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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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Funktion? Ist er deren Gewerkschaftssprecher oder was?" Dann
Schweigen. Offenbar hatte die letzte Frage einen Antwortschwall ausgelöst.
„Schon gut, tut mir leid. Wirklich. Ja, ich nehme es ernst. Stell' ihm unverfängliche
Fragen und warte, bis ich komme." Der alte schwarze Schreibtischstuhl
wurde nach hinten gekippt und knarrte ängstlich, als er nur noch auf zwei
Beinen ruhte. „Frag' ihn Sachen, von denen du weißt, daß er sie mit ja
beantworten muß."
    Mike stand am äußersten Rand des kleinen Arbeitsraums
unter dem Dach, nur eine Armlänge vom Schreibtisch entfernt und streckte die
Hand nach der mit einem Sweatshirt bekleideten Schulter aus, die direkt vor ihm
aufragte. Aber noch ehe er die Hand schließen konnte, wurde sie gepackt und in
einem fast unerträglich harten Griff festgehalten.
    Die Frau, die ihn festhielt, warf Mike einen
geringschätzigen Blick zu, der zu sagen schien „Netter Versuch", und
sprach ungerührt weiter. „So schwer kann das doch nicht sein. Du warst doch
auch mal ein Mann, und tot bist du auch - und früher einmal warst du am Leben."
    Warst du am Leben? Celluci warf der Frau einen fragenden
Blick zu. Sie zog ihn zu sich heran und plazierte ihn auf einer Ecke des mit
Papieren übersäten Schreibtischs.

Dann runzelte sie die Stirn, gab ihm mit einem knappen
Nicken zu verstehen, daß er richtig gehört hatte und versuchte, ihrem Anrufer
Mut zuzusprechen. „Das können auch ruhig dumme Fragen sein, Hauptsache, er muß
sie mit ja beantworten. Ich komme, so schnell ich kann." Sie seufzte und
lehnte sich zurück, das Gesicht zu einer Miene verzogen, die Mike nur allzu
vertraut war. Als er diese Miene zum ersten Mal zu sehen bekommen hatte, hatten
sowohl er als auch die Frau Uniform getragen, und der Blick hatte ihm gegolten.
Es gab nur eine mögliche Erklärung für diese Miene: Die Person am anderen Ende
der Leitung versuchte wahrhaftig, Vicki Nelson Ratschläge zu erteilen.
    Das hatte sie noch nie gut vertragen. Damals nicht, als
sie noch in Uniform steckte und fand, sie sei ein Geschenk Gottes an die
Metropolitan Toronto Police. Auch nicht, nachdem man sie zum Detective
befördert hatte. Weder, als die Augenkrankheit Retinitis Pigmentosa sie zwang,
die Arbeit aufzugeben, die sie so sehr geliebt und so hervorragend geleistet
hatte, noch in ihrer Zeit als Privatdetektivin - und auch nach der Wandlung
nicht.
    Wenn ich es nicht wüßte, dachte Celluci und sah Vicki zu,
die immer ungeduldiger und dann allmählich richtig verärgert wirkte, könnte ich
so vom Ansehen her nicht sagen, was sie ist.
    Vicki sah kaum anders aus als früher. Ein wenig dünner
vielleicht, ja, und wesentlich blasser, aber sie benahm sich nicht viel anders
als früher; sie war immer schon anmaßend gewesen und arrogant und hatte schon
immer eine ziemlich festgefügte eigene Meinung besessen.
    Nun gut: Blut hat sie damals nicht getrunken ...
    „Das reicht mir jetzt aber!" Nun war Vicki ernsthaft
verärgert, und ihrem Ton nach hatte sie ihren Gesprächspartner gerade bei
einem ihrer Meinung nach zu ausführlichen Monolog unterbrochen. „Ich komme, so
schnell ich kann, und wenn du nicht da bist, wenn ich eintreffe, mache ich
gleich wieder kehrt und fahre nach Toronto zurück." Mit diesen Worten
knallte sie den Hörer auf die Gabel, wandte sich an Celluci und sagte: „Henry
hat ein Gespenst und will, daß ich es ihm vom Hals schaffe."
    Kalte Finger legten sich auf Cellucis Nacken.
„Henry?"
    „Höchstpersönlich."
    „Ist der denn nicht mehr in Vancouver?"
    Mit silbergrauen, leicht zusammengekniffenen Augen sah
Vicki auf. „Doch, ist er."
    „Du hast dich gerade bereiterklärt, einmal quer durch das
ganze Land zu fahren und dich um sein ..." Trotz allem, was sie zusammen
durchgemacht hatten - trotz der Dämonen und Werwölfe und Mumien und der
wiedererweckten Toten, trotz der Vampire - kräuselten sich Mikes Lippen
verdächtig, „... um sein Gespenst zu kümmern?"
    „Habe ich."
    „Da du mir das als fait accompli hinknallst, kann ich wohl
davon ausgehen, daß meine Meinung zu dem Thema irrelevant ist?"
    Vickis Brauen zogen sich leicht zusammen. „Mike, dieser
Geist erschreckt Menschen zu Tode, und er wird damit weitermachen, bis jemand
herausfindet, warum und ihn stoppt. Henry hat so etwas nicht gelernt."
Mike wollte etwas erwidern, wurde aber von einer warnenden Hand daran
gehindert. „Wag jetzt bloß nicht, mir zu sagen, ich hätte es auch nicht
gelernt! Das ist ein Mörder. Ich setze einen Mörder
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