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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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schaden?«
    »Man kann einen Ruf auch nach dem Tode noch zerstören.«
    »Dann ist es allenfalls mein Ruf. Ich allein bin für mich verantwortlich. Und ich habe beschlossen, ein Zeichen gegen die Willkür zu setzen.«
     »Willkür? Das mag uns so scheinen. Aber Gottes Wege sind unergründlich.«
    »Du redest wie ein Pfaffe!«
    »Und du wie ein dem Irrenhaus Entsprungener! Hör mir zu: Das darfst du nicht! Versündige dich nicht!«
    Meine Gedanken gleiten wieder in die Gegenwart, ins Hier und Jetzt. Während ich mein Werk betrachte, fühle ich mich besser, wenn auch längst nicht gut. Aus dem breitesten Riss des Sandsteintrogs, den Liz noch zu Lebzeiten eigenhändig mit Lilien bepflanzte – ihren Lieblingsblumen –, hole ich den klobigen Messingschlüssel hervor, der in das Schloss der Eichentür passt.
    Ich warte, bis die Riegel zurückschnappen, dann stoße ich die schwere Tür nach innen auf. Sie knarrt in den Scharnieren. Die Lampe weit von mir gestreckt, trete ich ein, und just als ich die Schwelle überwinde, zischt es in der Flamme, als wäre ein Insekt hineingeflogen und verbrannt. Das Licht flackert eine Weile, dann beruhigt es sich wieder.
    Ebenso viele Stufen, wie ich draußen ersteigen musste, gehe ich jetzt wieder hinab. In den Nischen ist Platz für acht Steinsärge, die da auch stehen. Sechs davon sind belegt, zwei noch leer. In einem von ihnen werde ich wohl bald schon selbst liegen, ganz nah bei ihr, bei …
    Meine Gedanken stocken, als ich vor dem Sarkophag ankomme und die Lampe an den Haken in der Wand darüber hänge. Mein Blick schweift über die eingravierten Kreuze, die nicht nur an den Wänden prangen, sondern auch auf den Särgen selbst, und mir wird klar, dass der Steinmetz noch mehr Arbeit bekommen wird als nur die, über die ich mit Edmond stritt.
    Schließlich lege ich beide Hände flach auf den Deckel und versuche, jene Verbindung zu Liz herzustellen, die zeitlebens nie abriss, und von der ich nicht akzeptieren kann, dass sie jetzt erloschen sein soll.
    Statt zu dem schrecklichen Gott zu beten, der mir mein Liebstes genommen hat, bete ich zu Liz selbst. Es scheint mir natürlich, betete ich sie doch immer an.
    Und schon nach kurzer Zeit strömt mir durch den kalten Stein hindurch eine solche Wärme entgegen, dass sich ein Stöhnen aus meiner Brust löst, das geisterhaft durch das Gewölbe weht. Ich erschauere. Vor Glück. Schließe die Augen und verfalle der Strömung, die wie ein lauer Sommerhauch dem Sarg entsteigt, verfalle ihr wie ein Opiumsüchtiger seiner Droge.
    Als ich der Gruft wieder entsteige, fühle ich mich so lebendig wie seit Liz’ Tod nicht mehr. Den Schrecknissen der Realität entrückt, begebe ich mich zu Bett und nehme mit, was mir im Grab geschenkt wurde.
    Zum ersten Mal seit Wochen verfalle ich nicht nur in unruhigen, kurzzeitigen Schlaf, durchwoben von albtraumhaften Heimsuchungen, nein, ich schlafe durch wie früher, als alles gut war, als mein Leben noch Sinn hatte.
    Ach, Lizzy …
*
    Martha ist wieder da. Ich hatte ihr freigegeben, bei vollen Bezügen, und sie seit der Beisetzung nicht mehr gesehen. Schwester und Schwager leben in Stratford, im Herzen der kleinen Stadt, und damit nur einen Katzensprung entfernt von meinem am Ortsrand liegenden Anwesen. Die Crowleys waren, zumindest soweit die Ahnenforschung zurückreicht, schon immer wohlhabend gewesen. Damals war der Abstand zur Stadt auch noch bedeutend größer. Aber Landverkäufe eines meiner Vorfahren, die dieser tätigte, um den Wohlstand auch in schwereren Zeiten wahren zu können, hatten die Häuser näher rücken lassen.
    Nun, zurück zu Martha: Sie ist eine rüstige, ältere Frau, die schon meinen Eltern den Haushalt führte und die mich in meiner Kindheit mit strenger Hand großzuziehen half; streng, aber gerecht war sie stets, und so habe ich nur gute Erinnerungen an diese Zeit. Als ich selbst Herr im Hause Crowley wurde – viel zu plötzlich, wie mir noch heute scheint, weil der Typhus mir Vater und Mutter entriss, als ich sie eigentlich noch gebraucht hätte –, war es anfänglich nicht immer einfach für Martha, sich meinen Anordnungen zu unterwerfen. Für sie mag ich immer noch der kleine Junge gewesen sein, dem sie, wo nötig, die Ohren lang zog oder ihn zur Strafe die Küche schrubben ließ.
    Blitzblank, wie sie mit einem selbst in der Strenge noch wohlwollenden Funkeln in den Augen zu betonen pflegte.
    Ich sitze beim Lunch, als es an der Haustür schellt. Mein Appetit ist besser als in den
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