Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Caduff zu.
    Ein Blick in den leeren Raum genügt, ich will mich umdrehen, doch es ist schon zu spät, der kalte Messerstahl hat seinen Platz zwischen meinen Schulterblättern gefunden und dirigiert mich ins Zimmer hinein. Auf dem Boden zwischen verstreuten Papieren liegt eine Stablampe.
    »Der Trick mit dem Badezimmer war nicht schlecht, was?«, zischt es hinter mir. »Los, nimm die Lampe, aber langsam, wir gehen.«
    Vorsichtig nehme ich die Stablampe auf. »Hören Sie, das hat doch keinen Sinn, geben Sie auf, wie viele Leute müssen noch sterben?«
    »Du fehlst mir noch, Mettler, dein Name steht ganz oben auf meiner Wunschliste!«, kichert es hohl in meinem Rücken. »Gib mir mal die Papiere da drüben.«
    Vorsichtig packe ich das angegebene Bündel und gebe es nach hinten weiter. Der Druck des Messers verstärkt sich, automatisch gehe ich los, den Flur hinunter und zur Treppe.
    Eine Tür knallt gegen eine Zimmerwand, Licht erhellt den Korridor, »Halt, bleibt stehen, sonst lege ich euch um!« Breitbeinig steht Barbla da, die Schrotflinte auf mich und meine Begleitung hinter mir angelegt.
    »Nicht schießen, Barbla, ich bin’s, Mettler!«
    »Die Dame wird sicher viel Freude mit dir haben!« Ein Fuß blockiert mein rechtes Bein, gleichzeitig werde ich geschubst, segle auf Barbla zu, diese hebt die Waffe, ich starre in das Schwarz der Läufe, warte auf die doppelte Schrotladung in mein Gesicht und den Knall. Ewigkeiten später bin ich am Tod vorbeigeflogen und klammere mich dankbar an Frau Caduffs Nichte fest. »Der ist uns entwischt!« Kopfschüttelnd stellt sie die Flinte an die Wand. »Du kommst mir vielleicht ungelegen, Mettler.«
    Kaum hat sie das gesagt, ertönt draußen im Garten ein Schrei.
    Barbla packt die Flinte. »Schnell!« Dann rennt sie vor mir die Treppe hinunter. »Nimm du die Hintertür, ich gehe ums Haus herum.« Sie verschwindet durch die Wirtsstube.
    Vorsichtig öffne ich die Tür. Der Garten liegt im Dunkeln, Kies knirscht unter meinen Schuhen, vor mir ein Stöhnen auf der Wiese. Langsam gehe ich auf die Stelle zu. Auf dem Gras verstreut die Papiere, die der Unbekannte aus dem Schlafzimmer von Frau Caduff entwendet hat. Und neben dem Rechen am Boden kauert eine stöhnende Gestalt, die Hände vor dem Gesicht.
    »Entschuldigen Sie«, begrüße ich unseren nächtlichen Besucher, »leider habe ich vergessen, den Rechen wegzuräumen.«
    »Schwein!«, zischt es unter mir. »Hau ab!«
    »Aber nicht doch, Kleiner!« Denn klein ist die Gestalt wirklich, klein und zierlich. »Das ist die Revanche für deinen Auftritt mit dem Messer vorhin!«
    Der Unbekannte versucht, nach meinen Beinen zu treten. »Ich werde dich kriegen, Mettler!«
    »Keine Chance! Hierher, Barbla, unser Besuch hat Bekanntschaft mit dem Rechen gemacht.« Dann beginne ich, in der Dunkelheit die herumliegenden Papiere einzusammeln.
    Ein Knacken lässt mich herumfahren. Da steht Barbla, bleich und etwas verwirrt. Hinter ihr halb im Schatten eine massige Gestalt, die Schrotflinte im Anschlag.
    »Hallo, Mettler! Da sind wir ja alle vereint!« Belasch tritt neben Barbla und winkt mit dem Flintenlauf. »Bringen Sie mir die Papiere herüber.«
    Langsam gehe ich auf ihn zu. »Hören Sie, Belasch, Sie sind ein flüchtiger Mörder, geben Sie auf, sonst verschwinden Sie für den Rest Ihres Lebens im Gefängnis, wollen Sie das wirklich riskieren?«
    Wenn er jetzt einen Fehler machen würde, dann könnte ich vielleicht … Doch Belasch macht keinen Fehler, fast keinen. Er nimmt die Papiere langsam entgegen, hält die Flinte aber immer so, dass er uns jederzeit eine Ladung in den Bauch jagen könnte.
    »Ich bin kein Mörder, Mettler, Anna hat jemand anderer auf dem Gewissen. Helfen Sie meiner … meinem Kollegen beim Aufstehen. Und um es hier in aller Deutlichkeit nochmals zu wiederholen: Mit dem Tod von der Rasut habe ich nichts zu tun.«
    Missmutig helfe ich dem Opfer unseres Rechens auf die Füße zu kommen, Barbla und ich werden ins Haus getrieben und in der Werkstatt eingesperrt, dann geht das Licht aus.
    Barbla klopft wild gegen die Tür. »Das werden Sie büßen, Belasch, Sie und …« Sie hält inne. »Was meinst du, Mettler, wer war die andere?«
    »Die andere … Wie meinst du das?«
    Barbla gibt mir einen Stoss in die Seite. »Hast du das nicht gemerkt? Der Unbekannte, der den Rechen geküsst hat, war eindeutig eine Frau!«

25.
    Nach einer halben Stunde in der Dunkelheit hören wir draußen die Schritte der heimkehrenden Samariterin.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher