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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen
Autoren: Stefan Wolf
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er doch nicht.“
    „Du denkst zu gut von den Menschen“,
murmelte Dräger.
    „Was halten Sie davon, Kommissar“,
meinte Tim, „wenn wir Herrn Köschen aufs Kreuz legen. Ich schlage folgendes vor...“
     
    *
     
    Tim durfte Dräger begleiten. Als der
Polizeiwagen vor Valentin Köschens Adresse hielt, spiegelte sich Morgensonne in
den Fenstern des Hauses.
    Sie klingelten. Es dauerte eine Weile,
bis geöffnet wurde. Köschens Gesicht wirkte aufgedunsen. Das Hemd hing ihm aus
der Hose. Aus verschwommenen Augen starrte er die beiden an. Sein Atem roch
nach Schnaps.

    „Köschen“, sagte Dräger böse, „ich
komme in amtlicher Eigenschaft. Fred und Inge Mertens haben ausgesagt, daß Sie
der dritte im Bunde sind: nämlich beteiligt am Einbruch in die Henseler-Villa
am Königsweg.“
    Das war ein Bluff, der auf Tims
Verdacht beruhte. Nichts hatte das Gaunerpärchen gegen Köschen vorgebracht. Ein
Täuschungsversuch also, der fehlschlagen konnte. Aber Köschens alkohol-trübes
Gehirn reagierte wie gewünscht.
    „Na und?“ brüllte er. „Von irgendwas
muß der Mensch schließlich leben. Was sagen die Mertens denn noch? Habe ich
etwa Carmen niedergeschlagen — ganz aus Versehen? Damit Sie’s wissen,
Kommissar: Freddy war’s. Dieser gewalttätige Hund! Aber er wußte nicht, wen er
niedermacht. Nee, das hat er nicht gesehen in der Dunkelheit.“
    Na, prima! dachte Tim. Das hätten wir.
    „Damit nicht genug“, setzte Dräger zum
zweiten Bluff an, „haben Sie sich einer weiteren Straftat schuldig gemacht,
Valentin Köschen. Sie wurden nämlich beobachtet, als Sie hinter dem Weekend
eine Damenhandtasche wegwarfen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um
Isabels Handtasche.“ Köschen verdrehte die Augen, riß den Mund auf und keuchte.
Im nächsten Moment schlug er die Stirn an den Türpfosten — nochmal und nochmal.
    Es dröhnte. Tim vernahm ein knackendes
Geräusch, wobei sich nicht unterscheiden ließ, ob das morsche Holz nachgab oder
Köschens Schädel.
    Nachdem er sich die fünfte Kopfnuß
verpaßt hatte, taumelte er zurück.
    „Immer ich!“ jaulte er. „Was ich auch
anpacke — Pech, Pech, Pech! Nur Unglück! Mir gelingt nichts! Ja, ich wollte ihr
eins auswischen, der verdammten Kanaille. Ich habe ihre Tasche geklaut. Als ich
dann hinterm Weekend den Zeitzünder liegen sah, habe ich die Tasche dazugelegt.
War doch schlau gedacht, nicht? Konnte ich denn ahnen, daß mich wer sieht?“
    Tim und Dräger tauschten einen Blick.
    „Ich muß Sie festnehmen, Köschen“,
sagte der Kommissar. „Packen Sie Ihre Zahnbürste ein!“
     
    *
     
    An diesem Vormittag ließ Isabel den Betrieb
im ERLENHOF auf Sparflamme laufen. Die Versorgung der Hausgäste litt darunter
nicht. Doch für Tim, Gaby und Klößchen ergab sich ein Freiraum, den sie sofort
nutzten. Karl konnte leider nicht mit, sondern mußte die Rezeption verwalten
und den Telefondienst übernehmen — als die drei loszogen.
    „Vielleicht irre ich mich“, hatte Tim
seinen Freunden erklärt, „aber beobachten sollten wir die drei unbedingt.“ Er
meinte das Mercedes-Trio. „Es ist doch kein Zufall, daß deren Wagen weit
entfernt vom Weekend geparkt war, als dort der Brand ausbrach. Und daß die drei
als erste türmten — mit sämtlichen Klamotten im Koffer. Ich meine, es riecht
förmlich danach: Sie wußten, daß und wann die Brandkatastrophe
losbricht.“
    „Ich habe noch über eins nachgedacht“,
sagte Gaby: „Wieso sprach Poldemar Plöckl vom vorletzten Auftrag, vom letzten
und vom Vorschuß für die neue Aktion — als er die drei aufforderte, ihre Kohle
bei ihm im Erlenhof abzuholen. Das klingt doch ganz so, als sei er ihr Boss.“
    „Und mit dem neuen Auftrag“, rief
Klößchen, „war die Brandstiftung im Weekend gemeint! Dann sind das also die
Schutzgeld-Erpresser. Und mit dem schwelenden Hotelkrieg hier hat das Großfeuer
gar nichts zu tun.“
    „Ist exakt meine Meinung“, sagte Tim.
    Gaby pustete gegen ihren Goldpony und
nickte.
    Sie taperten zu dem Parkplatz, der
zwischen dem Bankhaus Thaler und der Mariendistel-Apotheke liegt.
    Der weiße Mercedes stand an derselben
Stelle wie gestern abend.
    Die TKKG-Freunde beäugten ihn aus der
Nähe. Drei schicke Koffer stapelten sich auf den Rücksitzen.
    „Wieso das?“ wunderte sich Gaby. „Koffer
gehören doch in den Kofferraum!“
    „Daraus folgere ich“, meinte Klößchen —
und schob sich ein großes Stück Schokolade zwischen die Kaustumpen, „daß dieser
anderweitig belegt ist.
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