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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich
Autoren: Penny Hancock
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öffnete den Mund, schloss ihn wieder und holte Luft.
    »Hast du Ben und Miranda nicht eingeladen?« Die Worte klangen gezwungen und zu laut.
    »Nein, nein, die sind weg. Madagaskar oder so was. Winterurlaub.«
    Diese Neuigkeit musste Helen erst verdauen. Sie war erleichtert, ihm nicht über den Weg zu laufen, und entsetzt, dass er noch mit seiner Frau zusammen war. Sie schluckte.
    »Was ist mit Greg und Sonia? Ich dachte, sie wären vielleicht hier«, fragte sie in einem heiteren Ton.
    »Ich habe ihnen bei der Feier zu Micks Fünfzigstem eine Einladung gegeben.« Nadia musterte über Helens Kopf hinweg ein paar Frauen, die gerade hereingekommen waren. »Sonia hat doch richtig gut ausgesehen nach allem, was Greg über sie erzählt hat.« Mit beiden Händen hob Nadia ihren Babybauch sanft an und ließ ihn wieder sinken. »Keine Ahnung, wie sie das schafft. Ich fühle mich im Moment auch unglaublich wohl in meinem Körper.« Sie schloss die Augen und lächelte selig. »Einer der Jungs hat sie als MIGF bezeichnet! Mutter, die ich gerne ficken würde«, fügte sie hinzu, als würde Helen eine Erklärung brauchen.
    »Was meinst du, was hat Greg denn erzählt?«, fragte Helen.
    »Er hat Pierre wieder gesagt, dass er sich ihretwegen Sorgen macht. Sie sei so – sonderbar, hat er wohl gesagt.«
    »Ach?«
    »Weil Kit ausgezogen ist und er öfter in Genf zu tun hat, sieht er keinen Grund mehr, in dem alten Haus von Sonias Eltern zu bleiben. Aber sie will nicht umziehen.«
    »Sie liebt das Flusshaus«, sagte Helen. »Wer würde das nicht? Die Lage ist einmalig.«
    »Es geht noch um mehr. Greg glaubt, sie hätte eine Depression. Du musst doch zugeben, dass sie auf der Party nicht gerade Heiterkeit versprüht hat.«
    »Ehrlich gesagt höre ich kaum noch was von ihr, seit die Kinder groß sind. Seit Kit auf der Uni ist, interessiert sich Sonia nicht mehr für mich. Wahrscheinlich hält sie nicht mehr so viel von mir, nachdem meine Söhne die Schule geschmissen haben. Aber sie fehlt mir. Früher hätten wir zusammen draußen gestanden und eine geraucht.«
    »Ich sage ja nur, was Pierre von Greg gehört hat«, sagte Nadia. »Wo ist sie denn heute Abend?«
    »Vielleicht dürfte ich das gar nicht sagen, aber ich tue es trotzdem«, meinte Helen, während sie sich von Pierre ein neues Glas Wein geben ließ. »Es ist verdammt typisch für Greg, dass er Sonia irgendein Problem anhängt, weil sie eine andere Meinung hat. So hat er das schon immer gemacht. Er ist ein Kontrollfreak.«
    »Und du konntest Greg noch nie leiden«, sagte Nadia lächelnd.
    »Da du es schon sagst: nicht besonders«, stimmte Helen zu.
    Als Nadia dem Grüppchen Frauen zulächelte, die gerade hereingekommen waren, schämte sich Helen entsetzlich, weil sie laut ausgesprochen hatte, was sie von Greg hielt. Er war mit Pierre befreundet. Sie hatte noch nie gewusst, wann sie besser den Mund halten sollte. Sonia war also eine MIGF . Und Ben war mit Miranda in Madagaskar. Helens Anspannung ließ nach, ihre Laune verschlechterte sich. Von den Neuankömmlingen an der Tür kamen bewundernde Laute und Rufe. Nadia wurde von einer der Kunstliebhaberinnen entführt, und Helen sah, dass die letzten Weingläser vom Tablett verschwunden waren. Zeit zu gehen.
    Draußen blieb sie kurz auf dem Gehweg stehen, wickelte ihre blaue Kapuzenjacke enger um sich und streifte ihre burgunderroten Autohandschuhe über, die in den Taschen gesteckt hatten. Sie stampfte mit den Wildlederstiefeln auf den Boden, auf dem schon der erste Frost glitzerte, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Auto an der nächsten Ecke machte. Auf der anderen Straßenseite drängelten ein paar Jungen aus einem Taxi und in ein viktorianisches Lagerhaus, das jetzt eine Art Club beherbergte. Ihr Atem stieg als weiße Wölkchen auf, als sie den Gehweg überquerten. Helen war die ganze Woche über von Jungs im Teenageralter umgeben gewesen. Von den hilfsbedürftigen bei der Arbeit und zu Hause von ihren eigenen beiden und ihrem Neffen Jez. Überall und ständig schien sie schlaksige Beine und hängende Schultern zu sehen. Sie wünschte sich, sie hätte mehr Kontakt zu Frauen. Zu Menschen, mit denen sie wirklich reden und über ihre Gefühle sprechen könnte. Bei Nadia drehte sich fast alles um ihre Schwangerschaft, Sonia blieb zur Zeit offenbar lieber allein, und Helens Schwester Maria war viel zu sehr auf Konkurrenz bedacht, wenn es um ihre Söhne ging. Ihr könnte sich Helen auf keinen Fall anvertrauen.
    Auch einige
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