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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Keri Arthur
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ob wir das die letzten Monate nicht versucht hätten! Gautier war der beste Wächter, den die Abteilung jemals hervorgebracht hatte. Es war vollkommen absurd zu erwarten, dass die zweitklassigen und kaum ausgebildeten Wächter ihn rasch zur Strecke bringen und töten könnten.
    »Gautier ist kein Narr«, bemerkte ich. »Er weiß, dass wir ihn umbringen sollen, und wird es uns nicht leicht machen.«
    »Nein. Aber wenn einer von euch die Chance bekommt, will ich, dass er sie ergreift.« Er sah uns finster aus seinen grünen Augen an. »Egal wer oder was euch in die Quere kommt.«
    Rhoan nickte. Ich reagierte nicht. In meinem Leben als Wächter musste ich mich mit so einigem abfinden. Einen außer Kontrolle geratenen Babyvampir umzubringen, schlug mir zwar auf den Magen, aber ich konnte damit leben. Jemanden zu töten, der sich zwischen mich und Gautier stellte, war etwas vollkommen anderes. Ich hatte getötet, das konnte ich nicht leugnen. Aber entweder war es aus Notwehr geschehen oder um mein Rudel zu verteidigen, was in meinem Fall Rhoan war.
    Vermutlich behaupteten einige, dass es kaltblütig gewesen wäre, Davern das Gehirn wegzublasen. Doch er hatte nicht nur meinen Bruder gequält, sondern war die treibende Kraft hinter dieser Klon- und Mischlingsgeschichte, deretwegen so viele sterben mussten. Ganz zu schweigen davon, dass er dafür verantwortlich war, dass mir das ARC1-23 verabreicht worden war.
    Wer mit dem Feuer spielt, wird am Ende verbrennen, hatte meine Mom oft gesagt. Nun, Davern hatte mit mir und Rhoan ein bisschen zu häufig gespielt und schließlich sein Fett weggekriegt.
    »Riley? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Ich sah ihn an. »Ja.«
    »Und?«
    »Ich werde nicht kaltblütig für dich morden, Jack.«
    »Selbst wenn es um Gautier geht?«
    »Ich bringe Gautier bei der ersten Gelegenheit um. Aber ich werde dafür kein anderes Leben gefährden.«
    »Du wehrst dich bis zum Schluss gegen das Unvermeidliche, was?«
    »Wie schön, dass dich das immer noch amüsiert.«
    Er lachte. »Wieso geht ihr zwei nicht nach Hause und wärmt euch auf? Kommt um neun und erstattet Bericht, dann sehen wir, wie wir weiter vorgehen.«
    Rhoan drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg zur Tür, aber ich wollte erst noch nach dem kleinen Mädchen sehen. Ihre Wangen waren nach wie vor ganz bleich, und unter den Ärzten um sie herum herrschte hektisches Treiben. Das Unheil streckte seine eiskalten Finger nach mir aus und strich über meinen Rücken. Der Tod schien ganz in der Nähe zu lauern, und tief in meinem Inneren wusste ich, wenn ich meine übersinnlichen Fähigkeiten einsetzte, konnte ich ihr Schicksal fühlen. Den Tod fühlen, der dort draußen in der Dunkelheit wartete.
    Ich zitterte und wandte mich ab. Noch gab es Hoffnung. Daran musste ich ganz fest glauben.
    Als ich mich bewegte, sah einer der Mediziner auf und warf mir Mäntel und Pullover zu. »Findet den Mistkerl, der das getan hat.«
    »Machen wir.« Ich ging. Ich konnte nichts mehr tun oder sagen, nur Gautier finden und ihm sein verrottetes Gehirn wegblasen.
    Ich holte Rhoan ein, warf ihm seine Jacke zu und zog meinen Mantel an. Als wir aus dem Lagerhaus traten, schlug uns der kalte Wind so heftig entgegen, dass es mir den Atem verschlug. Rhoan legte den Arm um meine Schultern, zog mich an sich und wärmte mich ein bisschen. Gemeinsam kämpften wir uns durch die regennasse Nacht.
    Leider hatte keiner von uns ein Auto dabei. Babyvampire benutzen für gewöhnlich kein Auto. Keine Ahnung wieso. Vermutlich hatte es etwas damit zu tun, dass die frisch Verwandelten mit einer Flut von neuen Empfindungen zurechtkommen mussten. Es war sicher schwer, sich auf so etwas Profanes wie Autofahren zu konzentrieren, wenn die ganze Welt nur aus Blutrausch, Lust und leicht zu erlegenden Opfern bestand.
    Wenn die Vampire zu Fuß gingen, taten wir das natürlich auch. Nicht, dass ich überhaupt ein Auto besaß. Ich hatte noch keinen Ersatz gefunden, seit ich meins vor vier Monaten gegen einen Baum gesetzt hatte. Aber Rhoan hatte einen Wagen, und es wäre schön gewesen, einfach in seinen alten Ford zu steigen und damit zu unserer warmen Wohnung zu fahren.
    Zum Glück für meinen durchgefrorenen Körper fanden wir schließlich ein Taxi.
    »Steig du hier aus«, sagte Rhoan, als das Taxi vor unserem Haus anhielt. »Ich habe Lust, ein bisschen im Blue Moon auszuspannen.«
    Das Blue Moon war einer von fünf Werwolfclubs in Melbourne und unser Lieblingsclub. Ich
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