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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition)
Autoren: Anders de la Motte
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und der schwarzen Daunenjacke waren MayBeys Handgelenke sehr schmal, und sie hatte keine Mühe, ihm die Fesseln anzulegen.
    »Zeit für ein kleines Plauderstündchen mit offenem Visier, meine Herren.«
    Sie zog MayBey die Skimaske herunter und befreite danach den zweiten Mann von seiner Haube.
    »Jonathan Lundh, wir kennen uns ja bereits …«, sagte sie zu MayBey. Der verzog noch immer das Gesicht vor Schmerzen.
    »Aber wer bist du?« Sie blickte den anderen an.
    »M-Marcus«, schniefte der junge Mann, der ihren Bruder gespielt hatte.
    »Marcus Lillhage.«
    »Und woher kennst du Herrn Lundh junior? Ist dein Vater womöglich auch Polizist?«
    »N-neihein …«, heulte Marcus. »Jonny und ich gehen zusammen zur Schule …«
    Sie nickte langsam und drehte sich dann zu der schwarzen Tasche um.
    »Da ist eine Kamera drinnen, stimmt’s?«
    Marcus nickte.
    Sie bohrte Jonathan Lundh den Schlagstock in die Brust. »Willst du mir alles erzählen, oder soll Marcus das übernehmen?«
    Jonathan hielt seinen verletzten Oberschenkel mit beiden Händen umklammert und wich ihrem Blick aus.
    »Na dann, Marcus. Du hast das Wort.«
    Sie legte sich den Stab über die Schulter.
    »Das war nur ein Projekt … ein Schulding.«
    »Weiter.«
    »Also, wir besuchen einen Medienkurs und schreiben eine Arbeit über Informationsfluss. Wir wollten sehen, ob es möglich ist, eine Debatte über eine gefakete Figur zu entfachen und zu lenken. Jonnys Vater liest ständig diese Bullenseite, so kamen wir auf die Idee.«
    Er schielte zu Jonathan Lundh, aber der schwieg weiterhin.
    »Eines Abends hat sich sein Vater aus Versehen auf sein Handy gesetzt und dabei zu Hause angerufen, ohne es zu merken. Jonny hat dadurch zufällig mitgehört, wie sie im Streifenwagen …«
    »… über mich geredet haben«, ergänzte sie und sah, dass Jonathan den Kopf hob.
    »Du hast mit meinem Vater gefickt …«, zischte er. »Obwohl du wusstest, dass er eine Familie hat!«
    Rebecca nickte langsam.
    »Das ist ganz richtig«, sagte sie dann. »Und darauf bin ich auch alles andere als stolz, wenn dich das irgendwie tröstet. Deshalb habt ihr also mich ausgewählt?«
    »E-eigentlich war das Projekt gar nicht so groß gedacht gewesen. Wir wollten nur einen aus der Bahn geratenen Bullen spielen, der nach und nach erzählen sollte, dass er sich das Leben nehmen würde. Wir wollten sehen, ob seine Kollegen versuchen würden, ihm zu helfen«, fuhr Marcus fort. »Na ja, in allererster Linie mussten wir es schaffen, uns zu profilieren. Uns einen Namen zu machen. Wie die Tussi von der Kunsthochschule, die eine Psychose vorgab und scheißberühmt wurde …«
    »Halt endlich den Rand, Marcus!«, schimpfte Jonathan. »Wir haben dir nichts mehr zu sagen, du verfluchte Hure …«
    Sie verpasste ihm einen Hieb auf das Knie, und er rollte sich zu einem Ball zusammen.
    »Du solltest dir genau überlegen, was du sagst, Jonathan. Denk daran, was sie auf dieser Seite über meine Psyche erzählen … Ein so schlauer Kerl wie du kann mir vielleicht sagen, was passiert, wenn ich eure Kamera zertrümmere und dann behaupte, dass ich in reiner Notwehr gezwungen war, euch beide von der Kante zu stoßen?«
    Sie sah, wie sich Jonathans Augen weiteten und er nach Anzeichen suchte, dass sie nur scherzte. Also packte sie ihn an der Jacke und zerrte ihn zur Balustrade.
    Unten hatte sich inzwischen eine Gruppe Schaulustiger versammelt.
    »Ihr habt mich wochenlang terrorisiert …«, fuhr sie fort, den Mund ganz nah an seinem Ohr. »Menschen dazu gebracht, mich mit Beschimpfungen zu überhäufen, mich fast totgefahren und außerdem meinen Bruder mit dem Tod bedroht …«
    Sie drückte ihn ein Stück über die Brüstung. Trotz des Zischens und Knatterns der Neujahrsraketen konnte sie hören, wie er nach Luft schnappte.
    »Oder etwa nicht? Der Wagen vor meinem Haus, das wart doch ihr, stimmt’s?«
    »Ja! J-ja, verdammt!«, schrie er. »Wir wollten nur sch-schauen, wo du wohnst. A-Als du dann angerannt kamst …«
    »… ist euch die Düse gegangen …?«
    Er nickte heftig, ohne den Blick vom Kopfsteinpflaster weit unter ihnen zu wenden.
    »Und mein Bruder, was hat der damit zu tun?«
    »Das war Z-zufall. Eines Tages kam er im Laden vorbei … D-dann hat sich das einfach so ergeben …«
    Sie zog Jonathan Lundh auf die Plattform zurück und ließ ihn neben seinem Kompagnon zu Boden plumpsen.
    »Und was ist mit diesem ganzen Theater?« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das Schlossdach. »Wessen Idee war
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