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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition)
Autoren: Juan Santiago
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Falten.
    »Läufst Du mir etwa hinterher?«, fragt er mich misstrauisch.
    »Darauf kann ich mal so gar nicht.«
    »Nicht wirklich.« Ich schüttele den Kopf.
    »Ich bin auf der Suche nach einem gewissen Herr Götz.«
»Das bin ich«, antwortet mir mein Gegenüber, immer noch angespannt.
    »Ich bin Olaf Bauer, Morddezernat«, stelle ich mich vor und grinse.
    »Nee, oder?« Der Kleine lacht leise.
»Und ich hatte schon gedacht, Du würdest mir nachstellen.« Er überlegt für einen Moment.
    »Eigentlich hatte ich mir gleich gedacht, dass dieser ominöse Kommissar Bauer schwul ist, man hört es nämlich an der Stimme... aber ich hatte mir den etwas - entschuldige - männlicher vorgestellt... und aktiv«, lacht er. Bitte?
    Das kann er haben.
    »Ich kann durchaus auch aktiv sein«, grinse ich frech, »aber bei den meisten Typen lohnt es sich einfach nicht. Wann hast Du Feierabend?«, frage ich ihn.
    »Um halb eins«, antwortet mir Timo Götz. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde.
    »Ich würd mal vorschlagen, dass Du mir den Obduktionsbericht ins Büro bringst und deshalb jetzt schon gehen musst. Wir treffen uns gleich auf dem Parkplatz und fahren zu mir, okay?« Der Kleine grinst auf seine unwiderstehliche Art und nickt.
    »Okay. In zehn Minuten.« Und so geschieht es.

    Als Timo sich neben mir auf den Beifahrersitz fallen lässt, fällt mir ein, dass ich ihn nicht mit zu mir nehmen kann... jedenfalls nicht direkt. Wir sitzen nämlich in einem zivilen Streifenwagen, und der sollte bis zum Dienstschluss auf dem Hof stehen, wenn ich keine Lust auf Nachfragen, endlose Formulare und Störungen von Kollegen bei dem haben will, was mich jetzt erwartet: Sex. Nicht die Sorte, die ich mit Timo sowieso schon habe, mich reizt gerade das »danach«... das enganeinanderliegende Kuscheln. Und wenn er unbedingt will, dann werde ich eben auch mal aktiv - ihm zuliebe. Shit, was rede ich denn da eigentlich? Ich klinge ja, als wäre ich verliebt. Um Gottes Willen. Eine Schlampe verliebt sich nicht. Eine Schlampe hat Sex. Schweißtreibenden, banalen Sex. Was mache ich stattdessen? Ich fahre zum Polizeipräsidium, lasse meine Blicke immer wieder über Timos Körper streifen, mustere ihn verstohlen, freue mich auf die Dinge, die wir gleich einander geben werden und hoffe, dass er Zeit hat, anstelle mit ihm auf einen Autobahnparkplatz zu fahren und unkomplizierten, schnellen Spaß zu haben. Verstohlen fasse ich mir an die Stirn. Kalt, das bedeutet, ich bin nicht krank. Oder doch?

    Auf dem Parkplatz in der Polizeimeister-Kasper-Straße angekommen, parke ich den Streifenwagen im Schnellverfahren. Das heißt, Auto hin, Timo und Olaf raus, Tür zu, Schlüssel zum Pförtner und dann ab zur U-Bahn. Wir fahren nämlich mit der U-Bahn, haben wir beschlossen. Timo hat ein Semesterticket, ich meine Monatskarte, und außerdem bin ich heute schon Taxi gefahren. Zumal man in der U-Bahn lauter lustige Leute trifft. Kleine Türken, die sich im Spiegelbild der Fensterscheiben ständig die Wimpern nachziehen, als wären sie schwul (was sie aber nicht sind), knutschende Lesben und alte brabbelnde Omas mit spitzen Nasen und Kopftüchern, denen nur noch der Besen fehlt, um nach Hause zu fliegen. Also fahren wir mit der U1 zur Hauptwache. Auf dem Vierersitz uns gegenüber sitzt der typische Frankfurter Frührentner mit einer Flasche Binding Export und einem »Senatspräsidenten« - Billigweinbrand in der Hand, und glotzt uns blöde an. Ich liebe die U-Bahn. An der Hauptwache erwischen wir gerade noch so die S4, die an der Galluswarte hält, dort kommt gerade die 21, und drei Minuten später sind wir vor meiner Wohnung in der Schwalbacher Straße. Drei Treppen später fingere ich in meiner linken Hosentasche nach dem Wohnungsschlüssel, während meine Lippen und Zunge anderweitig beschäftigt sind. Ich öffne die Tür, ziehe dieses heiße Gerät in den Flur, kicke die Tür mit dem Absatz zu, dränge Timo mit dem Beckenknochen an die Wand und will gerade meine Zunge erneut in seinen Mund schieben, als mein Handy klingelt. Für einen Moment bin ich versucht, das Handy gegen die Wand zu werfen, dann entscheide ich mich doch dagegen und melde mich.

    »Was?« Klinge ich genervt? Ich habe keine Ahnung, es ist mir auch grad so was von egal, das kann man sich gar nicht vorstellen. Verdammte Axt. Ich habe Feierabend, ich stehe mit dem geilsten Apparat seit Menschengedenken im Flur meiner Wohnung und will ficken, und anstelle meinen Hammer in ihm zu
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