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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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weil ein Dichter es gesagt hat, ist es nicht unwahr."
    Als Vicki zu ihrem Appartementhaus in Chinatown
zurückkehrte, einem dreistöckigen Gebäude aus rötlichbraunem Sandstein, war es
7:14 Uhr, und die Nachbarn begannen gerade erst aufzuwachen. Sie erwog, Joggen
zu gehen, ehe das Kohlenmonoxidniveau stieg, aber dann entschied sie sich
dagegen, als sie einen probeweisen Atemzug in der Luft sehen konnte. Offiziell
mochte es Frühling sein, aber es wäre noch Zeit genug, mit dem Laufen
anzufangen, wenn die Temperaturen der Jahreszeit entsprechen würden. Sie nahm
zwei Stufen auf einmal und dankte der glücklichen genetischen Kombination, die ihr
einen Sportlerkörper verliehen hatte, der nur ein Minimum an Pflege benötigte.
Aber mit einunddreißig, wer wußte da schon, wie lange das noch so bleiben
würde...
    Winzige Schuldgefühle trieben sie durch ihre
Hantelübungen, während sie die 7:30-Nachrichten hörte.
    Bis 8:28 hatte sie alle Zeitungen durchgesehen,
anderthalb Tassen Tee getrunken und die Foo Chan-Rechnung postfertig gemacht.
Sie kippte ihren Stuhl nach hinten, putzte ihre Brille und ließ ihre Welt sich zu
einem Kreis Stuckdecke verengen. Mehr Dinge zwischen Himmel und Erde... sie
wußte nicht, ob sie an Vampire glaubte, aber sie vertraute mit Sicherheit ihren
eigenen Sinnen, selbst wenn einer von ihnen in letzter Zeit wenig verläßlich
geworden war. Etwas Merkwürdiges war in dem Tunnel gewesen, und kein Mensch
hätte diesen Schlag führen können.
    Ein Satz aus einem Artikel vom Mittwoch ging ihr
dauernd durch den Kopf: Einer Quelle bei der Gerichtsmedizin zufolge ist Terri
Neal und DeVerne Jones das Blut ausgesaugt worden. Sie wußte, daß es sie nichts
anging...
    Brandon Singh war immer jeden Morgen um 8:30 an
seinem Schreibtisch in der Gerichtsmedizin gewesen. Er frühstückte eine Tasse
Tee und einen Bagel und war ab schätzungsweise 8:45 vollkommen zugänglich.
    Wenn sie auch nicht länger über irgendeine
offizielle Position verfügte, aufgrund derer sie ihren Anruf machen konnte, so
waren Gerichtsmediziner schließlich Regierungsangestellte, und sie war immer
noch eine Steuerzahlerin. Sie griff nach ihrem Adreßbuch. Zum Teufel, wie
schlimm konnte es nach Michael Celluci noch werden?
    „Dr. Singh, bitte. Ich bleibe dran." Warum
fragen sie überhaupt?, fragte sich Vicki und schob mit ihrer freien Hand die
Brille hoch. Es ist ja nicht so, als hätte man eine Wahl.
    „Singh."
    „Brandon? Hier Vicki Nelson."
    Sein schwerer Oxford-Akzent, seine Telefonstimme,
wurde leichter. „Victoria? Schön, dich zu hören. Warst du sehr beschäftigt,
seit du die Truppe verlassen hast?"
    „Ziemlich", gab sie zu und legte ihre Füße auf
eine Ecke des Schreibtischs. Dr. Brandon Singh war der einzige Mensch seit dem
Tod ihrer Großmutter mütterlicherseits damals in den 70ern, der sie Victoria
nannte. Sie hatte nie herausgefunden, ob das der Charme der Alten Welt oder
purer Eigensinn war, da er genau wußte, wie sehr sie ihren vollen Namen haßte.
„Ich habe eine eigene Detektei aufgemacht."
    „Ich habe Gerüchte darüber gehört. Aber
Gerüchten... " Vor ihrem geistigen Auge konnte Vicki sehen, wie er mit
seinen langen Chirurgenhänden durch die Luft fuhr. „... Gerüchten zufolge bist
du auch stockblind und verkaufst an einer Straßenecke Bleistifte."
    „Noch. Nicht." Der Zorn machte ihre Stimme
leblos.
    Brandon Singhs Stimme dagegen erwärmte sich.
,Victoria, es tut mir leid. Du weißt, daß ich nicht besonders taktvoll bin und
niemals die Gelegenheit hatte, Benehmen am Krankenbett zu lernen... " Es
war ein alter Witz, der auf ihre erste Begegnung bei der Autopsie an einem
bekannten Dealer zurückging. „Also." Brandon unterbrach sich, um einen
Schluck zu trinken, dem Geräusch nach in diskretem Abstand vom Hörer. „Was
kann ich für dich tun?"

Vicki hatte Brandon Singhs Gewohnheit, mit einem
Minimum an Smalltalk direkt auf den Punkt zu kommen, niemals verwirrend gefunden,
und sie schätzte es, daß er niemals Takt verlangte, wo er ihn nicht auch geben
würde. Verschwende nicht meine Zeit, ich bin ein vielbeschäftigter Mann, war
der Ton jedes Gesprächs, das er führte. „Der Artikel in der Zeitung von
gestern, der Blutverlust bei Neal und Jones, war das wahr?"
    Der formellere Satz kam zurück: „Ich wußte nicht,
daß du an dem Fall beteiligt bist?"
    „Genaugenommen bin ich das nicht. Aber ich habe die
erste Leiche gefunden."
    „Erzähl mir davon."
    Das tat sie; Informationsaustausch war die
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