Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
House of God

House of God

Titel: House of God
Autoren: Samuel Shem
Vom Netzwerk:
Gilheeny.
    »Und wie die anderen katholischen Kandidaten, – die letzte war eine geile Nonne –«, sagte Quick, »sind wir Berühmtheiten. Unsere Gehirne werden fein säuberlich danach gefilzt, wie wir auf so viele Jahre Streifendienst reagiert haben.«
    Wir kamen am Flughafen an, und Gilheeny sagte:
    »In der Kürze liegt nicht meine Stärke, und doch sollte ich versuchen, mich kurz zu fassen.«
    Weitschweifende Worte folgten, während das blinkende Licht auf dem Streifenwagen seine buschigen Züge hervorhob, bevor er schließlich endete:
    »Und deshalb sind, da Quick und ich die letzte Buchstütze in das Regal unserer Zeit im
House of God
schieben, die drei, die wir stets verehren werden, Dubler, der Dicke und Roy G. Basch.«
    »Ihresgleichen wird man nicht wieder begegnen«, sagte Quick.
    »Aus libidinösem Herzen, dem Orakel des Ventrikels wünschen wir Ihnen beiden ›Auf Wiedersehen‹, Shalom und …« er wurde von einem Ausbruch dicker Tränen unterbrochen, die ihm die Wangen hinunterliefen, »Gott segne Sie.«
    »Gott segne Sie«, echote Quick.
    Mein erster Gedanke, als ich den bauchigen Jumbojet sah, war, daß er aussah wie ein fetter oder ödematöser Gomer. Ich sank für den kurzen Nachtflug nach Paris in den Sitz, Berry an meiner Seite, dachte an die Bahnreise, die uns am nächsten Tag in den Süden Frankreichs bringen würde und erzählte Berry, was der Leggo gesagt hatte. Daß dieses Jahr einmal »das beste meines Lebens« sein würde. Sie dachte einen Augenblick lang nach, legte dann ihren Kopf an meine Schulter, gähnte und sagte:
    »Du hast ihm sicher gesagt, daß du bereits neunundzwanzig bessere erlebt hast.«
    Verdammt, warum war mir das nicht eingefallen? Ich gähnte ebenfalls, schloß die Augen und rutschte ins Dunkel.
     
    Ich bin ein blinder Höhlenfisch, der in einen Fluß aus Licht geworfen worden ist. Meine Sinne versuchen, sich anzupassen. Während ich lerne, in diesem seltsamen, vollen Spektrum zu leben, einen blendenden Tag nach dem anderen, werde ich gleichzeitig zurück in das schaurige Dunkel gezogen. Ich bin gespalten, von der Messerschärfe der französischen Sommersonne filetiert. Berry und ich werden in einem Garten unter einem Netz ineinander verwobener Zweige zu Abend essen, unser Tisch wird mit gestärktem Leinen und schwerem, mit Monogrammen graviertem Silber gedeckt sein, feines Kristall und eine frische, rote Rose in einer silbernen Vase als Tüpfelchen auf dem I. Mein Blick wird auf den betagten Kellner fallen, er wartet, eine Serviette über dem zitternden Arm, und ich werde an einen Gomer mit senilem Tremor im
House of God
denken. Wir werden auf einer Bank auf dem Dorfplatz sitzen, alles ist still außer dem
Klack, Klack
der Boulekugeln, und im Duft von Orangen, Knoblauch, Flußmoschus und Walnuß werde ich einen alten Mann sehen, der im Rollstuhl Boule spielt, und ich werde an Humberto zurückdenken, meinen mexikanischen BMS , der Rose Nizinsky in der Nacht, in der wir den Geschwindigkeitsrekord des
House of God
im Durchführen von Großen Darmangriffen gebrochen haben, zum Röntgen rollt. Am Markttag werde ich zwei LAD in GAZ in Schwarz sehen, die einen Stock tragen, an dem kopfüber drei quakende Gänse hängen; hinter ihnen zwei weißgekleidete kleine Mädchen, die Finger in die grünen Schleifen gehakt, mit der die Patisserie-Schachteln zusammengebunden sind. Es gibt kein Entrinnen. Selbst die sinnlichen Körper im Bikini an unserem Fluß sind nicht sicher. Ich seziere sie zu Sehnen, Muskeln und Knochen. Wenigstens, denke ich bei mir, habe ich bisher hier im Süden Frankreichs noch nicht die Hilflosigkeit, die vollständige Horizontalität gesehen, die zu einem echten Gomer gehört.
    Und doch weiß ich, daß es nur eine Frage der Zeit ist. An einem herrlichen, trägen Tag sitze ich allein auf dem Friedhof über dem Dorf. Auf dem Grab eines kleinen Mädchens steht die Inschrift
Priez pour elle,
auf dem Grabgewölbe liegt ein Kruzifix, die gewölbte Brust des Christus lebensecht in glasiertem Ton. Als ich gehe, klingt mir das
Priez pour elle, Priez pour elle
in den Ohren. Ich schlendere den verschlafenen, gewundenen Weg hinunter, mit Blick über das Schloß, die Kirche, die prähistorischen Höhlen, den Marktplatz und weit unten das Flußtal, über die Spielzeugpappeln und die romanische Brücke, die den Weg markieren, und weit über unseren Fluß, den Sohn des Gletschers, den Schöpfer all dieser Dinge. Ich bin diesen Weg am Kamm entlang bisher noch nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher