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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
Autoren: Heyne
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Wir sollten das diesmal aber besser vorbereiten als beim letzten Mal.«
     
    Matti: » Wie meinste denn das jetzt?«
     
    Schweinehund: »Auch zu Hause muss alles stimmen. Da müssen wir unbedingt noch klar Schiff machen.«

    Matti: »Du meinst … damit nicht wieder so was Doofes wie die Gummibärchentüte mit den Chips und den Pizzaresten dazwischenkommt? – Verstehe, das Zeug muss weg.«
     
    Schweinehund: »Und nicht nur das. Du kannst erst entspannt loslegen, wenn wirklich alles Ungesunde verschwunden ist.«
     
    Matti: »Kluger Gedanke. Aber… du weißt doch, dass ich nichts Essbares wegschmeißen kann, solange in Afrika die Kinder hungern.«
     
    Schweinehund: »›Wegschmeißen‹? Wieso denn ›wegschmeißen‹? – Wir essen das.«
     
    Matti: »Okayyyy … du hast recht! Jetzt kommt’s ja sowieso nicht mehr drauf an.«
     
    In Anbetracht der Tatsache, dass der Anfang vom Ende unmittelbar bevorsteht, veranstalten die beiden nach dem Restaurantbesuch noch ein häusliches Fressfestival, das es in sich hat. Mit reinstem Gewissen. Wegen der Kinder in Afrika. Bei einer solchen Henkersmahlzeit geht alles … bis zum Abwinken. Spielt ja keine Rolle mehr. Und der volle Bauch schafft Gewissheit: »Ab morgen fällt es mir nicht mehr schwer zu verzichten. Prost! «
     
    Doch am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Der Henker hat Matti kurzfristig abgesagt, stattdessen ist die Verschieberitis wieder da: Der vergessene Schwiegermutterbesuch, das kurzfristige Arbeitsessen und das Restevertilgen vom Kollegengeburtstag sind dummerweise dazwischengekommen. Macht ja nichts, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Matti und sein Schweinehund verlegen einfach den Termin ein wenig nach hinten – erneute Henkersmahlzeit inklusive.
     
    Bei Leuten wie Matti tritt die Verschieberitis in verschärfter Form auf – mit katastrophalen Folgen für seine Figur. Denn was Matti seinem Körper antut, kommt vorsätzlichem Mästen gleich. Kaum etwas macht schneller dick als das Dauer-Abschiedfeiern vom Dicksein.

     
    »Ist doch egal, ob ich mir später zwanzig Kilo runterschmachten muss oder fünfundzwanzig«, sagt Matti. Und sein Hund erinnert ihn nicht daran, wie schwer es schon ist, nur fünfundzwanzig Gramm dauerhaft loszuwerden. Er geht auch diskret schweigend darüber hinweg, dass sein Herrchen in letzter Zeit schon mindestens zehn Henkersmahlzeiten genossen und dabei fünfzehn Pfund hinzugewonnen hat. Nur die Reue danach, die war nicht so prickelnd.
    Würde der Schweinehund an dieser Stelle zur Sprache bringen, dass sein Herrchen sich in einer Tour selbst was vormacht, wäre Matti wohl empört: »Was soll ich denn tun, wenn ich meinen Einstieg in den Ausstieg ein bisschen feiern möchte?«, würde er fragen. Und vorschlagen, über eine sogenannte vernünftige Lösung am besten nach der nächsten Henkersmahlzeit zu sprechen, wenn Hund und Herr wieder schön satt und voller Tatendrang sind.
     
    In dieser »erfüllten« Stimmung will Matti dann seine Rezeptsammlung neu schreiben und unter »H« wie »Henkersmahlzeit« nur noch Gemüsesuppen und Salate notieren. Wenn er sich nur daran halten würde … dann hätte der Einstieg nämlich schon begonnen, bevor der Ausstieg gefeiert werden könnte. – Wenn nichts dazwischenkommt, versteht sich.

5. Ab in die Schweinehunde-Schule
    Eigentlich steht »Powergymnastik« und nicht »Pommesbude« auf dem Programm. Hätte auch geklappt, wenn da nicht ein Schweinehund im Weg gewesen wäre.
    Ein Fall für Hundeprofis

    Es spielt kaum eine Rolle, was wir uns vornehmen. Solange es nicht gerade babyleicht zu schaffen ist, werden wir es immer mit einem zu tun bekommen, der grundsätzlich dagegen ist: dem Schweinehund . Alias »Bauchgefühl«. Unser Urzeithirn. Der Rächer der Entbehrenden. Der Aufraffungs-Verhinderer. Freund bewährter Gewohnheiten. Sprecher der versteckten Emotionen. Unsere innere Zweit-Stimme.
    Meist wird er als fieser Moppel dargestellt, als bedrohliches Kampfpaket. In der Regel müssen sabbernde Bulldoggen, Rottweiler oder Pitbulls zu seiner Veranschaulichung herhalten – wahlweise auch die gebleckten Zähne von Dobermännern oder Schäferhunden. Die machen alle eine deutliche Ansage: »Ich bin stark. Leg dich mal besser nicht mit mir an.«
    Schon diese Auswahl an Vorstellungen zeigt, welch mystische Bedrohung wir in uns selbst sehen – in denjenigen Kräften, die in uns schlummern und Veränderungen mit Unlustfaktor einfach ausbremsen. Ist ja auch schön
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