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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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überlief seinen Körper. Er hechtete über das Bett, rollte über den Boden zum Waffenschrank, griff nach einer Steinschloßpistole und einem kurzen Stoßschwert und schnellte wieder in die Höhe.
    Während er nachschaute, ob die Pistole feuerbereit war - sie war es - und dann den Hahn spannte, hörte er das ferne Rauschen von Wasser auf Stein.
    Arschloch. Beinahe hätte er über sich selber gelacht, doch er war nicht ganz sicher, wie es sich anhören würde.
    »Andy?« rief er wieder und bemühte sich vor dem Hintergrund seines hörbar klopfenden Herzens um eine ruhige Stimme. »Bist du das?«
    »Nein. Valerie Bertinelli«, ertönte die sarkastische Antwort. »Schnell, komm zu mir, bevor mein Gatte nach Hause kehrt.«
    Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, in den sich auch ein leichter Tadel an die eigene Adresse mischte. Beinahe verlegen sicherte er die Pistole und legte die Waffen beiseite. Dann lehnte er den Kopf gegen die Badezimmertür und kicherte lautlos, während er aus den restlichen Kleidern schlüpfte und sie zu Boden fallen ließ.
    Wie man sieht, geht es nicht immer um Leben und Tod. Er holte tief Atem und zwang sein einfältiges Herz, langsamer zu schlagen. So sahen also die Folgen langer kriegerischer Jahre aus. Er hob die Arme über den Kopf und reckte sich ausgiebig. Verkrampfte Schultermuskeln entspannten sich zögernd.
    Dies ist unser Zuhause, kein Schlachtfeld, ermahnte er sich und wiederholte den Satz, als wäre er ein Mantra.
    »Hallo«, sagte er, als er die Tür aufstieß.
    Sie stand kopfschüttelnd unter der Dusche, seifenglänzend und bezaubernd. Obwohl sie auf das Ende der Dreißig zuging, waren ihre Brüste kaum erschlafft, der Bauch, die Schenkel und der Allerwerteste noch ebenso straff wie bei einem jungen Mädchen. Ihre Stupsnase hatte er schon immer geliebt, und ihre warmen braunen Augen leuchteten vor Intelligenz und Lebhaftigkeit.
    Allerdings bin ich wohl voreingenommen.
    »Selber Hallo«, antwortete sie. »Wie läuft das Heldengeschäft?«
    »Schmutzige Arbeit, reich mir die Seife«, entgegnete er und trat zu ihr unter die Dusche.
    Seines Wissens handelte es sich bei dieser Dusche um die einzige in den Mittelländern. Von Karl entworfen, gebaut von den Lehrlingen des örtlichen Chefingenieurs Ranella, gehörte sie zu den wenigen Luxusgegenständen, die Karl nicht mit anderen teilen mochte; die Dusche gehörte ihm. Solche Eigensucht verursachte ihm kein schlechtes Gewissen, scheinbar handelte es sich um eine erworbene Vorliebe. Jason zum Beispiel zog das übliche Bad bei weitem vor.
    Man hatte den über diesem Zimmer gelegenen Raum ausgeräumt, einen abgedichteten Eisentank eingebaut und die notwendigen Leitungen installiert. Der Heißwassertank war durch ein Rohr mit der Hauptzisterne auf dem Dach der Burg verbunden, den Zustrom kontrollierte ein Schwimmerventil, wie bei einer Toilette der Anderen Seite - tatsächlich hatte die Erinnerung daran Karl auf die Idee gebracht, obwohl Ranella noch einige Verfeinerungen vornehmen mußte. Erhitzt wurde das Wasser durch Kupferspiralen, die von dem Kessel zu einem stets brennenden Franklinofen führten.
    Gemischt mit kaltem Wasser aus einem anderen Rohr, ermöglichte diese Einrichtung ein regulierbares, wenn auch etwas primtives und spärlich rinnendes Duschbad. Das verdammte Ding hatte nur den Fehler, daß das heiße Wasser sich zu rasch verbrauchte, weshalb es sich eindeutig mehr für eine knappe Waschung allein als für ein gemächliches Duschvergnügen zu zweit eignete. Kaum hatte er sich fertig eingeseift, wurde das Wasser bereits kühler, obwohl es jetzt ungemischt aus dem Heißwassertank kam; die Heizmöglichkeiten des Ofens reichten für den Bedarf nicht aus.
    »Beeilst du dich bitte?« fragte er, als Andy mit dem Haarewaschen trödelte.
    Sie funkelte ihn an, dann zuckte sie die Schultern, als sie aus dem Becken trat und das nur noch lauwarme Warmwasserrohr berührte. »Es ist schon beinahe kalt. Hattest du eine harte Nuß zu knacken in Arondael?«
    »Hart?« Er schüttelte den Kopf. »Nicht besonders. Ein bißchen nervenzermürbend. Halb und halb.«
    In Karls Vokabular bedeutete ›halb und halb‹ eine verhältnismäßig gut gelöste Aufgabe: Mission erfüllt, keine Unschuldigen getötet oder verletzt. Das paßte ausgezeichnet auf seinen Versuch, Arondael einzuschüchtern: Es waren tatsächlich keine Unschuldigen zu Schaden gekommen, und er konnte sicher sein, daß der Zustand der Einschüchterung bei dem Baron eine
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