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Ich habe abgeschworen

Ich habe abgeschworen

Titel: Ich habe abgeschworen
Autoren: Mina Ahadi , Sina Vogt
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Koran zurück. Selbst die Bergpredigt Jesu, deren Friedfertigkeit gerne betont wird, klingt so: »Vom Ehebruch: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.« Das Handeln, Denken, ja, ganze Körperteile an sich sind schlecht – das ist zutiefst unaufgeklärt. Statt der Höllendrohung würde ein moderner aufgeklärter Mensch seine Mitmenschen ermuntern, die eigenen (sexuellen) Bedürfnisse zu spüren und zu benennen – und verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen, verantwortungsvoll zu sein auch gegenüber seinen Mitmenschen.
    Der Wunsch nach Religion entsteht meines Erachtens oft aus der Angst vor der Freiheit des eigenen Denkens und Entscheidens. Dazu kommt die Suche nach einem Sinn, der nicht alle Verantwortung in unsere eigenen Hände legt. Denn wer ohne Gott bewusst die Verantwortung für ein gutes Miteinander und für soziale Gerechtigkeit übernimmt, tut dies allein für die Menschen im Hier und Jetzt und muss sich immer wieder am Zustand der Welt messen. Das kann sehr unbequem oder schmerzhaft sein, doch ebenso Quelle für ein sinnerfülltes Leben (in dem nach meinem Erachten das Streben nach Genuss, Freude und Glück ebenso seinen Platz im Diesseits haben sollte). In der Sendung »Menschen bei Maischberger« vom 19. Juni 2007 ging es um Nicht-Glauben. Neben zwei Atheisten waren zwei Christen und eine Muslima eingeladen. Letztere, Asiye Köhler, Ehefrau des aktuellen Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, schwieg sich zu jeglichem Inhalt ihrer Religion aus. In der gesamten Sendung stellte sie zum Islam nur Behauptungen auf wie »Das ist eine friedliche Religion«. Vor allem aber sah sie in der westlichen Gesellschaft eine des Werteverlustes, in der ihr der Glaube Halt gegeben hat und – Werte. Selbst Wertmaßstäbe für ethisches Handeln zu entwickeln, mit denen es sowohl einem selbst wie der Gemeinschaft am besten geht, macht offensichtlich vielen Menschen Angst. Angst, dass etwas »Böses« in ihnen schlummert, welches ohne höhere Autorität durchschlagen könnte? Vielleicht werden sie ehebrechen oder homosexuell leben – aber ist das böse? Warum haben viele nicht das Vertrauen, dass sie auch ohne höchste Autorität nicht stehlen und morden, sondern achtsam und fürsorglich mit sich und anderen umgehen werden? Diese Angst vor der Freiheit lässt Menschen Zuflucht suchen in repressiven Glaubensgebäuden, die vermeintliche Sicherheit durch absolute Gewissheiten geben. Moralische Gebote und Verbote ersetzen im religiösen Denken eine Ethik, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Das betrifft meines Erachtens im Kern alle Religionen.

Die Islamverbände in Deutschland und die Integration
    D eutschland ist keine islamische Republik, sondern ein säkularer Staat. Dennoch haben die christlichen Kirchen und das orthodoxe Judentum, vertreten durch den Zentralrat der Juden, Sonderrechte, insoweit sie Staatsverträge abschließen. Diese Sonderrechte, zum Beispiel das auf Religionsunterricht und Kirchensteuer, wollen islamische Gruppen auch erlangen. Deshalb haben sie sich in Verbänden zusammengeschlossen. Diese möchte ich kurz vorstellen und zeigen, dass ihre Ziele mit einem freiheitlichen Staat nicht vereinbar sind.
    Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V., türkisch Diyanet Isleri Türk Islam Birligi (DITIB), wurde im Juli 1984 in Köln als bundesweiter Dachverband für die »Koordinierung der religiösen, sozialen und kulturellen Tätigkeiten der angeschlossenen türkisch-islamischen Religionsvereine« gegründet. Sie steht für den türkischen Staatsislam. Im Gründungsjahr 1984 waren 230 Vereine angeschlossen, im Jahr 2005 waren es nach Angaben des Verbandes 870 Vereine. Nach Angaben des Islamarchivs zählen diese etwa 120 000 Mitglieder, nicht gerade viele der dreieinhalb Millionen in Deutschland lebenden »Moslems«. Die der DITIB angeschlossenen Ortsgemeinden haben ihren Sitz zumeist in größeren westdeutschen
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