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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
Autoren: S. J. Watson
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dir nach Hause gekommen bin, nicht? Verzeih mir, Chris. Das mach ich nie wieder. Versprochen. Ich wollte dich einfach nur sehen, und ich wollte deinem Mann erklären –«
    Ich falle ihm ins Wort. »Ben. Du kannst ruhig seinen Namen sagen. Er heißt Ben.«
    »Ben«, sagt er, als würde er das Wort zum ersten Mal in den Mund nehmen und es unangenehm finden. »Ich wollte ihm alles erklären. Ich wollte ihm die Wahrheit sagen.«
    »Welche Wahrheit?«
    »Dass du ihn nicht mehr liebst. Dass du jetzt mich liebst. Dass du mit mir zusammen sein willst. Mehr wollte ich nicht sagen.«
    Ich seufze. »Selbst wenn das stimmen würde, und es stimmt nicht, wäre ich diejenige, die ihm das hätte sagen müssen, nicht du. Begreifst du das denn nicht? Du hattest kein Recht, einfach bei uns aufzukreuzen.«
    Während ich rede, denke ich, wie knapp ich noch mal davongekommen bin. Ben stand gerade unter der Dusche, Adam spielte im Esszimmer, und ich konnte Mike abwimmeln, ehe einer von beiden mitbekam, dass jemand an der Tür war. An dem Abend beschloss ich, die Affäre zu beenden.
    »Ich muss jetzt gehen«, sage ich. Ich öffne die Autotür, trete hinaus auf den Kies. »Verzeih mir.«
    Er beugt sich herüber, um mich anzublicken. Ich denke, wie attraktiv er aussieht, dass er eine ernste Gefahr für meine Ehe hätte sein können, wenn er nicht so gestört wäre. »Seh ich dich wieder?«, sagt er.
    »Nein«, antworte ich. »Nein. Es ist vorbei.«
     
    Dennoch sind wir jetzt hier, so viele Jahre später. Er hält mich wieder in den Armen, und mir wird klar, dass die Angst, die ich vor ihm hatte, zwar groß war, aber nicht groß genug. Ich schreie los.
    »Schatz«, sagt er. »Sei ruhig.« Er legt mir eine Hand auf den Mund, und ich schreie lauter. »Sei ruhig! Sonst hört dich noch jemand!« Mein Kopf schnellt nach hinten, knallt gegen den Heizkörper. Die Bässe im Club nebenan dröhnen im selben Rhythmus weiter – klingen jetzt höchstens noch lauter.
Niemand,
denke ich,
niemand wird mich hören.
Ich schreie wieder.
    »Hör auf!«, sagt er. Er hat mich geschlagen, glaube ich, oder geschüttelt. Ich gerate in Panik. »Hör auf!« Mein Kopf prallt wieder gegen das warme Metall, und ich verstumme vor Schreck. Ich beginne zu schluchzen.
    »Lass mich los«, flehe ich ihn an. »Bitte –« Er lockert seinen Griff, doch nicht so weit, dass ich mich ihm entwinden könnte. »Wie hast du mich gefunden? So viele Jahre später? Wie hast du mich gefunden?«
    »Dich gefunden?«, sagt er. »Ich habe dich nie verloren.« Mir schwirrt der Kopf, ich verstehe nicht. »Ich hab auf dich aufgepasst. Immer. Ich hab dich beschützt.«
    »Du hast mich besucht? In den Einrichtungen? In der Klinik, im Waring House?«, sage ich. »Aber –«
    Er seufzt. »Nicht immer. Das hätten sie nicht erlaubt. Aber manchmal hab ich gesagt, ich wollte jemand anderen besuchen oder ich wäre ein ehrenamtlicher Helfer. Nur damit ich dich sehen konnte, mich vergewissern, dass es dir gutging. In der letzten Einrichtung war es einfacher. Die vielen Fenster …«
    Es überläuft mich kalt. »Du hast mich beobachtet?«
    »Ich musste doch sichergehen, dass du es gut hattest, Chris. Ich musste dich beschützen.«
    »Und dann bist du mich abholen gekommen? Ja? Hat das, was du mir hier, in diesem Zimmer, angetan hast, nicht gereicht?«
    »Als ich erfuhr, dass das Schwein dich verlassen hatte, konnte ich dich doch nicht einfach deinem Schicksal überlassen. Ich wusste, du würdest bei mir sein wollen. Ich wusste, dass es das Beste für dich wäre. Ich musste eine Weile abwarten, abwarten, bis ich wusste, dass niemand mehr da war, der versuchen würde, mich aufzuhalten, aber wer hätte sich denn sonst um dich gekümmert?«
    »Und die haben mich einfach mit dir mitgehen lassen?«, sage ich. »Die hätten mich doch bestimmt nicht mit irgendeinem Fremden mitgehen lassen!«
    Ich frage mich, welche Lügen er ihnen erzählt hat, um mich mitnehmen zu können, dann erinnere ich mich an meinen Tagebucheintrag über das, was Dr. Nash mir von der Mitarbeiterin im Waring House erzählt hatte.
Sie hat sich sehr gefreut, als sie hörte, dass Sie wieder zu Hause bei Ben sind.
Ein Bild entsteht in meinem Kopf, eine Erinnerung. Meine Hand in Mikes, während er ein Formular unterschreibt. Eine Frau hinter einem Schreibtisch lächelt mich an. »Sie werden uns fehlen, Christine«, sagt sie. »Aber zu Hause wird es Ihnen gutgehen.« Sie sieht Mike an. »Bei Ihrem Mann.«
    Ich folge ihrem Blick. Ich erkenne den
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