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Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Titel: Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
Autoren: Martina Violetta Jung
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nicht dadurch, dass Sie sie anprangern oder gegen sie kämpfen. Im Gegenteil. Sie erhellen die Dunkelheit nicht, indem Sie noch mehr Dunkelheit hinzufügen. Auf der anderen Seite kann das Licht einer noch so winzigen Kerze einen stockfinsteren Raum erleuchten. Konzentrieren Sie sich also darauf, andere Menschen zu fördern. Erfreuen Sie sich an ihren Leistungen, loben Sie diejenigen, die Sie bewundern, für das, was Sie auch erreichen möchten. Das funktioniert im Kleinen wie im Großen. Allein oder in Gruppen.
    Mit Hans-Günther, von dem ich zu Beginn dieses Buches schon erzählt habe, schließt sich der Kreis, denn er hat sich vor einem Jahr auf den Weg zu seinem beruflichen Wesen gemacht. Auslöser dafür, dass er schließlich bereit war, seinen Ängsten die Stirn zu bieten, war ein Gespräch mit seinen Kindern. Sohn und Tochter, beide Mitte zwanzig, erklärten unverblümt, warum sie ihren Vater eher bemitleideten als bewunderten. Er habe materiell viel erreicht und gut für die Familie gesorgt. Er selbst, seine Ehe, seine Beziehung zu ihnen, seine Freundschaften, seine Gesundheit, seine Lebenslust und seine Freude an den kleinen Dingen des Lebens seien dabei jedoch auf der Strecke geblieben. Nur sehr selten hätten sie ihn fröhlich, begeistert und wirklich nahbar erfahren. Zeit für sie habe er so gut wie nie gehabt und wenn, dann sei er nie so richtig bei der Sache gewesen. Was sollte daran wohl bewundernswert sein? Zuerst war Hans-Günther wie vor den Kopf geschlagen. So hatte er sich noch nie gesehen. Überwältigt von seinen Emotionen brach er in Tränen aus. Dann litt er zwei Tage lang unter einem stechenden Schmerz in der Herzgegend. Sein Internist hatte ihm prophezeit, dass er sich selbst sein Grab schaufle, wenn er stumpf so weitermache wie bisher. Obwohl Hans-Günther eine Heidenangst davor hatte, sich zu verändern, wusste er instinktiv, dass er jetzt handeln musste. Wie würde sein Umfeld reagieren, wenn sich sein beruflicher Anspruch und sein Verhalten für alle sichtbar wandeln würden? Er wusste es nicht, war jedoch bereit, die Konsequenzen zu tragen.
    Hans-Günther nutzte den Urlaub zum Jahreswechsel, um sich zunächst alles von der Seele zu schreiben, was ihn schon lange belastet hatte. Er nannte sich selbst einen Ausbeuter, ein Weichei, einen Jasager, Feigling, Heuchler und vieles mehr. Sein Innerstes lag offen und verletzlich vor ihm. Als es ihn gelungen war, Mitgefühl mit sich selbst zu empfinden, schaffte er es auch, sich selbst zu verzeihen. Er verpflichtete sich schriftlich, die Jahre bis zum Ende seiner Karriere und darüber hinaus anders zu gestalten als bisher. Schreibend erkannte er, dass er den eigentlichen Inhalt seiner Tätigkeit, nämlich das Verkaufen, zutiefst liebte und sich dem Unternehmen und dessen gelebter Kultur von Herzen zugehörig fühlte. Er erkannte sich als eine »Angestelltennatur« und einen Manager, der gern handelt, feilscht und sich darüber mit Menschen verbindet. Daran wollte er festhalten.
    Allerdings musste er sich eingestehen, dass er das Leid und den Ärger, mit denen er in seinem Berufsalltag konfrontiert war, zum größten Teil selbst kreiert hatte. Er hatte unfaire Deals verhandelt, Vertragspartner getäuscht, Kunden übervorteilt, sich an anderen bereichert, Mitarbeiter für sich die Kohlen aus dem Feuer holen lassen, seine Frau hintergangen und vieles mehr. Damit würde nun Schluss sein. Er würde nur noch das tun und sagen, was alle wissen konnten. Keine Heimlichkeiten, keine Tricks und keine Hintergedanken mehr. Zunächst einmal wollte er lernen, besser mit sich selbst umzugehen, mit seinem Körper und seinen Gefühlen.
    Als ersten sichtbaren Schritt akzeptierte er keine Geschäftstermine mehr, die ihn gezwungen hätten, am Wochenende ab- oder anzureisen. Außerdem strich er jede Reise, die nicht zwingend notwendig war. Er wollte den Schwerpunkt aller Aktivitäten auf den Output legen, nicht mehr auf den, vielfach inszenierten, Input. So manche Reise hatte er in der Vergangenheit nicht primär um des Geschäftes willen unternommen. Auch die Reisen an den Wochenenden hatten vielfach dazu gedient, seine eigene Wichtigkeit zu untermauern oder vor häuslichen Spannungen zu flüchten. Hans-Günther hatte Angst, dass ihn seine Vorgesetzten und Kollegen dafür angehen würden. Doch zu seiner Überraschung waren die Reaktionen auf sein geändertes Verhalten gemischt. Einige sprachen ihm unumwunden ihre Bewunderung dafür aus, dass er es geschafft hatte,
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