Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Der
Frühling regte sich, aber in schattigen Winkeln lagen noch Schneereste, und wer
nachts spazieren ging, brauchte warme Strümpfe.
    Nicht mal zwei Stunden dauerte die
Fahrt, dann hielt der Zug in Bad Neuzell.
    Die vier TKKG-Freunde stürmten hinaus,
und selbstverständlich hatte Tim sich zusätzlich mit Gabys Koffer beladen.
    Milde Sonne vergoldete das alte
Stationsgebäude. Bad Neuzell war ein hübscher, kleiner Ort — eingebettet
zwischen sanften, grünen Hängen, umgeben von Wäldern, umhüllt von guter Luft.
    Die Nähe größerer Städte hatte sich
schon immer vorteilhaft ausgewirkt. Besonders an Wochenenden waren die Straßen
überfüllt, und der Ausschank des Heilquellenwassers stieg sprunghaft an.
    „Hier also“, meinte Klößchen, „werden
wir den Erlenhof vor dem sicheren Ruin retten. Könnte mir ‘ne miesere Umgebung
dafür vorstellen. Was mein Auge sieht, gefällt. Hoffentlich werden wir
Neuzeller Ehrenbürger — nach getaner Tat, nach geleisteter Hilfe.“
    „Nun krieg dich mal wieder!“ stoppte
ihn Tim. „Für Klo-Reinigung und Kartoffelschälen gibt’s keine Goldmedaille.“
    Ein Dutzend Leute war mit ihnen
ausgestiegen.
    Die people sahen gästig aus, nämlich
feingemacht und erholungsbedürftig.
    Über dem Ausgang des Stationsgebäudes
hing ein Werbe-Transparent: Bad Neuzeller Heilquelle — Gesund-Trunk für jeden!
    Gaby reckte den Kopf.
    „Tante Isa wollte Jörg schicken. Aber
ich sehe ihn nicht. Vielleicht wartet er vor dem Bahnhof.“
    Sie stiefelten los.

3. Der ,Boss’
     
    Taxis fuhren ab. Von den Reisenden war
keiner mehr da — ausgenommen die TKKG-Bande.
    Die vier Freunde standen bei ihren
Koffern und guckten in alle Richtungen. Jörg war nicht zu sehen.
    „Ehe ich mir hier die Beine kurz warte“,
sagte Tim, „socken wir doch lieber los. Weißt du den Weg, Pfote? Wenn nicht — haben
wir ja Schnäbel zum Fragen.“
    „Nicht nötig!“ sagte Karl. „Dort kommt
der Abholer.“
    Es handelte sich um einen Lieferwagen,
für den nur bescheidene Anschaffungskosten aufzubringen sind.
    Auf beiden Seiten trug er Reklameaufschrift:
ERLENHOF — DAS ROMANTIK-HOTEL. Dazu Anschrift und Telefonnummer.
    Hinterm Lenkrad saß ein Typ.
    Jörg? überlegte Tim. Sicherlich. Er ist
volljährig, kann also durchaus im Besitz des Führerscheins sein.
    Beinahe wäre der Wagen an ihnen
vorbeigeeiert. Doch dann erkannte der Chauffeur die hübsche Verwandte aus der
Stadt und latschte voll auf die Bremse.
    Länger als einen Monat, stellte Tim
fest, hat der den Führerschein nicht. Anfänger!
    Im geöffneten Beifahrerfenster erschien
ein Gesicht.
    „Heh, ihr! Seid ihr die, die ich
abholen soll? Bist du Gaby?“
    „Tag, Jörg!“ sagte sie. „Habe ich mich
in den drei Jahren so verändert?“
    „Keine Ahnung. Dein Foto steht nicht
auf meinem Nachttisch. Steigt ein! Ich kann hier nicht ewig herumtrödeln.“
    „Es geht doch nichts über ein
herzliches Willkommen“, meinte Tim, während sie die Koffer hinter der Hecktür
verstauten.
    „Vielleicht bekommt ihm das Heilwasser
nicht“, mutmaßte Karl. „Was dem einen die Gallenblase heilt, drückt dem andern
aufs Gehirn.“
    „Pst!“ machte Gaby.
    „Hast recht“, nickte Tim. „Das Beste
soll man sich für später aufheben. Ich meine den Streit.“
    „Pst!“
    Der Wagen war vorn so eingerichtet, daß
sechs Personen Platz hatten.
    Karl und Klößchen setzten sich neben
Jörg, Gaby und Tim in die zweite Reihe.
    Im Wagen roch es nach Sauerkraut, aber
noch stärker nach Zigarettenrauch. Den sonderte Jörg durch die Nüstern ab.
Lässig hing ihm der Glimmstengel im Mundwinkel.
    Wenn sein Vater ein Schönling ist,
dachte Tim, geht Jörg nach der Mutter. Und mit der kann’s nicht so toll sein — hinsichtlich
der Schönheit.
    Der 18jährige hatte dichtes
Schwarzhaar, das bürstig geschnitten war. Im Gesicht überwog die untere Hälfte,
und die Augen waren so klein und flink wie bei einem Gorilla. Figürlich schien
der Erlenhof-Junior groß und stämmig zu sein. Aber er hing ziemlich schlaff in
seiner Lederjacke.
    Als die TKKG-Bande einstieg, hatte er
genickt und „Hallo!“ gesagt, aber keinem die Hand gegeben. Sämtliche Griffel
ließ er am Lenkrad.
    Jetzt rumpelte er los mit dem
hoteleigenen Mobil, daß den vier weltlichen Nothelfern Hören und Sehen verging.
    Gaby hielt sich an Tim fest.
    Klößchen, der den Mund voller Schoko
hatte, biß sich versehentlich auf die Zunge und fluchte.
    Tim tippte Jörg auf die Schulter. „Wir
glauben dir, daß die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher