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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier
Autoren: Lore Pittacus
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vergeblich nach Sam, rufe ihn, bekomme keine Antwort. Ich sehne mich danach, irgendetwas zu hören, ein weiteres Gebrüll, Henris Gewehr, irgendwas – aber da ist nichts.
    Dann laufe ich zum zweiten Mal aus dem Wald hinaus, wische mir Schmutz und Laub aus dem Gesicht, so gut es geht. Die Sterne sind zurück, eine Million Sterne, sie blinken am Nachthimmel. Ist alles vorbei? Oder ist das nur eine Atempause? Ich muss in die Schule! Ich laufe weiter, und da höre ich es: wieder Gebrüll. Es kommt aus dem Wald hinter mir.
    Die Geräusche kehren zurück. Drei Schüsse hallen durch die Nacht; ich hoffe, dass sie aus Henris Gewehr kommen, dass er noch lebt, noch kämpft.
    Die Erde bebt, die Bestie ist auf dem Weg, kommt auf michzu, hinter mir fallen Bäume um, werden entwurzelt. Sie scheinen das Vieh kein bisschen aufzuhalten. Ist es noch größer als das andere? Ich lasse es nicht drauf ankommen, dies herauszufinden, sondern renne Richtung Schule – aber dann fällt mir ein, dass ich damit die anderen gefährde: Sarah und Mark sind hoffentlich noch dort, verstecken sich.
    Alles wird, wie es vor dem Gewitter war: die Schatten folgen, Scouts, Fighter. Ich spurte zum Footballplatz, die Bestie hinter mir. Werde ich sie abhängen können? Wenn ich es bis zu dem Wald hinter dem Platz schaffe, könnte es vielleicht klappen. Ich kenne diesen Wald wie meine Westentasche, er führt zu unserem Haus. Heimvorteil. Ich schaue mich um, Mogadori sind auf dem Schulhof, zu viele. Sie sind in der Überzahl. Haben wir wirklich geglaubt, wir könnten gegen sie gewinnen?
    Ein Dolch fliegt an mir vorbei, um Zentimeter verfehlt er mein Gesicht, bleibt im Stamm eines Baums neben mir stecken und lässt ihn in Flammen aufgehen. Wieder Gebrüll. Die Bestie gewinnt an Geschwindigkeit. Wer von uns hat mehr Ausdauer? Ich laufe ins Stadion, spurte über die Fifty-Yard-Linie und durch die Seite der auswärtigen Mannschaft. Ein weiteres Messer zischt vorbei, diesmal ist es blau. Der Wald ist nah, endlich erreiche ich ihn. Da jagt der dritte Dolch durch die Luft – und trifft. Strike.
    Ich schreie auf und falle mit dem Gesicht in den Schlamm. Der Dolch zwischen meinen Schulterblättern verursacht einen heftigen, lähmenden Schmerz. Ich versuche ihn herauszuziehen, aber er steckt zu hoch und scheint sich immer tiefer zu graben. Der Schmerz breitet sich aus, als wäre ich vergiftet. Auch mit Telekinese kann ich mich von der Waffe nicht befreien, meine Kräfte versagen. Ich krieche vorwärts. Einer der Fighter – vielleicht auch ein Scout – stellt den Fuß auf meinen Rücken und zieht den Dolch heraus. Ich stöhne. Der Schmerz bleibt. DerMann nimmt den Fuß weg und ich drehe mich mühsam auf den Rücken, damit ich ihn sehen kann.
    Wieder ein Fighter, groß und breit steht er da, grinst voller Hass und dreht den Dolch in den Händen. Das ist es, was ich gespürt habe, das Drehen der Klinge in meinem Fleisch. Ich bewege meine Hand in seine Richtung, aber vergeblich, ich kann nicht fokussieren, alles ist verschwommen.
    Er hebt sein Schwert. Die Klinge schmeckt den Tod, glänzt im Nachthimmel dahinter.
Das war’s. Nichts, was ich noch tun könnte.
Ich blicke ihm in die Augen. Zehn Jahre Verfolgung, und so einfach endet es, so ruhig.
    Doch hinter dem Mann lauert etwas anderes, etwas Bösartigeres als eine Million Soldaten mit einer Million Schwertern. Die Zähne sind so lang wie der Fighter groß ist, sie leuchten weiß in einem Maul, das zu klein für sie ist. Die Bestie mit ihren teuflischen Augen richtet sich über uns auf.
    Die Luft bleibt mir in der Kehle stecken, entsetzt reiße ich die Augen auf. Das Monster wird uns beide umbringen! Der Soldat bemerkt gar nichts. Er hebt sein Schwert und will gerade zustoßen … doch er ist zu langsam, die Bestie schlägt zuerst zu. Ihre Kiefer schließen sich wie eine Bärenfalle. Der Biss hört nicht auf, bis die Zähne des Monsters zusammenkommen und der Körper des Soldaten unterhalb der Hüften entzweigeschnitten ist. Zwei Stümpfe stehen noch dort. Das Monster kaut zweimal und schluckt. Die Beine des Soldaten fallen mit dumpfem Schlag auf den Boden und lösen sich rasch auf.
    Mit letzter Kraft greife ich nach dem Dolch, der mir vor die Füße gefallen ist. Ich stecke ihn in den Hosenbund und krieche davon. Dabei spüre ich das Monster über mir, spüre seinen Atem in meinem Nacken. Der Geruch nach Tod und vergammeltem Fleisch ist übermächtig. Ich krieche auf eine kleine Lichtung, jeden Moment erwarte ich die
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