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Ich krieg die Krise! (German Edition)

Ich krieg die Krise! (German Edition)

Titel: Ich krieg die Krise! (German Edition)
Autoren: Horst Dieter;Evers Claus;Nuhr Wiglaf;von Wagner Dagmar;Droste Katinka;Schönleber Buddenkotte
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Ich stecke mir sofort ein paar Finger in den Mund. Aber außer einem komischen Geräusch kommt da nichts raus.
    Nach der neunten Flasche klettere ich in die Badewanne, um garantiert nicht daneben zu pinkeln. Da höre ich plötzlich die Klospülung vom Nachbarn. Ich lass mein Hose in der Badewanne und laufe so schnell ich kann ins Treppenhaus. Ich schreie, bis der Putz von den Wänden fällt: »Wie oft wollt ihr Idioten noch aufs Klo? Was soll denn der Scheiß? Ein gesunder Mensch geht nur zweimal am Tag aufs Klo!«, und schlage die Tür wieder zu.
    Mit einem halben Auge sehe ich, wie respektvoll meine Frau zu mir aufschaut.
    Oh, ist das schön, ein Herrscher zu sein! Zum ersten Mal kann ich Männer wie Caesar, Napoleon, King Kong und Angela Merkel verstehen.
    Ich brülle in Richtung Küche: »Frau, bring mir noch ein feuchtes Bier und eine trockene Hose.«
    Vor mir steht die zwölfte Flasche. Ich habe nur noch eine Flasche Zeit zum Gefühle-freien-Lauf-Lassen.
    Laut rülpsend leere ich die letzte Flasche und knalle sie an die Wand.
    »Papa, Papa, mach die Flaschen nicht kaputt, da gibt’s Pfand für. Auch bei alkoholfreiem Bier«, sagt meine jüngste Tochter Hatice.
    »Wie? Alkoholfrei?«
    »Aber Papa, das waren doch zwölf Flaschen alkoholfreies Bier. Steht doch groß genug drauf!«
    Meine Frau starrt auf die leeren Bierflaschen und dann auf mich. Mit wütender Stimme schreit sie mich an: »Ab ins Bett, du Simulant, du elender Schauspieler. Ich will dich heute nicht mehr sehen!«
    Während ich mir den blau-weiß gestreiften Pyjama anziehe, jammere ich vor mich hin: »Was kann ich dafür, dass meine Frau das falsche Bier kauft! Hätte ich doch bloß auf unseren Propheten gehört. Bier ist Gift für uns Moslems. Besonders das alkoholfreie!«

Osman Engin: Der Fußpilz
     
    Letzte Woche saß ich bei meinen Eltern in der Türkei auf dem Sofa und pflegte genüsslich meinen Fußpilz.
    »Sohn, was machst du so den ganzen Tag in Deutschland?«, fragte mich mein alter Vater neugierig.
    »In der einen Hälfte des Tages schlafe ich, und in der anderen muss ich mich am linken Fuß kratzen«, sagte ich. »Früher hast du deinem Meister die Füße geküsst, jetzt musst du sie auch noch kratzen oder was?«, fragte mein Vater verstört.
    »Nein, nein, ich kratze mich an meinem eigenen Fuß. Alle meine Kollegen haben jetzt Fußpilz. Die Firmenleitung hat bereits drei arbeitslose Akademiker als Halbtags-Fußkratzer eingestellt.«
    Meine Mutter schleppte sofort ein seltsames Gebräu rein und klatschte mir das Zeug auf den linken Fuß.
    »Das ist Henna, mein Sohn. Morgen früh hast du bestimmt keinen Fußpilz mehr.«
    Meine Mutter hatte wie immer Recht. Am nächsten Tag hatte ich keinen Fußpilz mehr; dafür aber einen knallroten Fuß!
    Kaum war ich wieder in Deutschland, schickt mich der Betriebsarzt sofort ins Krankenhaus. Aber nicht wegen Fußpilz, sondern wegen akuter Blinddarmreizung.
    »Was ist denn mit Ihrem Fuß passiert?«, fragt mich der Oberarzt überrascht.
    »Das ist Henna. Ich hatte Fußpilz«, sage ich.
    »Mit Henna färbt man Haare. Hatte Ihr Fußpilz bereits graue Haare oder was?«, lacht er.
    »Mein Fußpilz ist halt sehr eitel«, sage ich.
    »Ach, jetzt geben Sie es doch endlich zu. Das ist bestimmt irgendeine komische Sitte bei Ihnen! Grundlos wird kein Mensch zum Rotfußindianer.«
    Ich erzähle jedem in Krankenhaus doppelt und dreifach, dass meine Mutter meinen Fuß nur wegen des Fußpilzes mit Henna eingeschmiert hat. Aber außer den türkischen Putzfrauen glaubt mir niemand.
    Nach der 500. lästigen Frage lüge ich einfach: »Das ist eine sehr, sehr alte Tradition bei uns in Anatolien. Mir hat man einen Fuß rot gefärbt, weil ich zwei Ehefrauen habe.«
    »Ich hab es gewusst, dass das so ein orientalischer Schwachsinn ist«, triumphiert die Krankenschwester, »so, so, zwei Frauen haben Sie also?«
    »Ja! Bei zwei Ehefrauen wird dem Mann der linke Fuß rot gefärbt. Bei vier Frauen gleich beide Füße. Ist doch logisch, oder?«
    »Und bei nur einer Frau?«, fragt sie neugierig.
    »Bei solchen Versagern nur der große Zeh!«
    Mein unerwartetes Geständnis verbreitet sich durch das Krankenhaus wie ein Lauffeuer. Endlich hatten alle eine plausible Erklärung für meinen roten Fuß, die zu einem Türken auch gut passte. Die Wahrheit interessierte keinen.
    »Wieso haben Sie mich denn angelogen? Ich habe das sowieso durchschaut, dass das irgendeine folkloristische Marotte ist!«, sagt mein Oberarzt bei der
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