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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg!
Autoren: Agnes Hammer
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gefährlicher Schieflage.
    Wir sahen uns mit hängenden Armen um. Was genau wollten wir hier suchen?
    „Vielleicht der Rechner?“, schlug ich vor.
    Ich klappte Jasminas Laptop auf, schaltete ihn an, aber natürlich war er mit einem Kennwort gesichert. Ich tippte „Stüpp“, erst groß, dann klein geschrieben, und beides noch mal mit einer Sieben hintendran, aber das war nicht das Kennwort. Ich probierte es mit „Jasmina“, aber auch da tat sich nichts, dann tippte ich „Ben“ ein und der Startbildschirm erschien. Ben? Sollte Jasmina das nicht ändern?, dachte ich automatisch. Ich drehte mich zu Julie um und brachte dabei den Papierstapel ins Rutschen. Julie versuchte, die Flut von Zetteln, Heften und CDs aufzuhalten, doch dann ließ sie plötzlich los.
    „Oh, Scheiße!“, sagte sie. In der Hand hielt sie eine selbst gebrannte CD. Badespaß am Waldsee war mit einem schwarzen Stift auf das Cover geschrieben. Ich kannte die Schrift nicht. Jasmina malte immer große runde Buchstaben.
    „Was ist damit?“
    „Vielleicht sind das die Bilder, die Lisas Mutter von uns gemacht hat.“ Julie klopfte das schwarze Plastik auf ihren Handrücken.
    „Und?“
    „Die waren auf dem Fake-Profil. Deshalb habe ich ja Lisa verdächtigt.“
    Julie öffnete die Plastikhülle der CD.
    „Oh“, machte sie. Sie hielt ein kleines Foto in der Hand.
    „Ist das Jasminas Hund?“
    Die Fotografie zeigte einen großen schwarzen Mischling mit langem Zottelfell, der auf seinen Hinterpfoten saß. Er hielt die großen Ohren gespitzt, so als würde er gerade gerufen. Unser Stüpp. Meine Schwester war damals so klein, dass er ihr bis an die Achselhöhle reichte. Im Hintergrund sah man die Straße, in der wir gewohnt hatten, bevor wir in der Förstersiedlung bauten.
    Ich musste gar nichts sagen.
    Wir gingen in mein Zimmer und schauten auf meinem Rechner die CD an. Julie war darauf zu sehen und auch Jasmina und Lisas Mutter. Sie trug kein Oberteil. Lisa selbst war wie ein dunkler Schatten im Hintergrund.
    „Dies hier war auf dem gefakten Profil“, sagte Julie und zeigte auf eines der Fotos. „Und das da auch.“ Sie war blasser als die weiße Wand hinter ihr.
    „Und jetzt?“
    JASMINA
    Wir hatten die letzte Stunde und eigentlich warteten alle darauf, dass es klingelte und endlich Mittagspause war. Draußen regnete es in Strömen und leider hatte ich keine Regenjacke mit. Trotzdem würde ich mit Ela, Alina und Isabelle rüber ins Café gehen. Seit Julie im Krankenhaus lag, waren die drei richtig nett zu mir. Sie erkundigten sich auch nach Julies Unfall und ihrer Gehirnerschütterung. Aber ich wollte nicht an Julie denken. Ich wollte auch nicht mehr ihre beste Freundin sein, denn in Wirklichkeit war ich ja doch immer nur die, neben der Julie noch hübscher aussah und noch bezaubernder war. Ich hatte lange genug plump und talentlos neben ihr gestanden. Wie ein dunkles Kontrastmittel, damit Julie noch heller leuchten konnte.
    Eigentlich waren die drei von der Style-AG gar nicht so übel. Gestern hatte Sebastian mich davon abgehalten, mich ihnen anzuschließen, und mich stattdessen zu Spiegelei und Spinat in die Kantine gezerrt. Aber heute war er ja krank, da konnte er das nicht. Ich schaute wieder auf die Gleichungen, die der Klein an die Tafel schrieb. Jede war eine Beispielaufgabe für eine, die in der Klassenarbeit berechnet werden müsste. Oje, das würde schwer werden.
    „Was machst du denn hier?“, fragte der Klein über unsere Köpfe hinweg und setzte seine Kreide ab.
    Julie kam in die Klasse gehumpelt, Sebastian im Schlepptau hinter ihr her. Sie würdigte den Mathelehrer keines Blickes, sondern hielt auf mich zu.
    Wie von Marionettenfäden gezogen stand ich auf. Sie wollte zu mir, das war mir sofort klar. Sie wusste es.
    Die anderen in der Klasse spürten, dass man Julie besser auswich, und machten ihr Platz. Nur Sebastian blieb in Julies Nähe. Er griff nach ihrem Ellenbogen, doch sie schüttelte ihn ab.
    „Was ist denn?“, fragte ich, dabei wusste ich es ja schon. Ich musste Julie und Sebastian nur ansehen.
    Julie legte ein Foto vor mich auf den Tisch.
    „Ob ich Angst habe?“, zischte sie mir gefährlich leise ins Gesicht. „Das hast du mich doch gefragt?“
    „Hör zu, Julie, das war alles nicht so gemeint“, begann ich zu erklären. „Das sollte alles nicht so laufen. Das ist einfach so passiert, und dann haben sich andere drangehängt … Und ich habe das Profil ja dann auch wieder … Was kann ich dafür, dass
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