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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Autoren: DOROTHY ELBURY
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Einzelheiten des unglückseligen Überfalls kennt, wird er sich gewiss für Ihre Mühe erkenntlich zeigen wollen.“
    „Eine Belohnung ist nicht vonnöten“, erwiderte der Reiter, abermals breit grinsend, und zog weit ausholend seinen Hut. „Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass es mir eine große Ehre war, Ihnen zu Diensten sein zu dürfen.“
    Fest entschlossen, seinen boshaften Unterton zu ignorieren, eilte Jessica die Treppe hinauf und betätigte ungeduldig den Messingklopfer.
    Ihr Retter wartete, bis sich die Tür hinter ihr und Nicholas geschlossen hatte. Dann schüttelte er den Kopf und wendete sein Pferd.
    Er war im Begriff, loszutraben, als etwas Weißes auf dem Fußbrett des Gig seine Aufmerksamkeit erregte. Neugierig lehnte er sich im Sattel vor und griff nach dem Gegenstand, der sich als zartes Damentaschentuch entpuppte und unzweifelhaft Miss Beresford gehörte. Vermutlich war es ihr aus der Tasche ihrer Pelisse gefallen, als sie versucht hatte, ihn abzuhängen.
    Bei der Erinnerung an ihr waghalsiges Überholmanöver zuckte es um seine Mundwinkel. Einen Moment lang starrte er das kleine Etwas aus feinstem Leinen in seiner Hand reglos an, dann hielt er es, einer plötzlichen Eingebung folgend, an seine Nase und sog tief den feinen Parfümgeruch ein.
    Mit einem leisen Lachen ließ er das weiße Tüchlein in seiner Tasche verschwinden und ritt in Richtung des Parks davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
    „Willst du damit sagen, dass dieser Bursche euch nicht einmal seinen Namen nannte?“, fragte Matt Beresford ungläubig, nachdem er dem holprigen Bericht seiner Schwester gelauscht hatte.
    „Nein … das heißt … nun, es kann sein, dass er ihn erwähnte …“ Jessica rückte näher zu Imogen, die neben ihr auf der Chaiselongue saß. „Aber ich war schrecklich durcheinander … ich kniete neben Nick, weil ich Angst hatte, dass er ernsthaft verletzt ist … und dann kam er … dieser Mann … und hob mich kurzerhand hoch und schob mich zur Seite, und als wir weiterfuhren, ergab sich einfach keine Gelegenheit …“
    „Mir ist so, als ob er sich vorgestellt hätte“, warf ihr jüngerer Bruder ein, der inzwischen von der teilnahmsvollen Imogen verarztet worden war und sich wieder recht munter fühlte. „Und zwar als er sich über mich beugte und wegen möglicher Knochenbrüche abtastete. Leider war ich so benommen, dass ich kaum etwas mitbekam.“
    Nicholas hielt inne und legte die Stirn in Falten. „Was mir allerdings auffiel, war das ungewöhnliche Siegel auf seinem Ring“, fuhr er fort. „Ein ziemlich großer grüner Stein mit einem eingekerbten Drachen. Wartet mal …“ Seine Miene verriet, dass er angestrengt nachdachte. „Hieß er Dryden? Oder Brydon? Oder … Ach, verflixt, ich komme nicht darauf!“
    „Haydn vielleicht?“, schlug Imogen vor.
    „Lydian?“, bot Matt an, während Jessica es mit „Layburn?“ versuchte. Aber auf alle drei Namen reagierte Nicholas mit einem entschiedenen Kopfschütteln.
    Die nächsten zehn Minuten vergingen mit der Nennung jedes auch nur irgendwie ähnlich klingenden Namens, der den dreien sonst noch einfallen wollte. Die Vorschläge wurden immer abstruser, und schließlich sanken Jessica und Imogen in einem nicht enden wollenden Lachkrampf gegeneinander und flehten die Männer an aufzuhören.
    „Was ist mit Reardon oder Raven?“, gluckste Matt, den der Heiterkeitsausbruch der beiden Frauen angesteckt hatte.
    Nicholas setzte abermals zu einem Kopfschütteln an, doch dann ging ein Ruck durch seinen Körper. „Raven …“, wiederholte er sinnierend, „Ryvern …“ Plötzlich kam Leben in ihn. „Gütiger Himmel, ja“, rief er aus. „So hieß er!“
    „Ryvern?“, wiederholten die anderen im Chor.
    „Nein, nicht Ryvern“, korrigierte Nicholas vergnügt. „Der Bursche heißt Wyvern , wie diese Fabelwesen mit den Adlerkrallen an den Hinterfüßen und den großen Flügeln. Daher sicher auch das Bildmotiv auf seinem Siegelring“, schloss er triumphierend.
    Für ein paar Minuten herrschte Schweigen. „Wyvern …“, wiederholte Matt schließlich gedankenvoll. „Es gab einen Theodore Ashcroft in meinem Jahrgang in Oxford, der Sohn des Earl of Wyvern. Soweit ich weiß, ist sein Vater inzwischen gestorben, und Theo müsste den Titel geerbt haben. War der Gentleman, der euch zu Hilfe kam, ungefähr in meinem Alter?“
    Nicholas zuckte unschlüssig die Achseln, doch Jessica, die Gelegenheit gehabt hatte, ihren Retter genauer zu betrachten,
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