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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens
Autoren: Sarah Beth Durst
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Wellen unter ihr. Als die Wehe nachließ, wurde ihr klar, dass diese beiden Geräusche in der Tat die einzigen waren, die es überhaupt auf diesem felsigen Eiland gab. Keine Möwen kreischten in der Luft, aus der Festung drang kein einziger Laut. Es war, als wäre die Insel tot. »Bitte, Bär«, sagte sie laut. »Bitte, sei okay.« Sie legte eine Hand an die feuchtkalte Mauer. Nach all den Tausenden von Meilen stand nur noch diese eine Wand zwischen ihnen – die Wand und die Trolle, die irgendwo da drinnen sein mussten. Cassie schluckte. Sie konnte das schaffen. So weit war sie schon gekommen. Sie würde sich jetzt auf gar keinen Fall mehr aufhalten lassen.
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Die Wand ragte unfassbar hoch über ihr auf. Weder Fenster noch Türen waren zu sehen, nur schattige Schießscharten. »Die Kletterpartie fällt also aus«, sagte sie laut und versuchte, ganz lässig zu klingen. Sie tätschelte ihren Bauch. »Ich weiß, du hast dich drauf gefreut.« Ihre Worte wurden vom Donner der brechenden Wogen verschluckt, und Cassie fühlte sich noch kleiner und einsamer als vorher. Eine Hand an die Wand gestützt, um nicht abzurutschen, begann sie an ihr entlangzugehen.
    Sturmwolken verdunkelten den Himmel. Es war, als verharrte die ganze Welt in der ewigen Dämmerung des Nirgendwo zwischen Tag und Nacht. Vorsichtig ging Cassie von einem Schatten zum nächsten über die schlüpfrigen Felsen. Irgendwann bog sie in dem unwirklichen Halbdunkel um die erste Ecke.
    Die zweite Wand, glitzernd von feuchter Gischt, glich der ersten wie ein Ei dem anderen. Sie erstreckte sich ohne Unterbrechung bis zum Ende der Insel. Schwarze Felsen führten hinunter zum Meer. Dieselben verdrehten, leblosen Bäume ragten wie Geister aus steinigen Spalten hervor. Die nächste Wehe kam und nahm Cassie die Luft. Gegen die kühle Mauer gelehnt, wartete sie, bis der Schmerz nachließ. Unter der nassen, kalten Kleidung zog sich ihre Haut fröstelnd zusammen. Die Wehe klang ab, und Cassie eilte weiter über die glitschigen Steine, bog um die zweite Ecke. Auch die dritte Wand ragte glatt und ohne jede Unterbrechung über ihr auf. Drei Wände, keine Türen. Cassie stolperte weiter, und kam schließlich um die dritte und letzte Ecke.
    Die Festung hatte keinen Zugang.
    Sie lehnte sich gegen die Mauer. Tränen schossen ihr in die Augen. Die Wange fest gegen den Stein gepresst, hämmerte sie mit der Faust dagegen. »Hallo? Lasst mich rein! Macht auf, verflucht noch mal! Bitte, macht auf!«
    Wieder zog sich ihr Unterleib zusammen. Sie ging in die Knie, konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. Und wie sie da so kauerte, schmolz auf einmal die Wand nach innen und formte den Umriss einer Tür. Staunen besiegte den Schmerz. Cassie drehte den Kopf zur Seite. Statt neben schwarzem Basalt stand sie nun neben einer hölzernen Tür. Wie … Magie , gab sie sich selbst die Antwort. Sie musste an Bärs Schloss denken.
    Cassie legte eine flache Hand auf das Türblatt – es fühlte sich warm und trocken an, wie unberührt von der kalten Gischt – und drückte. Auf der anderen Seite hörte sie etwas klicken, die Tür war von innen verriegelt. Sie probierte den Griff, doch der klapperte bloß locker in ihrer Hand.
    Cassie untersuchte das Holz. Kiefer, halb verrottet und ziemlich morsch. Vielleicht ließ sich die Tür ja aufbrechen. Sie leckte sich über die Lippen. Morsch oder nicht, sich mit dem ganzen Körpergewicht gegen die Tür zu werfen … Gab es nicht noch eine bessere Idee? Wenn die Wehen noch stärker wurden … Schützend schlang Cassie die Arme um ihren Leib und rammte mit aller Kraft die Schulter gegen die Tür, die daraufhin knirschte. Cassie trat einen Schritt zurück und warf sich noch einmal dagegen. Sie hatte sich ziemlich wehgetan, doch das Holz gab nicht nach. Noch ein Versuch. Umsonst.
    Cassie massierte ihre schmerzende Schulter. So erreichte sie nur eins: Sie zerschmetterte ihren Arm. Von einer simplen Tür aufgehalten zu werden, nach allem, was sie durchgemacht hatte. Der Gedanke machte sie krank. Es durfte nicht hier enden, nicht so.
    Sie rüttelte an dem Griff. Daheim auf der Station hatte Owen immer die Schuppentür repariert. Wenn er doch hier wäre, mitsamt seinem Werkzeug. Sie hockte sich hin, testete das Holz um den Griff mit dem Finger und tastete dann den Boden neben sich nach einem geeigneten Stein ab. Im Gegensatz zu Türen waren Steine hier im Überfluss vorhanden. Bald hatte sie ein handliches Exemplar
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