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Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 6: Blitzend (German Edition)

Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 6: Blitzend (German Edition)

Titel: Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 6: Blitzend (German Edition)
Autoren: Emma Green
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Nacht mit mir zu verbringen, was in unserer Beziehung ein großer Fortschritt ist. Zum ersten Mal gewährt er mir also einen Platz in seinem Leben … wenn nicht sogar an erster Stelle.
    Sind wir jetzt also zusammen oder träume ich nur?!
    Während ich mein Tiefkühlmenü in der Mikrowelle aufwärme, drehe ich meinen Laptop auf, um einen Blick auf meine E-Mails zu werfen. Marion möchte sicher wissen, was es Neues gibt.
    Bingo!
    Ganz oben auf der Liste der ungelesenen Nachrichten steht fett gedruckt ihr Name. Doch mein Blick fällt auf die E-Mail von einem anonymen Absender gleich darunter.
    Schon wieder? Lässt mich denn dieser verdammte Rabe nie zufrieden?
    Ich finde mich damit ab, atme tief durch und klicke auf die E-Mail, um ihren Inhalt zu erfahren.
    ----
    Von: Anonym
    An: Amandine Baumann
    Betreff: Neugier ist nicht immer ein schlimmer Fehler …
     
    ELLA HONOR
----
    Die Aggressivität, Größe und blutrote Farbe, mit der die letzten beiden Wörter geschrieben wurden, sticht mir sofort ins Auge. Wutentbrannt stelle ich fest, dass ich das perfide Spiel dieses mysteriösen und wahnsinnigen Boten jedes Mal mitspiele, doch ich kann der Versuchung einfach nicht widerstehen. Ich gebe den merkwürdigen Namen in die Suchmaschine ein, drücke die Entertaste und durchsuche die Ergebnisse. Schließlich klicke ich einfach auf den allerersten Link und entdecke voller Entsetzten das Gesicht von Ella Honor, alias Eleanor Fitzgerald, Kunstmalerin und Bildhauerin. Sie gleicht mir wie ein Ei dem anderen.
    Ich bin ihre Doppelgängerin …

3. Die eine oder die andere
    Die Frau auf diesem offiziellen Foto wirkt gedankenlos, beinahe transparent und dennoch beunruhigend schön. Ihr langes, seidiges und goldbraunes Haar ähnelt meinem sehr, fast auf den Farbton genau. Es umrahmt ein blasses und nahezu ausdrucksloses Gesicht. Möglicherweise wie meines, wenn ich nachdenklich oder in mich gekehrt bin. Ihre großen, nussbraunen Augen, die zugleich schüchtern und durchdringend wirken, blicken ins Nichts. Ihre glänzenden Pupillen erwecken den Eindruck, als wäre sie den Tränen nahe. Auch dieses kummervolle Schmollen kommt mir bekannt vor. Auf ihren zierlichen, perfekt geschlossenen Lippen, die etwas Zerbrechliches an sich haben, zeichnet sich ein Lächeln ab. Ihre sanften Gesichtszüge lassen das Feuer erkennen, das in ihr lodert. Sie wirkt zugleich unschuldig und beherrscht. Eleanors herzergreifende Ausstrahlung unterscheidet sie von mir, doch unsere Gesichter sehen einander zum Verwechseln ähnlich.
    Ich lese die Bildbeschreibung unter dem Foto, das mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Scheinbar wurde es vor vierzehn Jahren, also ein Jahr von Ella Honors Tod, aufgenommen. Es entstand während ihrer letzten Ausstellung.
„Das Werk dieser jungen, vielversprechenden Künstlerin ist genau wie sie: melancholisch, empfindsam, berührend, pulsierend. Eleanor Fitzgeralds besondere Leidenschaft für die Malerei und Bildhauerei entführt uns in eine lebendige und zum Teil atemberaubende Welt. Ihr Gespür für Präzision und detailgetreue Darstellung ist einfach verblüffend …“
    Was mich viel mehr verblüfft, ist unsere Ähnlichkeit …
    Er will gar nicht mich … Sondern sie!
    Ich weiß nicht, was ich denken soll, mir wird allerdings klar, dass Gabriel mich von Anfang an belogen hat, seit unserer ersten Begegnung und den ersten Blicken, die wir ausgetauscht haben. Seit diesem Tag läuft er hinter dem Geist seiner Ex-Verlobten her, nicht hinter mir. Ich bin nur eine blasse Kopie jener Frau, die er liebt, und eine fleischliche Hülle, die er benutzt, wenn es ihm gerade passt, um seiner Vergangenheit neues Leben einzuhauchen. Für ihn bin ich einfach nur ein Objekt, eine Sache. Außer meinem Körper gefällt ihm nichts an mir, denn ich bin keine Untergebene, ich komme nicht aus seiner Welt, ich bin keine Künstlerin und auch keine kostbare Prinzessin. Er hat mich von Anfang an auf den Arm genommen, ohne auch nur einmal daran zu denken, was passiert, wenn er mich eines Tages fallen lässt: Ich werde auf dem harten Boden aufschlagen, überwältigt von meinem Schmerz, und an meiner Trauer zugrunde gehen.
    Bei dieser Vorstellung erwacht mein Körper plötzlich zu neuem Leben, noch bevor mein Geist überhaupt die Gelegenheit hat, sich einzuschalten. Wie ein Roboter, bei dem alle Sicherungen durchgebrannt sind, reiße ich mir meine Shorts und mein Top vom Leib, die mir als Pyjama dienen. Ich nehme mir nicht einmal die Zeit,
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