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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Autoren: Erma Bombeck
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ihre Fahrkarten bleiben. Neulich war ich abends draußen im Garten. Als ich das Telefon läuten hörte, warf ich den Gartenschlauch hin, der sich wie verrückt ringelte und mich total durchnäßte, ehe ich den Hahn zudrehen konnte. Ich stolperte über den Hund, der kläglich aufheulte. Ich stellte den Fernseher ab, lief in die Küche, wo ich auf einer Fliese ausrutschte und mir das Knie verrenkte, und hob ab, als es zum sechsten Mal läutete.
    Eine Stimme fragte mißtrauisch: »Bist du's, John?«
    Ich sagte ja.
Unüble Nachrede
    Sylvester – zu mitternächtlicher Stunde legten meine Freundin und ich die Linke aufs Telefonbuch, hoben die Rechte zum Schwur und gelobten feierlich, von diesem Tag an nicht mehr über unsere Mitmenschen zu klatschen, so wahr uns Zeus und der Weihnachtsmann helfen.
    Seitdem dauerten unsere Unterhaltungen bestenfalls anderthalb Minuten.
    Neulich hielt ich es einfach nicht mehr aus. »Weißt du, was du bist?« schnauzte ich. »Eine langweilige, oberflächliche, nichtssagende Person.«
    »Das hast du hoffentlich nett gemeint«, sagte sie mit einem säuerlichen Lächeln.
    »Also, ich habe es satt, ein guter Mitmensch zu sein. Deinetwegen habe ich all meine Freundinnen verloren. Was weißt denn du, wie's mir ums Herz ist, wenn der liebe Nächste auseinandergenommen wird und ich darf mich nicht beteiligen? Ich komme mir vor, als hätte man mir die Zunge herausgeschnitten.«
    »Aber so hör doch«, sagte sie, »wir hatten ausgemacht, nur dann den Mund zu halten, wenn wir nichts Positives über jemanden zu sagen wüßten.«
    »Stimmt genau. Aber weißt du auch, was es bedeutet, drei Monate lang über nichts anderes zu reden als über die statische Elektrizität deiner Nylonwäsche?«
    »Du hast mich mißverstanden. Wir wollten doch – wie im Katechismus vorgeschrieben – ›alles zum besten kehren‹. Versuchen wir es doch wenigstens noch mal. Hast du gehört, daß es vorige Woche zu Kays Geburtstag eine Überraschungsparty gab?«
    Ich dachte kurz nach. »War sie dabei?«
    »Ja. Warum?«
    »Das freut mich. An ihren letzten acht Geburtstagen ist die Gute nämlich nicht erschienen. Aber eine gute Mutter, das ist sie. Vorigen Sonntag habe ich sie mit ihren Kindern in der Kirche gesehen.«
    Meine Freundin erwog ihre Worte sorgfältig. »Dafür müßte sie heiliggesprochen werden. Wenn der liebe Gott Wert darauf legte, daß Kay ihre Kinder in die Kirche führt, hätte ER in seiner Weisheit am Ende jeder Bankreihe ein Klo erschaffen.«
    »Stimmt. Ich hörte, sie sei sehr glücklich über ihre neuerliche Schwangerschaft.«
    »Wer wäre das nicht an ihrer Stelle? Mit ihren 27 Jahren Erfahrung ist ihr die Alterspräsidentschaft im Elternbeirat so gut wie sicher.«
    »Ja, Kay ist wundervoll, einfach wundervoll. Selbst Staubflusen zu bügeln würde ihr noch Freude machen.«
    »Apropos Staub, hast du kürzlich etwas von unserer lieben Ethel gehört? Ich bewundere Menschen, die ihr Leben in Wichtiges und weniger Wichtiges einzuteilen wissen. Setzt sie immer noch beim Pferderennen?«
    »Ich glaube ja. Weißt du, daß wir schon zehn Minuten reden und noch keine einzige Bosheit gesagt haben? Siehst du jetzt, wie leicht es ist, nicht über Bekannte zu klatschen?«
    »Ja, aber nächstes Jahr wird es schwieriger. Da werden wir in unseren Schwur noch den Vorsatz ›streng vertraulich‹ einfügen.«
Wer zahlt?
    Es ist wahrscheinlich Geschäftsgeheimnis, aber ich wüßte gern, woher Ober und Kellnerinnen immer instinktiv wissen, wem sie die Rechnung präsentieren sollen.
    Ein Freund von mir, der einen Sommerjob als Aushilfskellner angenommen hat, erklärte, er sei zwar kein Fachmann, aber es gebe da gewisse Regeln, denen er stets folge.
    Der Mann, der nach der Weinkarte verlangt, wird als der Verantwortliche angesehen – und bekommt die Rechnung. Der Mann, der mit lauter Stimme sagt: ›Ich glaube, dieses Lokal wird euch gefallen. Ich persönlich würde euch zu Hammelbraten raten!‹, ist die Autorität, an die man sich in solchem Falle hält.
    Der Mann, der den Ober mit der Rechnung auf einem Teller herannahen sieht und nicht aufspringt, um auf die Toilette zu gehen oder zu telefonieren, bekommt den Schwarzen Peter zugeschoben.
    Der Mann – auch wenn er nur mal eben an einem Tisch voller Damen stehengeblieben ist, um guten Tag zu sagen – bekommt die Rechnung.
    Die letztgenannte Information faszinierte mich. Sonderbar, trotz aller Freiheiten, die wir Frauen durchgesetzt haben – es ist uns doch immer
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