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Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Titel: Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss
Autoren: Uwe Voehl
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lange Eisenstange in der Hand und schleifte sie hinter sich her. Der andere trug eine Axt.
    Beppo hielt den Atem an, als sie an ihm vorbeigingen. Die beiden sprachen kein Wort miteinander. Sie erinnerten Beppo an menschliche Roboter. Oder zwei Raubtiere auf der Jagd. Er hatte keine Zweifel, dass sie ihn suchten.
    Er wartete, bis der Lichtkegel verschwunden war. Dann drang er tiefer in die Dunkelheit vor. Diesmal war er noch vorsichtiger. Er rechnete jeden Moment damit, dass ihn jemand ansprang. Sein übermächtiger Gegner war schlau. Und er schien bereits jetzt davon auszugehen, dass Beppo überlebt hatte.
    Doch sein Leben war nebensächlich. Beppo fiel wieder ein, was die Newsticker verkündet hatten, bevor er auf die Schienen gestoßen worden war.

12
Jan
13. Dezember 2012
    »And I don’t know where I’ll be tonight but I’ll always tell you where I am.«
    – Dire Straits, Tunnel of Love
    Es war jetzt zwei Monate her. Auch an jenem Tag hatte Laura ihn nicht mitnehmen wollen. Aber Jan hatte gespürt, dass es wichtig war, dass er sie begleitete. Also hatte er so lange Terror gemacht, bis sie schließlich eingewilligt hatte.
    Sie waren zusammen ins Jugendzentrum gegangen. Das heißt, Laura war gegangen; Jan war in seinem elektrischen Rollstuhl ein paar Meter hinter ihr hergefahren. Laura wollte nicht, dass sie sich zusammen zeigten. Wahrscheinlich hatte sie ein Date mit einem Jungen.
    Vor dem Jugendzentrum hatte er drei Stunden draußen in der Kälte warten müssen. Zweimal hatte Laura nach ihm gesehen und ihm Glühwein eingeflößt. Danach war es auszuhalten gewesen.
    Als Jan und Laura den Rückweg antraten, war es spät geworden. Sie hätten längst zu Hause sein müssen. Also hatte Laura die Abkürzung durch den Tunnel genommen.
    Der Tunnel war so ziemlich die verrufenste Ecke, von der Jan je gehört hatte. Junkies, Obdachlose, Zuhälter, Schläger und anderes Gesindel trieb sich da angeblich herum. In der Schule warnten die Lehrer davor, den Weg durch den Tunnel zu nehmen, und unter den Kindern kursierte die Geschichte (»Die Geschichte ist wahr! Schwör mir, dass du sie keinem weitererzählst!«), dass die hübsche Annika Tienes, die in Lauras Klasse gewesen war, im Tunnel verschwunden sei.
    Offiziell hieß es, ihre Eltern hätten sie auf ein Internat in der Schweiz geschickt. Die wahre Geschichte besagte, dass ein Mädchenmörder Annika im Tunnel aufgelauert und sie aufgeschlitzt habe. Aber sie war nicht sofort tot gewesen. Ihre Peiniger hätten sie noch mehrere Wochen am Leben gehalten und sie für Geld dem Abschaum im Tunnel angeboten. Einige Kinder schworen sogar, sie hätten noch Monate nach Annikas Verschwinden ihre Schreie aus dem Tunnel gehört …
    Leid tat es keinem, denn Annika war eine verdammte Zicke und Petze gewesen. Laura hatte sich einmal hinreißen lassen, zu ihrem Bruder zu sagen: »Der haben sie die Überheblichkeit aus dem Leib gevögelt.« Für eine Zwölfjährige war das ein ganz schön cooler Spruch.
    An all das hatte Jan denken müssen, als Laura damals vom schwarzen Eingang des Tunnels verschluckt worden war. Er selbst war ein Stück entfernt zurückgeblieben, denn er spürte ein seltsames Kribbeln im Bauch und wollte dieses Gefühl bis zur letzten Sekunde genießen.
    Dann hatte er die Schreie gehört. Nicht die von Annika oder ihrem Gespenst, sondern von Laura.
    In diesem Moment war irgendetwas mit ihm geschehen. Es hatte mit seiner Angst zu tun. Es war, als wäre etwas in seinem Kopf explodiert. Und dann hatte er diesen Clown gesehen. Doch er hatte keine Angst vor dem Clown gehabt, denn der war auf seiner Seite.
    Wie der Teufel war Jan mit seinem Rollstuhl in den Tunnel gerast. Dabei hatte er Schreie ausgestoßen wie ein Tier. Tatsächlich hatte er Lauras Angreifer verscheucht. Wie er das geschafft hatte, wusste er später nicht mehr. Es musste an seinem plötzlichen Auftauchen und seinem wilden Geschrei gelegen haben.
    Und er hatte mit den Angreifern irgendetwas angestellt. Aber was? Auch daran konnte er sich nicht erinnern.
    Nachher, auf dem Weg nach Hause, hatte Laura die ganze Zeit geweint. Plötzlich war der Clown wieder an seiner Seite gewesen, hatte einen Zeigefinger an die Lippen geführt und ihm ein Auge zugedrückt. Jan hatte zurückgezwinkert. Klar, die Sache bleibt unter uns!
    Wie die anderen elf-, zwölfmal, als der Clown wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Manchmal half er Jan, ein paar Dinge zu sich schweben zu lassen, an die er sonst nie herangekommen wäre. Ein
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