Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos
Autoren: Jonathan Burke
Vom Netzwerk:
sich nicht dazu durchringen, ihr zu trauen.
    Sie sagte: „Es würde eher der Wahrheit entsprechen, zu antworten, daß ich auf der Flucht vor mir selbst bin. Aber so leicht kann man sein Selbst nicht abschütteln.“
    „Marilyn – manchmal denke ich, daß ich vielleicht …“
    Er sah, daß der Bartender zu ihnen herüberstarrte. Er warf ihm einen finsteren Blick zu. Der Mann drehte sich um und schob mehrere Gläser in den Wäscher.
    Marilyn fuhr fort: „Du bist gar nicht so weit weggelaufen, nicht wahr? Du bist immer noch der Beamte, der seine Nachforschungen durchführt – das ist doch der höfliche Ausdruck für Schnüffeln und Spähen?“ Sie unterdrückte einen schluchzenden Laut. „Wenn du deinen Beruf nicht so hervorragend ausfülltest, wärst du niemals über Chris und mich gestolpert.“
    „Du weißt, daß ich lediglich im Begriff stand, den manischen Schmugglerring zu sprengen. Es war dein kostbarer Chris, hinter dem ich her war. Und was ich herausfand – nun, ich hatte es nicht erwartet.“
    „Warum mußtest du es überhaupt herausfinden? Ich war eine Närrin, mich jemals mit ihm einzulassen. Du wußtest, daß ich in Wirklichkeit dich liebte. Du wußtest es.“
    „So?“ brachte er mühsam hervor.
    „Wenn du nur versucht hättest, mich zu verstehen. Wenn du nur wüßtest, was verzeihen heißt. Wenn du nur …“ Sie begann, unverhüllt zu weinen. „Verdammt seist du“, stieß sie hervor. „Weshalb muß ich dich hier treffen? Wenn du mich nur gehen ließest, dann wäre ich in zwanzig Minuten aus deinem Leben verschwunden, und es wäre für uns beide das beste.“
    „Niemand darf das Hotel verlassen“, entgegnete er steif. „Ich wünsche jeden im Gesellschaftsraum zu sehen. Vielleicht dauert es nicht lange, aber ich kann keine Ausnahmen machen. Sobald es vorüber ist – Marilyn, bitte, glaube mir –“
    „Gut, Plattfuß“, warf sie ihm an den Kopf. „Es muß immer nach deinem Willen gehen, nicht wahr?“ Sie wandte sich ab und musterte ihr Spiegelbild. „Ich biete einen schönen Anblick. Hoffentlich darf ich noch einmal auf mein Zimmer gehen?“
    „Du wirst dich beeilen müssen“, erwiderte Harrison. „Ich möchte –“
    „Du möchtest jeden im Gesellschaftsraum haben. Ich bin nicht schwerhörig. Ich komme sofort. Dem Gesetz muß ja Genüge getan werden.“
    Sie ging aufgerichtet an ihm vorbei und hinterließ nur eine schwache Wolke ihres Parfüms in der Luft.
    Er starrte den Bartender an, der vor sich hin grinste, und ging hinaus.
    Die Gäste waren dabei, sich im Gesellschaftsraum zu versammeln. Er vernahm ihr Murren und ihre schrillen Proteste. Ein Gewirr der verschiedensten Sprachen redete und schnatterte durcheinander.
    „Wir haben einen Aldebaraner oben, Mr. Harrison“, warf Oliver ein. „Das Öffnen muß nach einem bestimmten System durchgeführt werden und dauert seine Zeit.“
    „Ich hoffe jedenfalls, Sie haben ihm klargemacht, daß wir ihn schnellstens zu sehen wünschen. Behalten Sie sein Zimmer im Auge, Brady. Er wäre ein gefundenes Fressen für den Uranier – und wenn er einmal in einem der aldebaranischen Anzüge steckt, können wir ihn nur schwer entdecken.“
    Er betrat den Gesellschaftsraum. Feindselige Gesichter wandten sich ihm zu. Während er einen Augenblick verhielt, kam Marilyn hinter ihm herein und ging an ihm vorbei, ihn dabei mit einem kurzen Blick streifend.
    Harrison lehnte sich gegen einen Ecktisch, um jeden im Auge behalten zu können. Brady stand im Eingang.
    Harrison begann: „Es tut mir außerordentlich leid, meine Damen und Herren und … und andere Gäste. Für keinen von uns ist die Situation angenehm. Ich denke, ich gebe Ihnen besser einen oder zwei Punkte bekannt.“ Aber nicht zu viele, dachte er innerlich. „Ein Gefangener ist aus Pellucin geflohen.“
    Ein erschrockenes Murmeln durchlief die Gruppe.
    „Es besteht keine Gefahr“, sagte er wider sein besseres Wissen. „Aber es wird einige Schwierigkeiten bereiten, den Flüchtling aufzufinden. Er kann sich hinter jedem von Ihnen verbergen.“
    Ein Protestgeschrei erhob sich.
    „Nun hören Sie mal –“
    „Wie können Sie es wagen!“
    „Ich habe meine Papiere. Ich bestehe darauf, daß –“
    „Ich kann keine näheren Erklärungen abgeben“, erhob Harrison seine Stimme. „Ich wiederhole lediglich, daß er sich hinter jedem von Ihnen verbergen könnte. Bis wir wissen, welche Maske er angenommen hat, verläßt niemand das Hotel. Wir kennen Mittel und Wege, um festzustellen, wer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher