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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition)
Autoren: George V Higgins
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kannst, ist ein Scheißjunkie? Und du denkst, ich lasse euch zwei da reingehen, damit ihr es von A bis Z vermasselt – eine Gelegenheit, die in einer Million Jahren nicht wiederkommt? Ich will bei dieser Sache nicht eine Menge
Spaß
haben, bloß weil ich einen angeheuert hab, der irgendwie ganz in Ordnung aussah, aber als es dann ernst wurde, ist er leider eingepennt oder so. Ich will das Geld.
Das
will ich.«
    »Squirrel«, sagte Russell, »als ich noch klein war, hab ich immer Hustensaft getrunken und hatte nie irgendwelche Probleme damit. Später hab ich für unseren Onkel gearbeitet und musste immer in diese Löcher kriechen. Ich hatte schwarze Schmiere im Gesicht und eine Fünfundvierziger in der Hand und ein Messer zwischen den Zähnen, und dann bin ich in diese Tunnel gekrochen. Jeden verdammten Tag bin ich in diese Scheißtunnel gekrochen. Und wenn da unten nichts war, wars ein guter Tag. An nicht so guten Tagen war da unten vielleicht bloß eine große Schlange oder irgendwas, das einen fressen wollte. An ziemlich miesen Tagen irgendein schlitzäugigesBürschchen mit einer Kanone, der einen umbringen wollte. Und die richtig miesen Tage waren die, wo es dem Bürschchen gelungen ist oder wo man diesen dünnen Draht, der da gespannt war, einfach nicht bemerkt hat, weil man mit den Gedanken irgendwo anders war oder so, und dieser Draht ist dann mit irgendwas verbunden, das ziemlich schnell explodiert. Oder vielleicht steckt da auch bloß ein angespitzter Bambusstock in der Erde, wo du dich mit der Hand abstützt, und der ist ganz mit Schlitzaugenscheiße beschmiert, damit du extraschnell eine Blutvergiftung kriegst.
    Richtig miese Tage hab ich keine erlebt«, sagte Russell. »Ich bin fast zwei Jahre in diesen Tunneln rumgekrochen und hab keinen einzigen richtig miesen Tag erlebt. Ich hab mir keine Mustangs zugelegt und dummen kleinen Scheißern das Autofahren beigebracht, aber ich hab immerhin keinen einzigen richtig miesen Tag erlebt.
    Aber worauf ich rauswill,
Squirrel
: Als ich diese Tage erlebt hab, wusste ich ja nie, wie der nächste sein würde. Am Anfang hab ich gedacht: Man muss nur die Eier haben, das ist alles. Ich will ja nicht deine Gefühle verletzen oder so, aber ich hab immer ziemlich große Eier gehabt. Und darum gings mir ziemlich gut, weil ich dachte, es ist alles bloß eine Frage von Eier oder nicht Eier, und Eier hab ich, also ist alles in Butter. Und dann sehe ich, wie sie ein paar von den Jungs rausziehen, die in Tunnel gekrochen sind, und sie in die grünen Säcke packen. Und stell dir vor, ein paar von denen hatten gar keine Eier mehr, weil sie nämlich kein Glück hatten, als sie reingekrochen sind. Schwänze hatten sie übrigens auch nicht mehr, und diese schwarze Schmiere schützt einen kein bisschen, eine Sprengfalle geht da durch wie nichts.
    Da hab ich dann angefangen nachzudenken. Ich bin nichtbesonders gut im Denken, aber da hab ich dann doch mal nachgedacht. Ich sitze in der Scheiße, da ist nicht dran zu rütteln, und ich kann nichts daran ändern. Ich muss Eier
und
Glück haben, aber das Einzige, womit ich mich auskenne, sind Eier. Ich darf einfach keinen richtig miesen Tag erleben. Das Blöde ist nur: Ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ich krieche aus irgendeinem Tunnel raus und weiß, dass ich morgen in den nächsten reinkriechen werde, und das Einzige, was mir dazu einfällt, ist, dass ich einen weiteren Tag hinter mich gebracht habe. Sonst nichts. Also rauche ich was. Und es hilft.
    Dann sehe ich mir die anderen an. Ich seh sie mir an, und ich denke immer noch nach, und alle oder jedenfalls die meisten rauchen mindestens Gras. Und du weißt, was passiert, wenn man Gras raucht. Diese Jungs haben ziemlich viel geraucht, und dann sind sie mit der Zeit immer langsamer geworden. Ich habs gesehen. Ich habs bei ihnen gesehen, aber auch bei mir selber. Bei mir wars nur ein kleines bisschen, aber ich hab kapiert, was da passierte: Bei den anderen wars am Anfang wahrscheinlich auch bloß ein kleines bisschen. Und dann wird man vergesslich. Und es ist einem alles egal. Ziemlich komisch. Ein paar von den älteren haben richtig gesoffen und waren bald richtig kaputt. Und das ist schlecht, denn dann zittern einem die Hände und man passt nicht gut genug auf. Und wenn man da reingeht und an den Draht kommt oder ein Schlitzauge trifft, tja, dann hat man entweder sehr viel Zeit, über solche Sachen nachzudenken, oder gar keine. Man darf nicht langsamer werden.
    Also hab ich es mit
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