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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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hatten, stand angesichts der Beweise, die er ihr vorgelegt hatte, außer Frage. Doch was half ihr alles Wissen darum, solange sie es nicht auch fühlte?
    Und dafür fand sich genauso wenig ein Indiz wie auf dem Ringfinger ihrer rechten Hand.
    Nichts deutete darauf hin, dass dort je ein Ehering gesteckt hatte. Wo mochte er sein? War er möglicherweise bei ihrem Unfall verloren gegangen und in dem Wrack ihres Autos verbrannt?
    „Ich muss noch mal weg." Andres Stimme riss sie aus ihren trüben Gedanken. Er stand auf der Türschwelle und sah Samantha besorgt an.
    Instinktiv fragte sich Samantha, woher das Misstrauen rührte, das sie ihm gegenüber empfand. Sein Äußeres konnte jedenfalls nicht dafür verantwortlich sein. Daran gab es nicht das Geringste auszusetzen. Im Gegenteil. Zu sagen, dass er gut aussah, wäre maßlos untertrieben gewesen - weshalb es eher ein Anlass zur Sorge gewesen wäre, wenn er sie kalt gelassen hätte.
    „Es ist etwas Geschäftliches und könnte eine Weile dauern", erklärte Andre den Grund seines plötzlichen Aufbruchs. „Du möchtest dich sicherlich etwas ausruhen. Nathan hat mir erzählt, dass du zusätzlich zu deiner Arbeit an der Rezeption auch noch in der Bar arbeiten musstest. Kein Wunder, dass du erschöpft aussiehst."
    Da war es wieder, was Samantha an ihm nicht mochte. Er hatte das eigentümliche Talent, sie ständig in ihrem Stolz zu verletzen. „Ich habe die Arbeit gern gemacht", hielt sie ihm entgegen. „Und wenn man bedenkt, wie ... erschöpft ich damals ausgesehen habe und wie oft ich freinehmen musste, um zur Krankengymnastik zu gehen, habe ich allen Grund, dem Geschäftsführer des Tremount dankbar zu sein. Er war ein Glücksfall für mich."
    „Du warst ein Glücksfall für ihn, wolltest du sagen", verbesserte Andre sie energisch.
    „Ohne es zu wissen, hat er mit dir eine der fähigsten Mitarbeiterinnen eingestellt, die er überhaupt bekommen konnte."
    Sosehr seine Worte Samantha auch überraschten - in Anbetracht der Tatsache, wie
    selbstverständlich ihr die Arbeit vom ersten Tag an von der Hand gegangen war, lag der Gedanke, dass sie bereits vor ihrem Unfall in der Hotelbranche gearbeitet hatte, durchaus nahe.
    „Deine Bescheidenheit in allen Ehren", setzte Andre fort und musterte Samantha von Kopf bis Fuß. „Trotzdem solltest du dir dringend etwas anderes zum Anziehen kaufen. Ich dulde es nicht, dass meine Frau in solchen Lumpen herumläuft."
    „Gibt es sonst noch etwas, was Sie an mir auszusetzen haben?" fragte sie und versuchte zu überspielen, wie tief er sie erneut verletzt hatte.
    „Allerdings gibt es das!" Andres Antwort fiel erschreckend direkt aus. „Als Erstes deine Frisur. Es passt einfach nicht zu dir, wenn du dir das Haar hochsteckst. Es sieht aus, als wolltest du um jeden Preis den Eindruck erwecken, dass du kein Wässerchen trüben kannst.
    Fairer wäre es, du würdest aufhören, dich zu verstellen. Und sei es nur, um den einen oder anderen vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren."
    „Wollen Sie mit Ihren Andeutungen auf etwas Bestimmtes hinaus?"
    „Und ob", gab Andre unumwunden zu. „Aber das musst du schon selbst..."
    „Es scheint mir das Einfachste, wenn wir mit dem ersten Punkt beginnen", fiel Samantha ihm ins Wort und wunderte sich darüber, wie ruhig sie blieb, obwohl es in ihr brodelte.
    „Neue Kleider sind allerdings nicht ganz billig. Bin ich auf Ihre Großzügigkeit angewiesen, oder verfüge ich über eigenes Geld?"
    „Dein Konto ist prall gefüllt", teilte er ihr mit und nannte ihr eine der führenden Großbanken.
    „Ich brauche also nur in eine Zweigstelle zu gehen und meinen Ausweis vorzulegen, um an mein Geld zu kommen? Dann sollten Sie sich lieber vorsehen, signore", warnte sie ihn auf sein Nicken hin. „Sonst könnte es sein, dass ich spontan beschließe, ein zweites Mal spurlos zu verschwinden. Wobei ich mich frage, ob Ihnen das überhaupt auffallen würde."
    Noch bevor das letzte Wort verklungen war, stand Andre ganz nah vor Samantha. „Du kannst es ja versuchen", fuhr er sie an. „Nur solltest du wissen, dass ich dir dieses Mal bis ans Ende der Welt folgen würde."
    Doch Samantha war entschlossen, sich nicht länger einschüchtern zu lassen. „Und warum hat es Sie beim ersten Mal nicht interessiert?" fragte sie provozierend.
    „Woher nimmst du das Recht, so etwas zu behaupten?"
    „Immerhin haben Sie das Land verlassen, ohne sich um mich zu kümmern."
    „Allerdings habe ich das", erwiderte Andre bitter und

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