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Ich bin alt und das ist gut so

Ich bin alt und das ist gut so

Titel: Ich bin alt und das ist gut so
Autoren: Barbara Ruetting
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angenehme Hotels und ebensolche Theater strapazieren Nerven und Gemüt, nicht einmal die Eintragung ins Goldene Buch der Stadt vermag da noch Glücksgefühle auszulösen. Wieder Vorstellung, vielleicht noch ein blödes Publikum (?), wieder Hotel, mieses Bett, schlecht geschlafen, wieder Busfahrt, und so weiter, Hunderte Male. Ein Schauspieler sagte mal: Wenn ich den Mantel von der Kollegin Soundso auch noch in Wuppertal um die Ecke biegen sehe, krieg ich die Krise!
    Man tröstet sich mit Essen und Trinken, das ja, wenn überhaupt, noch am ehesten Leib und Seele zusammenhalten soll, überwiegend mit Trinken, denn das Essen ist auch nicht immer vom Feinsten.
    Im Örtchen XYZ jedenfalls, das ich ja nicht beleidigen will, war Alfons Schuhbeck damals offensichtlich noch unbekannt. Die diesmal kleine Truppe hatte sich also kurz vor der Vorstellung den langweiligen Restaurantstandardsalat – rote Rüben aus dem Glas, Kartoffel- und Krautsalat – mit frisch zerkleinerten Knoblauchzehen ein wenig aufzupeppen bemüht – in Unkenntnis des an diesem Abend sehr kleinen intimen Theaterchens.
    Das Bühnenbild so naturalistisch, wie es das Publikum bekanntlich liebt. Der Vorhang geht auf, die Köchin Christin steht am gräflichen Herd und brutzelt etwas in einer Pfanne, was bei der mit dem Mops vom Gärtner (!) fremdgegangenen gräflichen Hündin die Folgen beseitigen soll – nicht ahnend, dass auch dem gräflichen Fräulein Julie ein ähnlicher Abstieg widerfahren wird – mit dem Diener Jean.
    Eine gewaltige Knoblauchwolke senkt sich auf die erste Reihe fein herausgeputzter Damen und Honoratioren des Ortes. Na gut, denken sich diese, wie mir später berichtet wurde, das Gebräu soll ja wirken. Endlich mal wieder Naturalismus auf der Bühne, wunderbar, nicht diese neumodischen Verfremdungen!
    Auftritt Dietmar Schönherr als Diener Jean. Die nächste Knoblauchwolke schwappt von der Bühne nach unten. Gesinde halt, denkt sich mancher noch. Aber dann! Auftritt ich als gräfliches Fräulein Julie – wieder eine Knoblauchwolke!
    Der Gestank sei nicht auszuhalten gewesen, so die Beschwerden an die Tourneeleitung, die uns nahelegte, unserer Knoblauchgier erst nach vollbrachter Vorstellung zu frönen.
    Was ist denn das Tolle an dieser Knolle (lateinisch: Allium sativum )? Sie enthält Lauchöl, mit dem Hauptbestandteil Allicin, dem eine antibakterielle, lipidsenkende Wirkung bei erhöhten Blutfettwerten und Gefäßveränderungen bescheinigt wird. Das ebenfalls enthaltene Spurenelement Germanium spielt eine Rolle als Fänger freier Radikale und bei der Behandlung entzündlicher Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
    Die Zitrone wiederum steuert Vitamin C bei und wichtige Vitamine der B-Gruppe wie die Folsäure, die zahlreiche Stoffwechselreaktionen beeinflusst und an der es den meisten Menschen mangelt.
    Das geschilderte Gebräu soll den ganzen Körper regenerieren und ganz speziell auch dem Altersschwindel vorbeugen, das Seh- und Hörvermögen verbessern und sogar vor Parodontose schützen. Der Knoblauchfan (s. oben) empfiehlt zwei Kuren pro Jahr vorbeugend.
    Da gerade Landtagsferien sind, habe ich mich soeben an die erste Portion herangewagt. Vonseiten meiner Hunde gab es noch keine Beschwerden wegen Geruchsbelästigung.
Versuchung – kann denn Essen Sünde sein?
    Wetten, dass jede/r mal »rückfällig« wird? Vor allem dann, wenn die Latte der Ziele zu hoch gesteckt war.
    Mein wichtigster Tipp: Keine Schuldgefühle entwickeln! Sondern sich den Rückfall in alte Gewohnheiten liebend verzeihen.
    Mein Meister Osho sagte einmal, es ist besser, Fleisch zu essen als Fleisch zu denken. Ein guter Bekannter wurde während einer Fastenwoche im Traum qualvoll von Bildern knusprigen Gänsebratens heimgesucht. Ich selbst werde sogar heute noch, nach über 30 Jahren vegetarischer Ernährung, vom Duft gebratener Hähnchen angetörnt und habe vor allem an Meer oder See immer noch Gusto auf Fisch.
    Meistens genügt es, sich das Tier – Huhn, Fisch – als Lebewesen vorzustellen, und die Gier vergeht. Beim Sporttauchen schwimmen die Fische neugierig neben dem Menschen her, sehen einem direkt in die Augen!
    Kann ich essen, was mich mit solchen Augen ansieht?
    Ich kann dich nicht essen, Fisch!
    Obwohl angeblich kaltblütig,
    schwimmst du neben mir her,
    blinzelst mir zu
    mit freundlichem Auge.
    Neugierig folgst du mir,
    wenn ich tauche.
    Hältst mich für deinesgleichen vielleicht?
    Ach, ich bin nur ein hässlicher Mensch
    mit weißlicher
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