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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)
Autoren: Jaye Ford
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Sie bin ich immer noch Mr. Weeks.« Sie hatte ihn noch nie in seiner Klasse erlebt, doch wenn er diesen Ton anschlug, konnte sie sich ihn lebhaft als Lehrer vorstellen. Er knipste das Licht aus und blieb im Schein der Flurbeleuchtung stehen.
    »Danke, dass du mich heute Abend abgeholt hast. Ich muss hier wohl bald Miete zahlen.« Sie hatte früher nie auf dem Sofa bei den beiden übernachtet, erst seit dem Abend, als Thomas sie verlassen hatte. Cameron hatte auf einer Matratze im Zimmer ihrer Töchter geschlafen, und Kelly lag neben ihr, während sie an die Decke starrte und sich gefragt hatte, was zum Teufel schiefgelaufen war. Seitdem hatte es viele solche Nächte gegeben, zu viele – wenn sie zu viel getrunken hatte, wenn Cameron bei seinem Vater war und Liv es alleine nicht aushielt.
    »Du kannst ja gleich einziehen«, sagte Jason.
    »Gute Idee.«
    »Hm.« Liv konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie hoffte, dass er lächelte.
    Sie lauschte, als Kelly und Jason am anderen Ende des Hauses herumwurschtelten. Sie sprachen leise miteinander, öffneten und schlossen Türen und Schränke, dann ging das Licht im Flur aus, im Schlafzimmer wurde die Beleuchtung gedämpfter. Kurz darauf versank das Haus in Dunkelheit.
    Liv hatte sich nicht einmal in ihrer Kindheit vor der Dunkelheit gefürchtet. Ihr Vater war groß und stark, sodass sie sich nie Sorgen machen musste, wenn er das Licht löschte. Er zeigte ihr, wie sie sich verteidigen musste, und als sie älter wurde und seine Größe und seinen Körperbau geerbt hatte, fürchtete sie sich nur selten in der Dunkelheit.
    Bis heute.
    Ein prickelndes, panisches Gefühl kroch ihren Rücken empor. Sie öffnete die Augen, und die Szenen in dem Parkhaus tauchten noch einmal vor ihren Augen auf. Die Bewegung im Fenster, die Hand, der Arm, die Stimme in ihrem Ohr.
    Du gehörst mir, du Schlampe.
    Er hatte sie nicht gekriegt. Es ging ihr gut. Es war vorbei.

5
    Kelly stand in der Tür zum Flur. Sie trug einen Morgenrock, das Haar zu einem feuchten Knoten hochgesteckt und hatte eine Hand an die Wange gelegt. »Oh, wow.«
    Liv machte sie nach. »Fühlt sich geschwollen an.«
    »Sie ist geschwollen.« Als Nächstes rief Kelly den Flur hinunter: »Mädels, beeilt euch. Ihr seid noch nicht mal angezogen.« Sie wartete kurz, als kleine Füßchen über den Holzboden trippelten, dann verzog sie das Gesicht, als sie die Zeichentrickfiguren auf dem Bildschirm vor dem Schlafsofa flackern sah. »Tut mir leid, wenn sie dich geweckt haben. Vor der Schule dürfen sie eigentlich nie fernsehen.«
    »Sie haben ihn nicht angemacht. Ich konnte nicht schlafen.« Liv hatte den Fernseher frühmorgens eingeschaltet, um den düsteren Erinnerungen ein Ende zu bereiten, die ihr immer wieder in den Kopf kamen – die Bewegung, Hand, Arm, Stimme.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Als hätte mich jemand die ganze Nacht durch die Mangel gedreht.«
    Kelly setzte sich an den Sofarand, Liv registrierte den vertrauten Blütenduft ihrer Seife und ihres Deos. »Ich habe etwas Arbeit mitgenommen, die ich auch hier erledigen kann. Schlaf doch noch ein bisschen, später, wenn ich ins Büro fahre, bringe ich dich nach Hause.«
    »Ich will nicht in das Reihenhaus zurück.«
    »Dann bleib heute hier. Du hast das Haus für dich. Ich komme schon alleine im Büro zurecht.« Sie lächelte sie mitfühlend an.
    Liv missfiel es, dass sie so bedauernswert wirkte. Außerdem wollte sie nicht einfach herumsitzen und immer wieder an den Überfall denken. Sie musste irgendetwas tun, und es war unfair, Kelly die ganze Arbeit im Büro zu überlassen. Vor allem, weil Liv für ein paar Probleme verantwortlich war. »Ich will arbeiten. Ich fühle mich besser, wenn ich mich nützlich machen kann. Würdest du mir was zum Anziehen leihen?« Sie richtete sich auf und zuckte zusammen, als sie den Schmerz in der Wange spürte.
    »Es besteht keine Eile. Ich kann noch ein paar Stunden warten. Lass dir Zeit.«
    Liv rollte den Kopf von einer auf die andere Seite und prüfte ihren Nacken. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich nehme ein paar Schmerztabletten. Es wird schon gehen.«
    Kelly sah sie zweifelnd an. »Na ja, du wirst ja sehen, wie du dich fühlst, nachdem du aufgestanden bist.«
    Als sie gegangen war, stand Liv tatsächlich auf – und wartete ab. Ihr wurde nicht schwindelig, ihr kamen auch keine Tränen, und das seltsame Gefühl von letzter Nacht war auch verschwunden. Größtenteils. Es würde schon gehen.
    Als sie ins Badezimmer ging, hörte
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