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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
Autoren: S. J. Watson
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Nachmittag?«
    »Ja. Claire hat mich davon überzeugt, dass irgendwas nicht stimmte, was natürlich dadurch bestätigt wurde, dass Adam am Leben war. Wir sind zu Ihnen nach Hause gefahren, aber da waren Sie schon unterwegs nach Brighton.«
    »Woher wussten Sie, wo Sie mich finden würden?«
    »Heute Morgen haben Sie mir erzählt, Ben – Entschuldigung, Mike – hätte gesagt, Sie würden übers Wochenende wegfahren. An die Küste, hätte er gesagt. Sobald Claire mir erzählt hatte, was los war, habe ich mir gedacht, wo er mit Ihnen hinwollte.«
    Ich lehnte mich zurück. Ich war müde. Erschöpft. Ich wollte nur noch schlafen, hatte aber Angst davor. Angst davor, was ich vergessen könnte.
    »Aber Sie haben mir erzählt, Adam wäre tot«, sagte ich. »Sie haben gesagt, er wäre getötet worden. Als wir in Ihrem Auto in der Tiefgarage saßen. Und auch das mit dem Brand. Sie haben gesagt, es hätte einen Brand gegeben.«
    Er lächelte traurig. »Weil Sie mir das erzählt hatten.« Ich wusste nicht, was er meinte, und sagte das auch. »Irgendwann, etwa zwei Wochen nach unserem ersten Treffen, haben Sie mir erzählt, Adam wäre tot. Offensichtlich hatte Mike Ihnen das erzählt, und Sie hatten ihm geglaubt und es mir erzählt. Als Sie mich in der Tiefgarage fragten, hab ich Ihnen das geantwortet, was ich für die Wahrheit hielt. Bei dem Brand war es genauso. Ich habe geglaubt, es hätte einen gegeben, weil Sie mir das erzählt hatten.«
    »Aber ich hab mich an Adams Beerdigung erinnert«, sagte ich. »An seinen Sarg …«
    Wieder lächelte er traurig. »Ihre Phantasie …«
    »Aber ich habe Fotos gesehen«, sagte ich. »Dieser Mann« – ich brachte es nicht über mich, Mikes Namen auszusprechen – »hat mir Fotos von ihm und mir zusammen gezeigt, von unserer Hochzeit. Ich hab ein Foto von einem Grabstein gefunden. Mit Adams Namen drauf.«
    »Die muss er gefälscht haben«, sagte er.
    »Gefälscht?«
    »Ja. Am Computer. Es ist heutzutage kinderleicht, Fotos zu fälschen. Er muss geahnt haben, dass Sie langsam misstrauisch wurden, und hat die Fotos da deponiert, wo Sie sie finden würden. Höchstwahrscheinlich waren auch ein paar von den Fotos gefälscht, auf denen Sie mit ihm zu sehen waren.«
    Ich dachte daran, wie oft ich in meinem Tagebuch erwähnt hatte, dass Mike in seinem Arbeitszimmer war. Unterrichtsvorbereitungen. Hatte er da am Computer die Manipulationen vorgenommen? Wie gründlich er mich hintergangen hatte.
    »Alles klar?«, fragte Dr. Nash.
    Ich lächelte. »Ja«, sagte ich. »Ich glaub schon.« Ich sah ihn an und merkte, dass ich ihn mir in einem anderen Anzug vorstellen konnte, mit einem deutlich kürzeren Haarschnitt.
    »Ich kann mich an Verschiedenes erinnern«, sagte ich.
    Sein Ausdruck veränderte sich nicht. »Was zum Beispiel?«, fragte er.
    »Ich erinnere mich an Sie mit einer anderen Frisur«, sagte ich. »Und ich habe auch Ben erkannt. Und Adam und Claire, im Krankenwagen. Und ich kann mich daran erinnern, dass ich mich neulich mit Claire getroffen habe. Wir sind in das Café im Alexandra Palace gegangen. Wir haben Kaffee getrunken. Ihr Sohn heißt Toby.«
    Er lächelte, aber es war wieder ein trauriges Lächeln.
    »Haben Sie heute Ihr Tagebuch gelesen?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Aber verstehen Sie nicht? Ich kann mich an Dinge erinnern, die ich nicht aufgeschrieben habe. Ich kann mich an die Ohrringe erinnern, die Claire getragen hat. Es sind dieselben wie die, die sie heute trägt. Ich hab sie gefragt. Sie hat gesagt, das stimmt. Und ich kann mich daran erinnern, dass Toby einen blauen Parka anhatte, und er hatte Zeichentrickfiguren auf den Söckchen, und ich erinnere mich daran, dass er einen Aufstand gemacht hat, weil er Apfelsaft wollte und es nur Orangen- oder Johannisbeersaft gab. Verstehen Sie? Das alles hab ich nicht aufgeschrieben. Ich kann mich daran erinnern.«
    Er blickte erfreut, wenn auch immer noch zurückhaltend.
    »Dr. Paxton konnte ja keine offensichtliche organische Ursache für Ihre Amnesie feststellen. Er hat gesagt, wahrscheinlich sei Ihr Zustand nicht nur durch das physische Trauma ausgelöst worden, sondern zumindest teilweise auch durch das emotionale Trauma. Ich halte es für möglich, dass ein erneutes Trauma das rückgängig machen könnte, zumindest bis zu einem gewissen Grad.«
    Ich nahm seinen Gedanken gierig auf. »Dann bin ich vielleicht geheilt?«, sagte ich.
    Er blickte mich eindringlich an. Ich hatte das Gefühl, dass er genau abwog, was er
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