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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nein.« Ich ziehe den Tee aus der Jackentasche. »Es geht um meinen Hautausschlag, wissen Sie, die Damen kennen ein Mittel dagegen.«
    Der Politiker schaut kopfschüttelnd zur Alphütte, winkt den beiden Hirtinnen flüchtig zu, dann gehen wir zum Wagen zurück.
    Unterdessen sind die andern eingestiegen, Camenisch setzt sich zu Arpagaus und zur Thalmann, der beleibte Herr Kugler sitzt wieder neben mir auf dem Vordersitz. »Ich habe genug gesehen. Mir reicht’s. Zurück ins Dorf bitte!«
    Die Thalmann beugt sich nach vorn. »Aber Herr Doktor, wir wollten doch noch …«
    »Ich habe genug gesehen!«, zischt Kugler heftig. »Ich habe mir ein Bild gemacht und ihren Pilotversuch überprüft. Das muss fürs Erste reichen!«
    Schweigend fahren wir durch den Wald ins Tal hinunter.

23.
    Der Rauch ist schon vom Kurhaus aus sichtbar.
    Arpagaus packt meine Schulter. »Schneller, Mettler, im Dorf brennt es! Vielleicht ist es die Krone!«
    »Ich habe meinen Schmuck noch im Zimmer!«, kreischt die Thalmann aufgeregt.
    »Und mein PC mit allen Daten!« Kugler dreht das Fenster runter. »Los, Mensch, wir müssen zurück!«
    Eine dunkle Ahnung hat mich gepackt. Ich drücke aufs Gas, nicht wegen Thalmanns Schmuck oder wegen Kuglers PC. Die Pension Aurora von Frau Caduff kommt mir in den Sinn, auch Christine Peters, in ihrer Wohnung liegend mit der Schrotwunde am Po. So mute ich meinen Fahrgästen einiges zu, ohne Rücksicht brettere ich über die Schlaglöcher und sehe im Rückspiegel, wie die Köpfe der Politiker auf- und abtanzen.
    Bei der Dorfeinfahrt stelle ich erleichtert fest, dass die Pension Aurora unversehrt im verwilderten Garten steht.
    Wir fahren weiter. Auf dem Dorfplatz werden wir von einem Feuerwehrmann angehalten. »Hier könnt ihr nicht durch!« Er zeigt auf die Schläuche am Boden.
    »Was ist passiert?«, brüllt Arpagaus aufgeregt und steigt aus.
    Der Feuerwehrmann zeigt auf die Rauchsäule hinter der Krone. »Siehst du das nicht, Mann? Vollbrand. Da ist nichts mehr zu retten!«
    Arpagaus läuft den Schläuchen entlang und verschwindet in der Gasse hinter dem Gasthaus Krone.
    »Ganz schön nervös euer Freund. Was hat er denn?«
    »Was geht Sie das an?« Camenisch steigt aus.
    »Etwa Probleme mit dem sozialistischen Gewissen?«
    »Das war’s dann, Mettler, danke fürs Fahren!« Die Thalmann drückt mir eine Banknote in die Hand und folgt ihren Kollegen hinüber zur Krone.
    Ich nehme die Straße nach rechts, umrunde das Dorf und erreiche das Haus, in dem Christine wohnt. Zum Glück ist es ebenfalls unversehrt.
    Eigentlich könnte ich zu Christine hinauf und mit ihr einen Tee trinken, doch dann stelle ich mir vor, dass sie mich wieder in ihrem roten Nachthemd erwarten könnte. Und vielleicht müsste auch noch ihr Pflaster gewechselt werden. Lieber nicht!
    Am besten wird es sein, diese Bekanntschaft so schnell wie möglich zu beenden. Ich suche hier Erholung und ein einfaches Leben. Der Garten von Marta Caduff braucht mich. Da liegen Blätter herum, Büsche müssen geschnitten werden und die Gartenmöbel stehen verstaubt im Schuppen. Mehr kann ich nicht verkraften. Schließlich bin ich krankgeschrieben! So nehme ich Schreibblock und Stift aus dem Fach in der Wagentür zur Hand und schreibe:
    ›Es tut mir leid, ich kann das nicht. Im Moment ist mir alles zu viel. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll, ich habe einfach keine Kraft dazu. Jeder Abschied schmerzt. Verzeihung. Claudio.‹
    Dann werfe ich Zettel und Wagenschlüssel in den Briefkasten von Christine Peters.
    Dschipi Keller kommt mir in den Sinn, wie er heute Mittag auf der Straße stand und mir etwas mitteilen wollte, es aber nicht konnte, weil Camenisch mich zur Eile getrieben hatte, um möglichst schnell hinauf zur Alp Terraz zu kommen.
    Unvermittelt hat der Wind gedreht, dunkle Rauchschwaden ziehen mir entgegen, hustend biege ich um die Ecke. Da, wo noch heute Mittag Kellers Haus stand, lodert jetzt ein knisterndes Inferno. Flammen züngeln aus den Fenstern, der Dachstuhl wird kaum mehr zu retten sein, überall Schläuche und Feuerwehrmänner und Wasser und Schaum, geschriene Befehle, Flüche und das prasselnde Feuer.
    Vor mir ein paar Frauen, die fasziniert zuschauen, wie das Haus langsam seine Konturen verliert. »Was ist mit Keller, wo ist er?«
    »Er wurde rausgetragen, schon ganz am Anfang. Auf einer Trage.«
    »Wohin hat man ihn gebracht?«
    Eine Frau zeigt hinüber zu einer Garage. »Dort hinten haben sich die Samariter eingerichtet, fragen
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