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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
Autoren: Heyne
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bequem, die Schuld an all den kleinen Patzern und am großen Rundum-Scheitern jemand anderem in die Pfoten zu schieben. Vor allem jemandem, gegen den man ohnehin keine Chance hat: »Ich war ja heute schon so gut wie auf dem Weg zum Turnen, aber als ich das Sofa verlassen wollte, hockte da ein fettes Vieh auf dem Teppich. Das hat mich einfach nicht durchgelassen. Also musste ich liegen bleiben und weiter fernsehen«, lautet dann die Entschuldigung fürs Nichtstun.
     
    Sie kennen das? Sie treffen auch überall auf gefletschte Zähne? Dann vernehmen Sie die frohe Botschaft: Niemand muss heute mehr mit seinem Dominanz-Bolzen an der Seite herumlaufen und sich daneben klein machen. Wofür gibt es denn Hundeschulen? Keine Angst, die haben nichts mehr mit Drill und Peitsche zu tun. Statt blindem Gehorsam lernt Hund da soziale Integration durch pädagogisch wertvolle Maßnahmen.
Die Abrichter sind nicht mehr die lautesten Kommandobrüller vom örtlichen Schäferhundclub. Eher sind sie Sozialpädagogen mit Waldorfschwerpunkt. Die können dem Hund auch zeigen, wie er seinen Namen tanzt – das kommt allerdings erst im Fortgeschrittenenkurs.
     
    Am Anfang der Ausbildung steht die ganz normale Sozialisierung. Herrchen und Frauchen äußern bei der Anmeldung in der Schweinehunde-schule ein bescheidenes Anliegen: »Unser Hund soll so werden, dass er uns keine Probleme mehr macht.« – »Na klar«, wird die Therapeutin flöten und den Motivationskillerspruch aller Schweinehundbezähmer loslassen: »Das Problem ist nicht das Tier, das Problem ist der Mensch dazu.«
    Uiii, das sitzt. »Bei der«, denkt Matti, »kommt niemand mit einem › Ich kann doch nichts dafür, wenn der immer im Weg rumhockt ‹ durch. Die wird das immer so drehen, dass der Hund eigentlich nur das Beste für mich will, ich ihn aber nicht unter Kontrolle habe und deshalb scheitere. Und irgendwie hat sie ja auch recht.« Also, Matti: Anmeldeformular unterschreiben, Einzugsermächtigung erteilen und tun, was zu tun ist.
     
    Nehmen wir mal an, da kommt jemand mit Hasso, dem heimlichen Herrchen in der Mensch-Hund-Beziehung, einem ganz schweren Fall. Hasso ist ein klassischer Wolfsnachfahre: groß, stolz, aufrecht, eigenständig. »Der weiß, was er will«, erklärt sein Besitzer mit geschwellter Brust – und fügt etwas leiser hinzu: »Er weiß nur nicht, was ich will.« Hasso will sein gewohntes Fressen und sein warmes Körbchen und vor allem: keine Veränderungen. Aber sein Herrchen will neuerdings ins Fitnessstudio und nur noch an die Salatbar.

    »Klarer Fall«, urteilt die schlanke Therapeutin, blickt von oben bis unten an ihm herunter und analysiert: »Der braucht die kurze Leine. Null Toleranz. Den müssen sie führen, ihm alle Entscheidungen abnehmen. Sonst nimmt er die selbst in die Pfote.« So was Ähnliches hat sich Hassos Mensch auch schon gedacht: »Und was heißt das jetzt?« Die Schweinehund-Therapeutin zieht einen Aktionsplan für schwere Fälle aus der Schreibtischschublade:
     
    Aktionsplan »Hasso, das heimliche Herrchen«:
    Mitgliedschaft im Fitnessstudio, bei dem der Monatsbeitrag Ihrem Nettoeinkommen minus Miete entspricht. Dafür druckt der Personal Trainer Einkaufsgutscheine aus, deren Wert Sie sich mit Liegestützen & Co erschnaufen müssen.
     
    Schweinehund-Verkleinerungs-Maßnahme:
    Wenn Hasso das Bewegungsprogramm verweigert, gibt’s nichts zu essen. Das haut den härtesten Hund um.

    Die nächste Kundin hat nicht so einen harten Brocken. Aber ihre Luna, Typ verwöhnte Knuddelkugel, ist auch nicht ganz ohne. Wenn Frauchen nicht gehorcht, ist die Dame beleidigt und erinnert an schöne, alte Zeiten, in denen man gemeinsam mit Schokoladentafel im Sessel lag und sich nicht mit Gesundheits- und Fitnessfragen plagen musste.
     
    Aktionsplan »Luna, die Beleidigte«:
    Schicken Sie Luna in die Umgewöhnungs-Therapie. Drehen Sie aus einem feucht gewordenen Knäckebrot eine Rolle und legen Sie Schokolade hinein. Und zwar jeden Tag ein bisschen weniger, sodass Luna die veränderte Rezeptur gar nicht richtig bemerkt, bis sie irgendwann auf purem Brot kaut und das toll findet. Nudelsüchtige Lunas werden mit Gemüse-Nudel-Kombis klein gehalten, bei denen der Gemüseanteil langsam wächst, während die Nudelmenge schrumpft. Die Soße bleibt gleich.
     
    Schweinehund-Verkleinerungs-Maßnahme:
    Wenn Luna futtert, kann sie nicht meckern. Das bringt Ruhe in den Fernsehabend.
     
    Fiffi, der Verspielte, fällt auf solche Tricks nicht herein. Sein
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