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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen
Autoren: GABAL Verlag
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melden. Die Vorschrift besteht nicht, um ihn zu demütigen. Sondern um die notwendige Konsequenz daraus zu ziehen und die Sicherheit für alle nachfolgenden Passagiere und Crews zu garantieren.
    Es gibt also keinen Grund für Angst vor schlechten Entscheidungen. Noch einmal: Es gibt keine schlechten Entscheidungen. Es gibt nur den schlechten Umgang mit den Konsequenzen einer Entscheidung. Es kommt darauf an, ob du bereit bist, dich den Fehlern, die du – wie jeder andere auch – mit Sicherheit machen wirst, zu stellen, aus ihnen zu lernen und sie in deinen nächsten Entscheidungen zu berücksichtigen.
    Die Frage deines Lebens ist nicht, ob du gute oder schlechte Entscheidungen triffst. Die Frage ist, ob du
überhaupt
eine Entscheidung triffst.

KAPITEL 11
Hudson River: Alles im Fluss
    »Der Edle ist ruhig und gelassen, der Gemeine ist immer in Sorgen und Aufregung.« KONFUZIUS
     
    »Hoffentlich sind wir bald in der Luft. Ich habe Hunger.«
    »Mann, ich habe kaum mehr Akku. Sobald wir gelandet sind, muss ich eine Steckdose finden.«
    »Soll ich meine Payback-Punkte einlösen? Bratpfanne? Oder Badetuch?«
    »Hole ich mir das Galaxy oder doch das iPhone?«
    »Ich hasse es, Mitarbeiter feuern zu müssen!«
    »Ich muss unbedingt eine Mathenachhilfe für Greg organisieren.«
    »Hoffentlich hat der Videorekorder gestern ›Sex and the City‹ aufgenommen.«
    »Wenn ich den Job nicht bekomme, werden wir das Haus verlieren.«
    »Ob der Nachbar für mich wie besprochen das Heizöl mitbestellt hat?«
    »Hoffentlich wird die Autoreparatur nicht zu teuer.«
    »Was das soll, dieses Handyausschalten. Das merkt doch kein Mensch.«
    »Ob mein Patenkind sich über das Geschenk freut?«
    »Die General-Motors-Aktien muss ich schnell abstoßen.«
    »Ich weiß nicht, ob das alles noch Zukunft hat. Ich sollte John den Laufpass geben.«
    »Ob sich der tiefe Kratzer im Parkett reparieren lässt?«
    »Mist, ich hab mein Buch zu Hause gelassen!«
    »Wenn nicht bald das Geld kommt, bin ich geliefert.«
    »Jetzt habe ich auch noch vergessen, für heute Abend den Tisch zu bestellen.«
    »Wo sind die verdammten Unterlagen?«
    »Diese blöde Strumpfhose kratzt wie verrückt!«
    Zwanzig Sorgen. Zwanzig Menschen. Und nur zwanzig Minuten später stehen alle auf den Tragflächen des Airbus A320. Mitten im eiskalten Hudson.
Detailgetreu
    Die Passagiere, die mit Flug 1549 unterwegs waren, hatten beim Einstieg in das Flugzeug ganz andere Probleme als kurze Zeit später, als sie sich mitten im Hudson River wiederfanden und darauf hofften, dass die New Yorker Fähren sie von dem sinkenden Flugzeug aufsammelten. Was ihnen kurz vorher noch dramatisch und wichtig vorkam, schnurrte in wenigen Augenblicken auf Nanopartikel-Größe zusammen – nachdem der Schwarm Wildgänse direkt in die Turbinen geflogen war.
    Du steckst in einer schwierigen Situation? Ein Schicksalsschlag, ein Ereignis, das wie ein Meteor in dein Land einschlägt, nur noch eine Kraterlandschaft hinterlässt, zeigt dir, wie unwichtig das sein kann, worum deine Gedanken kreisen. Ich glaube nicht, dass Eltern, die sich energisch um die richtige Mülltrennung streiten – »Oh Mann! Stell dich doch nicht so an, wenn ich die Aludeckel mal in den Restmüll werfe!« – noch an Recycling denken, wenn sie erfahren, dass ihr Kind auf dem Schulweg vom Auto angefahren wurde.
    Welche Bedeutung hat das eigentlich, was wir uns da so jeden Tag zusammendenken? Die Problemchen, die wir wälzen, zeigen, wie verstrickt wir in unsere Alltagssorgen sind. Das meiste ist tägliches Klein-Klein. Nur ganz wenig von dem, womit wir uns beschäftigen, hat wirkliche Bedeutung für uns und unser zukünftiges Leben.
    Genauso ist es mit deinen Entscheidungen. Du grübelst tage- und wochenlang herum, ob dein neues Auto 180 oder 220 PS haben soll. Oder ob du das übers Internet gekaufte blau-weiß gestreifte Hemd zurückschicken sollst oder nicht. Gibt es da wirklich nichts Wichtigeres?
    Es gibt auch die Entscheidungs-Junkies.
    Es gibt aber nicht nur diejenigen, die sich kaum zu einer Entscheidung durchringen können. Die vor dem Supermarktregal mit den Milchprodukten total überfordert sind. Es gibt auch diejenigen, die dauernd bestimmen wollen, wie es um sie herum auszusehen hat, die alles im Griff haben müssen, um sich wohlzufühlen. Entscheidungs-Junkies eben.
    Wenn alles perfekt sein soll, muss jeder Entschluss sitzen. Dann hat es auf einmal Bedeutung, sorgsam die Farbe und Größe der Sofakissen zu wählen und ob sie
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