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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
Autoren: Jack McDevitt
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eine Rotationsperiode von gerade neun Stunden zurückzuführen, und ihr steinerner Kern war ein Dutzend Mal größer als die Erde. Davon abgesehen bestand sie vorwiegend aus Wasserstoff und Helium.
    Sie war um beinahe neunzig Grad gegen ihren eigenen Bewegungshorizont gekippt und etwa halb so stark gegen die Systemebene. Es war eine graublaue Welt mit einer offenbar ruhigen Atmosphäre, frei von Ringen oder Trabanten.
    »Wissen wir, woher sie kommt?«, fragte Marcel.
    Gunther Beekman, klein gewachsen, bärtig und übergewichtig, saß neben ihm auf der Brücke. Er nickte, brachte auf dem Hilfsmonitor einen verschwommenen Fleck zum Vorschein und vergrößerte ihn. »Da ist der Übeltäter«, sagte er. »Das ist ein Abschnitt der Chippewa-Wolke, und falls wir richtig liegen, ist Morgans Welt bereits seit einer halben Milliarde Jahren unterwegs.«
    In ungefähr drei Wochen, am Samstag, den 9. Dezember um 1756 GMT würde der Eindringling frontal mit Maleiva III kollidieren.
    Maleiva war nach der kleinen Tochter des Senators benannt, der dem Wissenschaftskomitee zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung vor zwei Dekaden vorgestanden hatte. In dem System gab es elf Planeten, aber nur die zum Untergang verurteilte Welt trug eine römische Ziffer im Namen: Zu Beginn war sie Deepsix genannt worden. Zu der oftmals maliziösen Natur der Dinge zählt auch, dass sie eine der sehr wenigen bekannten Welten war, auf denen es Leben gab. Wenn sie derzeit auch noch im frostigen Griff einer dreitausend Jahre alten Eiszeit gefangen war, würde sie doch eines Tages einen vorzüglichen neuen Außenposten für die menschliche Rasse abgegeben haben.
    »Diese Kollision ist nur der Anfang«, sagte Beekman. »Wir können nicht genau voraussagen, was danach geschehen wird, aber innerhalb von wenigen tausend Jahren wird Morgans Welt das gesamte System in ein Trümmerfeld verwandelt haben.« Er lehnte sich zurück, faltete die Hände hinter dem Kopf und setzte eine selbstgefällige Miene auf. »Das verspricht ein interessantes Schauspiel zu werden.«
    Beekman war der Kopf des Morgan-Projekts, ein Planetologe, der bereits zweimal den Nobelpreis gewonnen hatte und einmal als Sieger aus dem Schachwettbewerb des Staates New York hervorgegangen war. Er pflegte das bevorstehende Ereignis ganz routiniert als ›die Kollision‹ zu bezeichnen; Marcel hingegen war ergriffen angesichts der relativen Größe der beiden Welten. Dies würde mit großer Wahrscheinlichkeit keine Kollision werden. Deepsix würde einfach in Morgans Wolken versinken wie eine Münze in einem Brunnen.
    »Warum gibt es keine Monde?«, fragte er Beekman.
    Beekman dachte über die Frage nach. »Vermutlich ist das alles ein Teil der gleichen Katastrophe. Was immer diese Welt aus ihrem Heimatsystem geschleudert hat, dürfte jegliches Drumherum vernichtet haben. Etwas Ähnliches werden wir vielleicht in ein paar Jahrhunderten hier beobachten können.«
    »Inwiefern?«
    »Morgans Welt wird in der Nachbarschaft bleiben. Zumindest für eine Weile. Sie wird auf einer äußerst instabilen Umlaufbahn kreisen.« Er rief die grafische Darstellung von Maleiva und ihrem Planetensystem auf den Bildschirm. Ein Gasriese befand sich so nahe an der Sonne, dass er die Korona beinahe streifte. Der Rest des Systems glich dem System der Erde, terrestrische Planeten innen, Gasplaneten weiter außen. Es gab sogar einen Asteroidengürtel, Überreste einer Welt, die aufgrund der Nähe zu einem Gasplaneten noch in der Entstehung zerfallen war. »Am Ende wird sie alles zerstören«, sagte er beinahe sehnsüchtig. »Manche dieser Welten werden aus ihrer Umlaufbahn in eine andere geschleudert werden, die dann jedoch ungleichmäßig und vermutlich instabil ausfallen dürfte. Einer oder zwei könnten in die Sonne stürzen. Andere werden vollständig aus dem System getrieben werden.«
    »Nicht gerade der Ort«, kommentierte Marcel, »an dem man in Immobilien investieren sollte.«
    »Eher nicht«, stimmte ihm Beekman zu.
    Marcel Clairveau war der Captain der Wendy Jay, des Schiffes, das das Forschungsteam an Bord hatte, welches die Kollision beobachten, die Auswirkungen festhalten und schließlich zurückkehren wollte, um Forschungsarbeiten über Energieexpansion, Gravitationswellen und Gott weiß was noch alles zu schreiben. Alles in allem waren es fünfundvierzig Forscher, Physiker, Kosmologen, Planetologen, Klimatologen und ein Dutzend anderer Spezialisten. Eine handverlesene Gruppe der führenden Köpfe ihrer jeweiligen
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