Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
Vom Netzwerk:
besteht
doch nur aus Haut und Knochen, der hätte doch eigentlich gleich auf Grund ...
verdammter Mist! Sehen Sie sich das mal an!"
    Auch die anderen beiden Schauerleute traten aufgeregt
näher, um besser sehen zu können.

Roberts wurde nach vorn gedrängt und schwankte einen
Moment lang am äußersten Kairand, ehe sich wie ein speckiger, stoffbezogener
Rettungsring ein muskulöser Arm vor ihren Körper schob und sie in letzter
Minute vor einem möglicherweise nicht ungefährlichen Bad bewahrte. Sie holte
tief Luft, bedankte sich bei Polich und wies die anderen beiden Männer scharf
zurecht.
    Als die beiden zurücktraten, zu sehr mit dem Leichnam im
Wasser beschäftigt, um wirklich vom Tadel der Beamtin beeindruckt zu sein,
murmelte einer von ihnen: „Was zum Teufel ist denn mit seinen Händen
passiert?"
    Der Sonnenuntergang der folgenden Nacht fand hinter einer
so dichten Wolkendecke statt, daß nur das immer schwächer werdende Licht
bezeugte, daß die Sonne wirklich untergegangen war. Um 19:23 Uhr schaltete Tony
seinen Wecker aus und drehte den Ton einer völlig unsinnigen Fernsehdebatte
ab, die nur gesendet wurde, weil sich der Anpfiff zu einem Heimspiel der Seattle
Mariners des Wetters wegen verzögerte. Wenn alle auf ein wichtiges Baseballspiel
warteten, wer wollte dann schon davon hören, daß es im Land nicht genug
Organspender gab? Tony hätte sich nie träumen lassen, daß ihm Fergie Oliver
eines Tages fehlen könnte! Er lehnte sich zurück, blickte den Flur entlang,
lauschte auf die ersten Anzeichen für Henrys Rückkehr ins Leben und wartete
darauf, daß ein Gespenst mit seinen Ketten rasseln würde.
    Die Sonne lockerte langsam ihren Griff, und Henrys Sinne
fingen an, wieder normal zu arbeiten. Der Vampir ließ wohl hundert vertraute Gefühle
vor seinem geistigen Auge vorüberziehen und verwarf sie alle: die Brise, die
mit eisigen Fingern über seine Wange strich, durfte es eigentlich gar nicht
geben. Mühsam brachte Henry seinen rechten Arm dazu, sich zu bewegen und die
Nachttischlampe einzuschalten.
    Der Geist stand dort, wo er am Vortag auch gestanden hatte
- ein junger, nicht besonders auffälliger Mann, dem ein Haarschnitt und eine
Rasur gutgetan hätten und der Jeans und T-Shirt trug. Die Umrisse des Mannes
waren nicht wirklich klar zu sehen, und obwohl Henry erkennen konnte, daß sein
T-Shirt eine Aufschrift trug, konnte er sie nicht lesen.

Entweder hatte sich die Schrift nicht vollständig
materialisiert, oder Henry wurde durch die Dinge auf dem Ankleidetisch hinter
dem halb durchsichtigen Oberkörper des Geistes abgelenkt - was zutraf, hätte er
nicht sagen können. Henry konnte sich nicht erinnern, den jungen Mann in
lebendem Zustand je gesehen zu haben.
    Er hatte erwartet, die Erscheinung würde sich auflösen,
sobald er sich aufrichtete, aber sie blieb am Fuß des Bettes stehen. Er wartet
auf etwas. Der Geist schien in seiner ganzen Haltung vor Erwarten förmlich zu
schreien - falls man denn überhaupt an der Körperhaltung eines körperlosen
Wesens irgend etwas ablesen konnte.
    „Na gut." Henry seufzte und lehnte sich gegen die
Kopfstütze seines Bettes. „Was willst du?"
    Der Geist hob langsam beide Arme und verschwand.
    Henry starrte noch einen Augenblick auf die Stelle, an der
er gestanden hatte und fragte sich, was mit den Händen des Mannes geschehen sein
mochte.
    „Er hatte keine Hände?" Als Henry nickte, fing Tony
an, nachdenklich an seiner Unterlippe zu kauen. „Waren sie - waren sie eher
abgeschnitten oder abgerissen oder abgefressen oder was?" wollte er dann
wissen.
    „Sie waren einfach nicht da." Henry nahm eine Flasche
Wasser aus dem Kühlschrank, öffnete sie und leerte sie in einem Zug.
Mineralwasser erfreute sich einer wachsenden Beliebtheit, und Henry sah darin
ein wahres Gottesgeschenk. Er bezog alle notwendigen Nährstoffe aus dem Blut,
das er zu sich nahm, brauchte aber dennoch auch Wasser, wie jeder lebende
Organismus, und die Chemikalien, die die meisten Stadtverwaltungen dem
Trinkwasser aus Reinigungszwecken zufügten, ließen ihn krank werden. Bakterien
wurden von seinem Immunsystem einfach nicht beachtet; gegen Chlor jedoch
rebellierte es. Henry warf die leere Plastikflasche in den Korb, der für den
Gelben Sack bestimmt war, lehnte sich an den Küchentresen und starrte auf seine
eigenen Hände. „Sie waren einfach nicht da", wiederholte er.
    „Dann wette ich, daß ich weiß, was er will: Rache. Sie
wollen eigentlich immer Rache."
    Angesichts der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher