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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Tahereh H. Mafi
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rühren. Ich sollte mich bewegen, die Arme heben, die Füße spreizen. Ich sollte wieder atmen. Aber jemand schneidet mir den Hals durch.
    Der Typ, der die Befehle gebrüllt hat, rammt mir sein Gewehr in den Rücken, und meine Knie krachen, als sie auf den Boden knallen. Endlich schmecke ich Sauerstoff, mit leichtem Blutaroma. Ich glaube Adam schreit, aber ein fremder stechender Schmerz jagt durch meinen Körper. Ich kann mich nicht mehr bewegen.
    »Verstehst du MUND HALTEN nicht?« Ich blinzle und sehe den Gewehrlauf 5 Zentimeter vor Adams Gesicht.
    » AUFSTEHEN .« Ein Stiefel mit Stahlspitze trifft meine Rippen, schnell hart hohl. Ich schlucke das erstickte Keuchen hinunter, das mich zu erwürgen droht. »Ich sagte AUFSTEHEN .« Härter, schneller, wuchtiger, ein Stiefeltritt in den Magen. Ich kann nicht mal schreien.
    Steh auf, Juliette. Steh auf. Sonst erschießen sie Adam .
    Ich rapple mich auf, sacke an die Wand hinter mir, stolpere vorwärts, um das Gleichgewicht zu finden. Die Hände zu heben ist unermesslich qualvoll. Meine Organe sind leblos, meine Knochen gebrochen, meine Haut ist ein Sieb, durchbohrt von Stichen und Schmerznadeln. Sie sind gekommen, um mich zu töten.
    Deshalb haben sie Adam zu mir in die Zelle gesteckt.
    Weil ich verschwinde. Adam ist hier, weil ich verschwinde, weil sie vergessen haben, mich beizeiten umzubringen, weil meine Zeit vorüber ist, weil meine 17 Jahre zu viele waren für diese Welt. Sie werden mich umbringen.
    Ich habe mich immer gefragt, wie genau es passieren würde. Ich frage mich, ob es meine Eltern froh machen wird .
    Jemand lacht. »So ein Häufchen Scheiße.«
    Ich weiß nicht mal, ob die mit mir reden. Ich schaffe es kaum, meine Hände oben zu halten.
    »Die weint nicht mal«, sagt ein anderer. »Die Mädchen flehen sonst immer um Gnade.«
    Die Wände verschwimmen mit der Decke. Ich frage mich, wie lange ich die Luft anhalten kann. Ich kann keine Worte unterscheiden, ich kann die Geräusche nicht verstehen, ich höre nur das Blut, das durch meinen Kopf rauscht, und meine Lippen sind Zementblöcke, die ich nicht bewegen kann. Ein Gewehr bohrt sich in meinen Rücken, und ich taumle vorwärts. Der Boden bricht weg. Meine Füße schleppen sich in eine Richtung, die ich nicht entziffern kann.
    Ich hoffe, sie töten mich schnell.

8
    Es dauert 2 Tage, bis ich die Augen aufkriege.
    In Reichweite stehen ein Napf mit Wasser und ein Napf mit Essen, und ich schütte mir beides mit zitternden Händen in den Mund. Mein Hals ist ausgetrocknet, ein dumpfer Schmerz kriecht durch meine Knochen. Gebrochen ist offenbar nichts, aber als ich unter mein T-Shirt schaue, weiß ich, dass die Schmerzen echt sind. Die blaugelben Blutergüsse tun höllisch weh, als ich sie berühre, und es wird ewig dauern, bis sie heilen.
    Adam ist nirgendwo zu sehen.
    Ich bin allein in einer Zelle, 3 Meter auf 3 Meter, belüftet nur durch einen schmalen Schlitz in der Tür. Meine Fantasien beginnen gerade Amok zu laufen, als die schwere Eisentür aufgeht. Ein Wärter mit 2 umgehängten Gewehren mustert mich.
    »Aufstehen.«
    Diesmal zögere ich nicht.
    Ich hoffe inständig, dass Adam in Sicherheit ist. Dass er nicht so endet wie ich.
    »Komm mit.« Die Stimme des Wärters ist tief und rau, die grauen Augen sind ausdruckslos. Er ist etwa Mitte 20, hat kurzgeschorene blonde Haare, hochgerollte Hemdärmel, militärische Tattoos auf den Unterarmen, wie Adam.
    Oh.
    Gott.
    Nein.
    Adam tritt neben den Wärter und weist mit seinem Gewehr auf einen schmalen Gang. »Beweg dich.«
    Adam zielt mit einem Gewehr auf mich .
    Adam zielt mit einem Gewehr auf mich .
    Adam zielt mit einem Gewehr auf mich.
    Seine Augen sind mir fremd, glasig und entfernt, weit weit weg.
    Ich bin wie ausgeknockt. Betäubt, im Nichts, für immer gefühllos.
    Ich bin ein Flüstern, das es nie gab.
    Adam ist Soldat. Adam will, dass ich sterbe .
    Ich starre ihn jetzt ungehemmt an, meine Gefühle sind amputiert, mein Schmerz ist ein entfernter Schrei, vom Körper abgetrennt. Meine Füße bewegen sich mechanisch voran; meine Lippen sind starr, weil es für diesen Moment niemals Worte geben wird.
    Der Tod wäre mir eine willkommene Erlösung von den irdischen Freuden, die mir zuteilwurden.
    Ich weiß nicht, wie lange ich gegangen bin, als mich ein weiterer Schlag in den Rücken trifft. Ich krümme mich und blinzle in grelles Licht. Meine Augen tränen, und ich kneife sie zusammen. Strahler, die einen großen Raum beleuchten. Ich kann kaum
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