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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier
Autoren: Lore Pittacus
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orange im Mondlicht. Der Mogadori stolpert, stöhnt, schwarzes Blut dringt aus der Wunde. Seine Augen werden ausdruckslos, er fällt zu Boden, liegt reglos da, dann wird er zu einer Aschewolke, die sich sanft auf meine Schuhe legt.
    Ich habe meinen ersten Feind getötet.
    Ich lege die Hand an einen Baum, ich will mich anlehnen und Atem holen – doch der Baum ist nicht mehr da. Ich sehe mich um. Alle Bäume hier sind zu Aschehaufen geworden, genau wie die Mogadori, wenn sie sterben.
    Da höre ich wieder eine Bestie brüllen. Ich blicke auf, will sehen, wie viel von der Schule noch steht. Doch statt des Gebäudes drängt sich ein Fighter in mein Blickfeld, in einer Hand hält er ein Schwert, in der anderen ein ähnliches Gewehr wie das des Toten. Das Gewehr, bereits geladen und glühend vor Energie, ist auf mich gerichtet. Ich bezweifle, ob ich die Kraft habe, mich zu wehren.
    Es gibt nichts, was ich werfen kann, und die Kluft zwischen uns ist zu groß, um ihn anzugreifen, bevor er schießt. Doch dann zuckt sein Arm, ein Schuss knallt durch die Luft, aber ich bleibe unverletzt. Verwirrt schaue ich auf und sehe ein Loch, so groß wie ein Centstück, in der Stirn des Soldaten, daraus quillt Blut. Dann fällt der Mogadori und löst sich auf.
    »Das ist für meinen Dad!«, höre ich hinter mir. Sam hält eine silbrige Pistole in der Hand, die er jetzt senkt. »Sie sind mitten durch die Stadt gekommen. Ich habe sie erkannt, sowie ich den Anhänger gesehen habe.«
    Ich starre ihn verwirrt an. Gerade noch war er im Schuss des ersten Fighters ein gespenstischer Leichnam aus der Hölle, der mich mitnehmen wollte. Und jetzt hat er mich gerade gerettet.
    »Ist alles okay mit dir?«
    Ich nicke. »Woher kommst du denn jetzt?!«
    »Ich bin ihnen im Truck meines Dads gefolgt, war vor fünfzehn Minuten hier und habe alle gesehen, die hier herumwimmeln. Da habe ich lieber eine Meile entfernt geparkt und bin durch den Wald gelaufen.«
    Die zweiten Scheinwerfer, die wir von der Schule aus bemerkt haben, kamen also von Sams Truck!
    Ein Donnerschlag knallt durch die Nacht, ein neues Gewitter kündigt sich an und ich bin erleichtert – Sechs lebt noch. Ein Blitz fährt über den Himmel, Wolken brauen sich aus allen Richtungen zusammen und vereinen sich zu einer schwarzen Masse. Es wird noch dunkler, dann fällt schlagartig ein so starker Regen, dass ich Mühe habe, Sam in zwei Metern Entfernung noch zu erkennen. Die Schule wird vom Regen verschluckt. Doch dann schlägt ein heller Blitz und in dem Licht erkenne ich kurz, dass die Bestie getroffen ist. Ein entsetzliches Gebrüll folgt.
    »Ich muss zur Schule!«, rufe ich. »Mark und Sarah sind noch drin.«
    »Ich komme mit!«, schreit Sam über das Rumpeln des Donners zurück.
    Wir sind kaum fünf Schritt gegangen, da kommt Wind auf. Heulend treibt er uns zurück, Regen wie aus Kübeln sticht uns ins Gesicht. Aber auch wenn ich jetzt zittere vor Kälte – ich weiß, dass ich lebe. Sam fällt auf ein Knie, dann liegt er auf dem Bauch und versucht, nicht zurückgeblasen zu werden. Ich tue es ihm nach. Durch zusammengekniffene Augen blinzele ich in die schweren, dunklen Wolken, die in kleinen Kreisen wirbeln. Und in der Mitte dieses Kreises scheint sich ein Gesicht zu bilden.
    Es ist ein altes, verwittertes, bärtiges Gesicht, offenbar das eines Schlafenden. Die Wolken senken sich, langsam kommen sie näher und umhüllen und verdunkeln alles. Die Finsternisist so tief und undurchdringlich, dass man sich eine Sonne irgendwo kaum vorstellen kann. Wieder ein Gebrüll voll Groll und Unheil. Ich versuche aufzustehen, werde aber schnell zurückgeworfen, der Wind ist zu stark. Wieder das Gesicht, es erwacht, die Augen öffnen sich, eine Grimasse des Zorns, der Rache entsteht. Es nähert sich rasch, der Mund – die Lippen ziehen sich von den Zähnen zurück, der Blick spricht von reiner Bösartigkeit, von größtem Zorn.
    Dann geschieht wieder zu viel auf einmal: Das Gesicht sinkt herunter, eine Schallwelle erschüttert den Boden, im Licht einer Explosion erstrahlt die Schule rot, orange und gelb. Bäume brechen entzwei. Ich werde zurückgeworfen, Äste und Schlamm fallen auf mich, in meinen Ohren schrillt es. Ein Knall, so laut, dass er fünfzig Meilen weit noch vernommen werden müsste …
    Und dann hört der Regen auf und alles ist still.
    Ich liege im Schlamm und höre nur meinen eigenen Herzschlag. Die Wolken lösen sich auf, der Mond ist wieder zu sehen. Kein einziger Windhauch. Ich suche
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