eilt zu ihm, packt ihn und fliegt mit ihm zurück zum Friedhof.

KAPITEL 10
Der Junge am Fenster
    Lara dreht sich um, als die Zimmertüre aufgeht.
    „Hey, alles klar? Ich dachte, ich habe jemanden schreien gehört“, sagt ihr Bruder Emil.
    „Ich bin erschrocken, weil …“ Weil was? Was soll sie sagen? Dass sie einen Jungen vor ihrem Fenster sah, ein paar Meter über der Erde? Dass der Junge seltsam aussah, blass war und ganz dunkle Kleidung trug? Das glaubt Emil nicht. „Da war eine riesenfette Spinne. Eklig!“ Lara schüttelt sich, um glaubhafter zu wirken. Sie blickt durch das Fenster zum Friedhof hinauf. „Spinn ich?“, fragt sie sich in Gedanken. Lara sieht oben am Friedhof eine große und eine kleine Gestalt landen. Und schwups sind sie weg.
    Seltsam. Unbewusst schüttelt sie den Kopf.
    „Was ist da draußen?“ Emil steht augenblicklich neben ihr. „Ich sehe nichts!“
    „Ich auch nicht.“ Sie gähnt, obwohl sie nicht müde ist.
    „Na, da ist jemand müde! Schlaf gut, Schwesterchen!“ Emil schließt die Tür.
    Lara kuschelt sich unter die Bettdecke, schnappt sich ein Buch und legt es nach einer Seite wieder weg. Ihr Herz poltert aufgeregt. War das echt? Hat sie Wahnvorstellungen?
    Der Junge war da! Ganz sicher!
    Sie schaut auf das Bild auf dem Nachttisch. Opa hält sie im Arm und strahlt mit seinen wunderschönen grünen Augen in die Kamera. Lara lacht unbeschwert und sieht
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