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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Autoren: DOROTHY ELBURY
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geheiratet und sie mit auf den Subkontinent genommen. Sie starb bei der Geburt von Miss Beresfords älterem Halbbruder. Er heißt ebenfalls Matthew, glaube ich.“
    „Halbbruder?“, wiederholte Benedict fragend. Angesichts der lebhaften Vision eines Paars blitzender grüner Augen hatte er ein wenig Mühe, den Erklärungen seiner Großmutter zu folgen.
    Ihre Ladyschaft nickte. „Das jetzige Familienoberhaupt. Wie es scheint, wollte sein Vater nichts mit dem Jungen zu tun haben – er machte ihn für den Tod seiner Gattin verantwortlich oder irgend so ein Unfug. Nun, jedenfalls heiratete Sir Matthew ein zweites Mal und bekam eine Tochter und einen weiteren Sohn. Letztes Jahr schließlich, nach dem Tod seines Vaters, tauchte dann der Älteste auf. Er trat sein Erbe an, vermählte sich mit der Nichte seiner Stiefmutter und ist nun der Vormund dieser Jessica.“
    Die Dowager Countess schwieg und warf ihrem Enkel einen prüfenden Blick zu. Als sie seinen faszinierten Gesichtsausdruck bemerkte, schüttelte sie den Kopf.
    „Das Mädchen ist nichts für dich, Benedict“, erklärte sie nachdrücklich. „Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass sie nicht mehr als fünftausend im Jahr wert ist, und das reicht uns bei Weitem nicht.“
    „Keine Sorge, Großmutter“, erwiderte Benedict mit einem schiefen Grinsen. „Ich versichere dir, ich hege nicht die Absicht, mich in die Schar ihrer Verehrer einzureihen. Außerdem hatte ich bereits das zweifelhafte Vergnügen, die junge Dame kennenzulernen, und ich verspüre keinerlei Neigung, die Bekanntschaft fortzuführen.“
    Noch während er sprach, fiel ihm sein sonderbares Verhalten im Hinblick auf Miss Beresfords Taschentuch ein, und er spürte, wie er rot wurde. „Im Übrigen wird es sicher nicht schaden, wenn ich den Draycotts einen Höflichkeitsbesuch abstatte“, sagte er rasch, um seine Großmutter abzulenken.
    Die strengen Züge der Dowager Countess wurden umgehend weicher. Sie sah ihn an und nickte beifällig. „Das ist außerordentlich vernünftig von dir, Benedict. Die Rettung von Ashcroft Grange muss Vorrang haben vor irgendwelchen persönlichen Vorlieben und Abneigungen. Das Anwesen gehört uns seit über zehn Generationen. Vor sechzig Jahren habe ich darum gerungen, den Besitz über die Runden zu bringen, nun bist du an der Reihe. Du darfst einfach nicht kampflos aufgeben!“
    Benedict sprang auf und war mit zwei Schritten bei seiner Großmutter. Er ging vor ihr in die Hocke und ergriff ihre Hände.
    „Ich verspreche dir, ich werde alles tun, was notwendig ist“, erklärte er bewegt. „Miss Felicity Draycott wird in mir den Mann finden, von dem sie ihr ganzes Leben lang geträumt hat. Darauf gebe ich dir mein Wort.“

4. KAPITEL

    Wichtige geschäftliche Angelegenheiten hielten Matt Beresford einstweilen davon ab, Nachforschungen über den Retter seiner Geschwister anzustellen. Er sah sich indes gezwungen, dem jungen Lieutenant Stevenage die Leviten zu lesen, als dieser schließlich drei Tage nach dem Überfall auf Nicholas und Jessica in der Dover Street vorsprach.
    „Nun denn, junger Mann, was haben Sie zu all dem zu sagen?“, fragte Matt streng, nachdem er Stevenage über die unglückseligen Ereignisse aufgeklärt hatte.
    Der Lieutenant war leichenblass geworden. „Ich … ich kann Sie nur inständig um Entschuldigung bitten, Sir“, antwortete er. „Ich versichere Ihnen, ich habe nichts unversucht gelassen, um Miss Jessica von ihrem … Vorhaben abzubringen …“
    „… doch sie setzte wie üblich ihren Kopf durch?“, vervollständigte Matt die gestammelte Rechtfertigung. Er konnte sich recht gut vorstellen, in welche Zwangslage seine eigensinnige Schwester den jungen Mann gebracht hatte.
    Stevenage wurde feuerrot, straffte indes mannhaft die Schultern und sah seinem Gastgeber fest in die Augen. „Gleichwohl liegt die Verantwortung für das, was geschehen ist, ausschließlich bei mir, Sir, und ich versichere Ihnen, dass meine Hauptsorge Miss Beresfords Wohlergehen gelten wird, sollte sich je wieder etwas Ähnliches ereignen.“
    Der junge Mann blickte so reuevoll drein, dass es Matt nur mit Mühe gelang, ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken. In der kurzen Zeit, die er ihn nun kannte, hatte Stevenage sich als durch und durch ehrenhaft gezeigt, und bis zu dem unglücklichen Zwischenfall vor drei Tagen wäre es Matt nicht in den Sinn gekommen, die wachsende Freundschaft zwischen ihm und seiner Schwester zu unterbinden. Der Lieutenant war nicht der
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